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Negativ ist positiv.

Reinhold Weber

Das hat schon jeder Werbetexter erlebt: den Herrn auf Kundenseite mit der adrett-rechteckigen Brille und gelierter Kurzhaarfrisur, der sagt, "ich habe an einem Seminar gelernt, dass Negativ-Formulierungen bei der Zielgruppe negative Assoziationen auslösen". Oder so ähnlich. Also nicht "Ich bin doch nicht blöd". Sondern "Ich bin doch so clever". Erfrischend deshalb heute Nachmittag die Lautsprecheransage der Leitstelle der Züri-Linie im Tram Nummer vier - in perfektem Hochdeutsch (was den Leuten ja sonst schwer auf den Sack geht). Die Durchsage wegen etlicher Störungen auf dem Schienennetz war ellenlang und endete so: " ... Linie 7 wird über den Stampfenbachplatz und Hauptbahnhof umgeleitet. Mit längeren Wartezeiten ist jedoch zu rechnen. Scheisse." Kein Positiv-Schleim, keine Entschuldigung, keine Bitte um Verständnis. Einfach nur ein beiläufiges "Scheisse". Ausser im Kino oder Theater habe selten so viele Leute wegen einer unkorrekten,  ja völlig deplazierten Formulierung, so lauthals lachen hören. Der Mann von der Leitstelle hat damit nicht nur mir den heutigen grauen Januartag gerettet. Und deshalb gebührt diesem Flegel mein herzlichster Dank.
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