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Empörung ist oft gut fürs Geschäft

Marcus Knill

Der Diätkonzern Protein World zeigte jüngst den durchtrainierten Körper des australischen Models Renee Sommerkleid in knappem Bikini. Verbunden mit  dem Slogan: "Are you beach body ready?" führte dies zu einer Empörungswelle mit Protestaktionen von Feministinnen und Bombendrohungen gegen den Konzern. Eine Petition mit 65'000 Unterschriften, die gegen den angeblichen Sexismus protestierte, führte sogar dazu, dass die Plakate in den Londoner Subways wieder abgehängt werden mussten.

Die zahlreichen Demonstrationen und empörten Verlautbarungen waren erstaunlicherweise sehr gut fürs Geschäft - die Empörung wirkte somit kontraproduktiv.

Laut dem Fachblatt "Marketing" führte der Protest für den bislang unbekannten Konzern innerhalb von vier Tagen zu einem Umsatzplus von fast zwei Millionen Franken.

Im Grunde genommen geschah einmal mehr genau dasselbe, was bei jedem Aufstand gegen Sexismus festgestellt werden kann. Empörung und Verbote fördern ausgerechnet das, was man bekämpfen wollte. Wir müssten eigentlich längt gelernt haben, was Nicole Althaus in der "NZZ am Sonntag" zu diesem Sachverhalt kommentierte: "Sexismus lässt sich nicht verbieten. Wer Mädchen ein gesundes Selbstbild vermitteln will, muss sie darin bestätigen, dass sie der Gesellschaft mehr zu bieten haben, als perfekte Brüste und Beine. Der laute Protest gegen den Bikini Body lehrt uns erst recht, dass sich Frauen nur für ihr Äusseres interessieren.“ 

Fazit: Wer sich empört, müsste sich demnach gut überlegen, ob er mit seinem Protest nicht das Gegenteil dessen erreicht, was er bezwecken wollte. Bei allen Kommunikationsprozessen entscheidet letztlich die Wirkung.

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