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Matthias Döpfner ging immer ungewohnte Wege

Pierre Rothschild

Bei Joint Ventures steht immer die Frage im Raum, wie die gemeinsamen Pläne auf Dauer sind. So gibt es für Ringier Axel Springer, einer bewährten Zusammenarbeit zwischen Berlin und Zürich, in der Medienbranche immer wieder die Frage: bleibt Springer an Bord?

Die Wahl von Mathias Döpfner zum neuen VR-Präsidenten sollte aber ein gutes Zeichen für den Verlag sein, der für die Schweiz von publizistischer Bedeutung ist – 26 Publikationen werden seit 2016 gemeinsam herausgegeben.

Döpfner setzt auf die digitale Welt, die sich aber nicht über Nacht erschaffen lässt. Die Publikationen von Ringier Axel Springer in der Schweiz gehören zur Tradition unseres Landes, die SI, die Glückspost, Tele und viele mehr. Sie brauchen ein gutes Fundament und «Ruhe im Haus» – und die Tatsache, dass Döpfner nun VR-Präsident ist, sollte dafür Garant sein. Ja, man hört die Frage, warum Döpfner das für ihn kleine Unternehmen gleich selbst präsidiert. Döpfner, der in den USA für Politico eine Milliarde Dollar bezahlte, wenn die Quellen zuverlässig sind. Döpfner, der mit KKR einen Wall-Street-Giganten zum Partner machte. Journalistinnen und Journalisten ist der Blick in die Glaskugel verwehrt, also warten wir ab ...

Klar, Döpfner ging immer ungewohnte Wege, welche die alten Springer-Weggefährten – wie der Schreibende – nicht immer gut fanden. Der Verkauf vor Jahren der HörZu und des Hamburger Abendblattes hätte nie geschehen dürfen. Sie waren die DNA des Hauses und Axel Springer war eng mit seinen historischen Gründungs-Titeln verbunden. 

Hoffen wir, dass es in der Schweiz nicht zu solchen Verkäufen kommt. Mit Michael Ringier, Robin Lingg und Marc Walder an der Spitze ist damit auch nicht zu rechnen, sie stehen für Tradition und Erneuerung. Und würden wohl – wie in einigen Ostländern –  den Springer-Anteil übernehmen. 

Das ist gut zu wissen.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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Kommentare

  • Robert Weingart , 02.07.2022 06:53 Uhr
    Kein Wort zum CR-Skandal.
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