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Gehen ist keine Antwort

Pierre Rothschild

Oh nein, jetzt sollen auch noch die Medien schuld sein, dass Nationalrat Jonas Fricker zurückgetreten ist. Und dem «Blick» wird vorgeworfen, mit dem Politiker zu hart ins Gericht gegangen zu sein (persoenlich.com berichtete). Das ist lächerlich. Die Worte im «Blick» waren klar und deutlich, und ein Boulevard-Blatt bringt es so auf den Punkt, wie es ein Boulevard-Blatt eben tut und tun muss.

Und Fricker? Er tritt zurück. Wie ein Kind, das am Kiosk eine Schoggi gestohlen hat, rennt er weg. Das ist keine Antwort. Der Rücktritt hat nichts mit den Medien zu tun, sondern zeigt noch einmal, wie wenig der Mann für die Politik geeignet ist.

Man tritt nicht zurück, sondern man entschuldigt sich mit Nachdruck. Man fliegt nach Jerusalem, besucht das Mahnmal Yad Vashem in Jerusalem für die sechs Millionen Holocaust-Opfer und spricht klare Worte. Man gedenkt und beweist, dass man bereut. Da sollen und müssen Journalisten dabei sein. Und wären es auch gewesen.

Aber zurücktreten? Das ist keine Botschaft, das ist nur eine spontane Reaktion ohne tiefen Inhalt. Eine Reaktion, die bedenkliche Thesen bestärken kann. Nein, die Medien sind mit Jonas Fricker nicht zu hart ins Gericht gegangen. Sie haben aufgezeigt, dass die politische Reife fehlt und fehlte.

Nicht mehr, nicht weniger.


Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich, in den Bereichen Film-Produktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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