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Lehrstück Sunrise

Pierre Rothschild

Als Peter Kurer den Plan bekannt gab, UPC zu kaufen,  war er bei den ersten kritischen Reaktionen verständnisvoll und harmonisch. Von Anfang an sagte er, dass man stets und immer im Auftrag der Aktionäre handeln wird und ein Nein akzeptieren muss.

Wir alle konnten mitverfolgen, wie sehr sich die Fronten verhärteten, als sich Freenet – der grösste Aktionär von Sunrise – mit dem absurd hohen Kaufpreis nicht einverstanden erklärte. Ein Topmanager wie Christoph Vilanek und ein weiterer Vertreter des Grossaktionärs wurden aus dem Verwaltungsrat gedrängt und wie Luft behandelt.

Aber jeder, der die Schweiz und besonders den Schweizer Telco-Markt kennt, wusste, dass man einen solchen Preis infrage stellen musste. Was immer auch Sunrise mit UPC-Besitzer Liberty Global ausgehandelt hatte: es war exotisch.

Das letzte Kapitel dieser Übung, die rund 125 Millionen gekostet hat, war vorauszusehen. CEO Swantee und VR Präsident Kurer verlassen das Haus (persoenlich.com berichtete). Das ist ein Neubeginn für Sunrise, einer Firma, die glänzend unterwegs ist. Abenteuer, die sieben Milliarden kosten, braucht es wirklich nicht.

So wird der Fall Sunrise zu einem Lehrstück für Verwaltungsräte und Manager, die Einstellung und Stimmung der Aktionäre total falsch einschätzen. So gesehen sind die Rücktritte die Basis für einen Neuanfang ohne gedankliche Altlasten.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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