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In diesem Duell ging es endlich um Sachthemen

Marcus Knill

Die TV-Debatten beeinflussen zwar Wahlen, doch sie sind nicht entscheidend. Wir können sie als Marksteine auf dem langen Weg zur Präsidentschaftswahl sehen. Dennoch haben sie einen Verstärkereffekt.

Rückblick: Im ersten Duell wurde Hillary Clinton intensiv vorbereitet und gecoacht. Ihr Verhalten wirkte zu kalt, zu aufgesetzt. Der Auftritt zu einstudiert. Trump versuchte sich beim ersten Auftritt zurückzunehmen. Wie zu erfahren war, verzichtete er auf Berater. Der Ausgang des ersten Duells wurde unterschiedlich beurteilt, doch punktete damals Clinton am meisten.

Bei der zweiten Konfrontation erlebte dann die Öffentlichkeit eine widerwärtige Schlammschlacht. Dieses abscheuliche Duell wird in die Mediengeschichte eingehen. Trump verlor trotz aggressivsten Verhaltens enorm an Terrain. Nach der Publikation seiner frauenverachtenden Äusserungen in einem alten Video, verlor er auch aus den eigenen Reihen prominente Anhänger. Viele sahen bereits das Knockout des Provokateurs, obschon Hillary Clinton in vielen Kreisen nach wie vor immer noch auf grosse Ablehnung stösst.

Übrigens: Die Demokratin Clinton und der Republikaner Trump sind laut Umfragen die unbeliebtesten Kandidaten der jüngeren amerikanischen Geschichte. Vor der dritten Debatte stellen wir uns die Frage: Wie werden sich nun die beiden Kontrahenten in der letzten Runde schlagen?

Kaffeesatzleser prognostizierten: Trump wird jetzt aus der Defensive heraus alle Register ziehen und wild um sich schlagen. Clinton müsste somit gar nicht mehr viel machen. Wenn sie die Nerven nicht verliere und auf der Sachebene gelassen argumentiere, werde sie eindeutig gewinnen, schrieb ein Prognostiker.

Ich ging davon aus, dass Trump – jetzt kurz vor der Wahl – peinliche E-Mails veröffentlichen und in der Vergangenheit der Clintons wühlen würde. Anderseits hat Hillary Clinton genügend Finanzkraft, um überraschend gegen den missliebigen Rivalen eine wirkungsvolle Kampagne inszenieren zu lassen. Sie würde aber am meisten gewinnen, wenn sie sich zurücknimmt und Trump zappeln lässt.

Aus purer Verzweiflung verlangte Trump vor dem dritten Auftritt einen Drogentest für beide Akteure. Er zog dabei die Schublade «Psychokrieg», indem er behauptete, Hillary Clinton habe vor dem zweiten Duell «leistungssteigernde Substanzen» zu sich genommen.

Trumps Verschwörungstheorien und seine unhaltbaren Vermutungen und Behauptungen wirkten wie ein Aufbäumen vor dem endgültigen Absturz. Ferner scheint er bereits zu wissen, dass auch die bevorstehenden Wahlen manipuliert werden. Trumps Feindbilder wirken wie Stohhalme, an denen er sich, um nicht zu ertrinken, festklammert.

Wie zu erwarten war, wurden im dritten TV-Duell die gehackten E-Mails thematisiert. Die Enthüllungen von Wikileaks hätten Hillary Clinton enorm schaden können. Aber sie verstand es, ihre Schwachpunkte rasch unter den Teppich zu kehren. Weil Trump so stark im Focus der Medien stand, perlten die Angriffe an ihr ab. Trump sei Dank. Im Duell gelang es Trump höchstens, die Abwärtsspirale ein wenig zu bremsen. Auf eine Detailanalyse verzichte ich nach diesem finalen Schlagabtausch in Las Vegas.

Erwähnenswert ist dennoch: Die Kandidaten schonten sich nicht. Sie gerieten heftig aneinander. Clinton wirkte natürlicher, konzentrierter, war viel aggressiver als erwartet. Für Trump sind die Frauengeschichten eine inszenierte Kampagne der Gegenseite. Er glaubt an eine Verschwörung. Bei diesem Eiszeitduell verweigerten beide den Handschlag.

