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Maluns, Capuns und Subvenziuns

Roger Schawinski

In Basel ging es zu wie im Swinger-Club. Matthias Hagemann hatte keine Lust mehr auf Radio Basel l – und deshalb entledigte er sich dieses Senders. Dafür schnappte er sich von seinem Spezi Martin Wagner Radio Basilisk, dem er dafür die Basler Zeitung zuhielt. In Zürich hatte Giuseppe Scaglione vom Bakom eine Konzession zu viel und Ringier eine zu wenig erhalten. Mit einigen Millionen wurde auch dieses Malheur aus der Welt geschafft. Aber nirgends geht es ähnlich wild zur Sache wie im Bündnerland. Ein Monopol ist immer grossartig, eines, das mit 6 Millionen Franken pro Jahr subventioniert wird, muss himmlisch sein. Und diese Staatsgelder will nun der Regionalfürst seinen drei im Unternehmen platzierten Kindern vererben. In zehn Jahren wären dies 60 Millionen – Schweizer Rekord! Die Methode Lebrument ist simpel: Es wird gedroht und erpresst. So kündigte er an, zwei seiner Zeitungen zu schliessen, falls er die Radiokonzession nicht auch noch erhalte. Darauf rechnete ihm das romanische Fernsehen vor laufender Kamera vor, dass er mit La Quotidiana dank einer Subventions-Million 100 000 Franken Gewinn mache. Ungerührt kommentierte Lebrument in seinem Brummelbariton: «Wahrscheinlich ist es noch etwas mehr.» Im Bündner Tagblatt lässt er seit Wochen Tag für Tag Kolumnen veröffentlichen, die das drohende Ende dieser Zeitung beklagen, das er höchstpersönlich aus taktischen Gründen angekündigt hat. Es sind meist peinliche Ergebenheitsadressen, wie diejenige des Hauptpromoters des Savogniner Tourismus, der sich plötzlich vehement gegen die bösen Zürcher ausspricht. Dabei würden in Savognin ohne Zürcher Touristen und ohne die über den Finanzausgleich fliessenden Zürcher Subventionen wohl die meisten Lichter ausgehen. Aber wenn der verhaltensauffällige «General im Reduit» (Lebrument über Lebrument in SF) ruft, ist jeder regionale Widerstand zwecklos. Und so beweist er täglich, was er eigentlich bestreiten möchte, nämlich, dass er nicht nur eine marktbeherrschende Stellung hat, sondern diese auch missbraucht. Als ich als Mitinitiant des Radio-Gegenprojekts nach einem verletzenden Angriff auf meine Person in seiner Südostschweiz eine Podiumsdiskussion vorschlug, sagte er zu. Alle Vorbereitungen waren getroffen, da büchste er aus. Während des laufenden Bakom-Verfahrens für eine Übergangslösung sei dies unüblich, erklärte er, erst danach könne man reden. Das war erstens feige – und zweitens gelogen. Denn das Bakom hat inzwischen längst, und zwar im Sinne von Lebrument, entschieden, und trotzdem mauert er noch immer. Ein Monopolist wie Lebrument kennt eben nur den Monolog. So missbrauchte er selbst die Preisverleihung zum «Medienmanager des Jahres», um in seiner Laudatio statt über die Preisträger vor allem über sich und sein Anliegen zu reden. Dasselbe hatte er als Verlegerpräsident zum gleichen Missvergnügen der Anwesenden bereits an einer Dreikönigstagung gemacht. Und in seinem Furor erfindet er laufend neue Drohszenarien: Vor Kurzem verkündete er, dass er nur dann ein Medienhaus in Chur bauen werde, wenn er die Radiokonzession erhalte. Die Methode Lebrument wird deshalb immer mehr zum Testfall. Falls er mit seinem Vorgehen zum Ziel gelangt, dann ist die Schweizer Medienpolitik definitiv desavouiert. Aber auch das würde ihn wohl nicht davon abhalten, weiterhin Reden zu halten, in denen er über die wunderbare freie Medienlandschaft fabuliert.
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