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Ein wenig Nachsicht täte gut

Christian Beck

Die erst 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg gibt den Tarif durch. Vergangenen Freitag hatte sie am «Smile for Future»-Kongress der Klimajugend in Lausanne Journalisten aus dem Saal werfen lassen – «weil sie es sonst darstellen, als hätten wir Streit» (persoenlich.com berichtete).

Auf leerem Magen dürfte dieser Entscheid nicht gefallen sein. Die Migros lieferte der «Fridays for Future»-Bewegung jeden Abend gratis unverkaufte Lebensmittel. 449 Konferenzteilnehmer konnten so verköstigt werden. «Mit dabei war auch Greta Thunberg», jubelte der orange Riese auf Facebook. Und postete ein Selfie eines Migros-Mitarbeiters mit der Klimaaktivistin.

Die Freude währte nicht lange, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Wir haben die Migros kontaktiert und sie gebeten, das Foto runterzunehmen», heisst es vom Team Thunberg. Die Migros gibt zu, zu wenig genau abgeklärt zu haben, wofür das Bild verwendet werden soll. Da Thunberg minderjährig sei, habe man zuvor ihren Vater um seine Einwilligung für das Foto gebeten, so der Tagi.

Dass das Selfie weg muss, ist etwas kleinlich. Auch wenn es «ein Missverständnis» gewesen sein soll, wie Thunbergs Entourage nun verkündet – hier hätte man durchaus ein Auge zudrücken können. Schliesslich stopfte ja die Migros tagelang 449 hungrige junge Mäuler. Klar, Thunberg war nicht die Organisatorin des Anlasses. Aber sie ist das Vorbild der Bewegung. Den Facebook-Post hätte man der Migros also trotz allem gönnen dürfen – als kleines Zeichen des Dankes für die unbürokratische Kooperation.

Besonders schade an dieser Geschichte: Unter dem Post gab es eine angeregte Diskussion unter anderem rund um das Thema Food Waste. Nicht weniger als 1400 Facebook-Kommentare gingen innert zwei Tagen ein. Diese wichtige Debatte ist nun unwiderruflich gelöscht.



Christian Beck ist Redaktor bei persoenlich.com. 

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