Was aufgefallen ist: Trump legt sich auf die Anerkennung von Wahlergebnis nicht fest. Donald Trump hält die Wahl weiterhin für manipuliert. Hillary Clinton wirft ihm vor, damit die US-Demokratie zu beschädigen, obschon Clinton beim heiklen Thema Clinton-Stiftung Mühe bekundete, hat sie punktemässig Trump wiederum geschlagen.

Der eigentliche Sieger dieser Debatte ist aber aus meiner Sicht der Moderator. Dieses Duell gab jedenfalls hinsichlich Sachthemen am meisten her. Wer sich fragt, wer in den letzten Monaten wohl Trump am meisten geschadet hat, weiss jetzt die Antwort: Er sich selbst.

Nach der dritten Debatte gibt es wohl nicht mehr viele, die an einen Sieg Trumps glauben. Das Wort Erdrutschsieg machte die Runde. Viele Amerikaner haben übrigens bereits abgestimmt. Die «Oktober-Surprise» mit der Publikation der Steuer- und Videogeschichte Trumps war zu dominant. Hillary Clinton wird nun problemlos – dank Trumps Verhalten – ins Weisse Haus einziehen. Mit einem anderen Kandidaten hätte sich jedoch der Sieg der Demokraten schon früher abgezeichnet.

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Kommentare

  • Ernst Jacob, 23.10.2016 02:59 Uhr
    Herr Trump kann sich wahrscheinlich gar nicht schaden, auch wenn er verliert, denn sowenig wie Obama wird sie wahrscheinlich kein einziges Problem einer Lösung näher bringen können. Im Gegenteil, allein schon die Diskussion über den sogenannten maskulinen Sexismus dürfte der Sache der Frau weltweit mehr schaden, als irgend Etwas zuvor. Es sind ja auch nicht die Männer, es sind Frauen, die sich nicht dafür zu schade sind, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu manifestieren, sich weiter von einer echten Emanzipation und Gleichstellung entfernt zu haben, also je zuvor. Und die Diskussion darüber, wie FRAU sich in der Oeffentlichkeit präsentiert, wird erst beginnen. Um nur ein Beispiel zu nennen, gibt es irgendwo Tote, werden neben umgekommen Menschen immer Frauen und Kinder doch ganz speziell erwähnt, wie, wenn Frauen und Kinder nicht zu normalen Menschen zählen würden. Und die Tatsache, dass ein einziges Bild eines Kindes mit blutverschmiertem Gesicht ausreicht, um zu manifestieren, wie grausam doch Männer sein können, belegt doch auch nur, dass Frauen zwar sehr gerne solche Bilder zum Anlass nehmen, sich zu entsetzen, andererseits aber die gleichen Frauen, ohne zu zögern, ihre eigene Brut zu Halbwaisen machen, ohne sich deswegen die gerinsten Sorgen zu machen, welche Auswirkungen Solches bei ihren Kindern meist hat. Jüngst grad war es im TV zu sehen, eine Dame, die als 9-jähriges Kind von ihren Spielkameradinnen erfuhr, dass ihr Papi eigentlich gar nicht ihr Papi sei. Und in allen Diskussionen, die später zu diesem Thema zwischen ihr und ihrer Mutter stattfand, waren immer die zwei letzten Wörter ihrer Mutter, ... das Schwein ... , wenn es um ihren echten Vater ging. Sie hat ein halbes Leben lang darunter gelitten, schweren Schaden genommen, so, wie wahrscheinlich ungezählte andere Kinder auch. Aber das hat wahrscheinlich ihre Mutter gar nie interessiert, in ihrem Drang, sich an dem Mann zu rächen, den sie wahrscheinlich sogar einmal liebte. Man sollte daher vielleicht besser etwas weniger in die Ferne schauen, und nur immer die Männer an Allem schuld geben. Ich gehe sogar so weit, anzunehmen, dass zunehmend mehr Männer sich fast schon wünschen würden, dass der Islam auch in unserem Land zur politisch und gesellschaftlich dominierende Kulturform wird. Es würde zumindest für die Ehre des Mannes ein Vorteil sein, und besser, als in einer Kultur leben zu müssen, wo Männer nur noch Clowns und Zahler sind, ohne auch ur noch Etwas zu sagen zu haben, oder sofort als primitive Machos und Sexisten verschrien zu werden. Der Schuss könnte gewaltig ins Knie gehen, mittel- bis längerfristig, nehme ich wenigstens an.
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