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Mit Rösti satt werden

Vor einigen Tagen sendete das Schweizer Fernsehen einen wunderbaren Film zu seinem 70. Jubiläum. Die Message war klar: kein anderes Unternehmen prägt das kollektive Bewusstsein wie die SRG.

Es war möglicherweise die charmante Antwort auf die Initiative «200 Franken sind genug», die wie ein Damoklesschwert über dem Leutschenbach hängt. Für SRG-Direktor Gilles Marchand wäre deren Annahme – verständlicherweise – eine «Vollkatastrophe».

Medienminister Albert Rösti, pikanterweise in seinem früheren Leben Mitinitiant des Begehrens, versuchte der Initiative den Wind aus dem Segel zu nehmen und schlägt statt der vorgeschlagenen Reduktion von 135 Franken eine gemässigtere von 35 Franken vor.

Doch selbst dieser magistrale Vorschlag erzürnt die SRG-Spitze. Der Bundesrat mache eine Sparvorgabe ohne Not, so Marchand im Tages-Anzeiger. Bei allem Verständnis für dessen Widerstand muss man seine Erfolgsaussichten hinterfragen: Der Goodwill gegenüber der SRG und die Zahlungslust der Bevölkerung haben sich seit der No-Billag-Abstimmung geändert.

Das SRG-Prinzip, wonach selbst der Wechsel von einem Ferrari auf einen Mercedes diskriminierend ist, entspricht nicht mehr dem Zeitgeist. Vielleicht wäre kreatives Mitdenken erfolgsversprechender, andere Medienunternehmen müssen ihren Gürtel auch massiv enger schnallen.

Darum als kulinarischer Tipp: auch mit einer Rösti kann man satt werden, es muss nicht immer Chateaubriand sein. Sonst droht am Ende wirklich die Gassenküche.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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