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«Schawinski» wird fehlen

Matthias Ackeret

Die Absetzung von «Schawinski» kommt überraschend. Speziell die Begründung, denn teuer war die Sendung ganz bestimmt nicht. Sie war an Talktäglich angelehnt, die – und das ist die bittere Pointe – vor genau 25 Jahren erstmals bei TeleZüri auf Sendung ging. Und – Pointe zwei – Schawinskis Idee ist.

Mit Roger Schawinski tritt nun die legendärste und kontroverseste Schweizer Medienfigur aus dem TV-Rampenlicht von Leutschenbach. Vor genau 50 Jahren kam der heute 74-jährige, promovierte HSGler zum Schweizer Fernsehen. Vor 45 Jahren gründete er den «Kassensturz», vor exakt 40 Jahren löste er mit Radio 24 von Italien eine Medienrevolution aus und am 3. Oktober 1994 startete TeleZüri mit Roger Schawinski als Leitfigur.

Die Sendung «Schawinski» ist und war keine normale Sendung. Sie polarisierte oftmals mehr wegen dem Moderator als wegen den Gästen. Das ist und war im Schweizer Fernsehen einzigartig. Dass «Schawinski» bewegt – und zwar auf alle Seiten –, beweisen die Reaktionen in den Internetforen und den Kommentarspalten der Newssites. Dabei äusserten sich nicht wenige, die die Sendung gar nicht gesehen hatten. Die tagelangen Diskussionen über die Thiel- und später Balthus-Sendung zeigen rückblickend vor allem eines: Fernsehen kann immer noch bewegen. Das ist sehr viel in der heutigen schnelllebigen Zeit. Der oder die Nachfolgerin muss beweisen, ob ihr dies auch gelingt. «Schawinski» wird fehlen. Danke Roger.

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Kommentare

  • Guido j. meyer, 05.10.2019 21:38 Uhr
    Muss denn jede und jeder bei SRF verschwinden, die nicht ganz der ganz jungen Generation entsprechen. SCHAWINSKI in dieser recht "toten" Masse des SRF-TV war und ist eine höchst lebendige Bereicherung !! Eloquent, intelligent, mit 74 Jahren mit einer brillanten Ausdrucksweise und Elastizität. Roger Schawinski Ihnen gebürt mal als erstes ein grosses, herzliches Dankeschön ! - Frau Wappler vom SRF, Ihnen sollte man einen Kaktus überreichen, eine solche Sendung hinaus zu kippen mit einem so kompetenten Interviewer. Dazu Ihre fadenscheinige Begründung wegen den Kosten. Dabei ist es eine der billigsten produzierten Sendungen. Wo ist da Ihre Transparenz und Ehrlichkeit, Frau SRF-Direktorin ? Ich plädiere dafür, dass Sie diesen Entscheid überprüfen. Wenn dann noch weniger Menschen SRF einschalten, dann kann man eine 2. Billag-Abstimmung machen, die dann sicher vom Volk angenommen würde. -- Also Roger Schawinski wir freuen uns auf Ihre nächsten Sendungen ! Guido J. Meyer
  • Peter Eberhard, 30.09.2019 09:28 Uhr
    Du meine Güte, wer spricht denn heute noch über die Thiel- oder Balthus-Sendung? Waren doch alles Stürmchen im Wasserglas, an die sich zurecht wegen völliger Irrelevanz kein Schwein mehr erinnert.
  • Dieter Widmer, 30.09.2019 09:27 Uhr
    Was soll ein 74-Jähriger noch weitere Jahre eine Sendung beapsruchen können, in der er seine Besserwisserei und Dreinrederei pflegt. Offenbar sind es weitgehend nur Journalisten, die den Abgang von Roger Schawinski bedauern. Wenn TV SRF auch Fernsehsendungenfür Jüngere anbieten will, hat Schwawinski sicher keinen PlatzEs ist das Vorrecht von SRF-Direktorin Wappler, im Fernsehprogramm Änderungen vorzunehmen.
  • Victor Brunner, 29.09.2019 08:53 Uhr
    Der Entscheid Schawinski abzusetzen lässt sich mit der Herkunft von Frau Wappler erklären. Wappler kam vom MDR. Landesrundfunkanstalt für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Den Stammlanden der AfD. Aus Furcht vor der AfD hat Frau Wappler es vorgezogen unpolitische Sendungen zu machen, Talk- und Diskussionsformate möglichst wenig, ja nicht anecken war ihre Devise, weder bei den Linken noch bei den Rechten. Damit hat sie sich über Jahre im Sessel gehalten. Mit dem gleichen Rezept will sie sich die Pfründe bei SRF sichern. Schawinski mit seiner frechen Schnauze und Ausfälligkeiten ist dabei im Wege! Unter Frau Wappler dürfte das Sandmännchen ein Revival erleben. Festzustellen auch bei der Rundschau, unter Brotz angriffig, investigativ, heute auf Niveau Schweiz aktuell! Abbau der Meinungsvielfalt und den kritischen Auseinandersetzungen ist bei SRF nicht mehr gefragt, Frau Wappler braucht ihre Zeit um bei jedem unwichtigen Anlass an vorderster Front in die Kamera lächeln zu können und die Netzwerke zu pflegen, auch Sesselsicherung genannt!
  • Marielle Lüthi, 29.09.2019 00:25 Uhr
    Nein, Herr Ackeret! Er wird wird nicht fehlen.
  • Patrik Künzler, 28.09.2019 23:51 Uhr
    Das Schweizer Fernsehen hatte eine einzige «Legende»: Heidi Abel. Sie war das Gesicht des Schweizer Fernsehens. Unerreichbar. Eine TV-Legende. Die einzige in der Schweiz. Roger Schawinski hingegen, oder Kurt Aeschbacher, oder auch Beni Thurnheer, Monika Fasnacht und wie sie alle heissen, sind längst vergessen, sobald sie nicht mehr am Bildschirm sichtbar sind. Das ist gut so! Es braucht Platz für Neues.
  • Beat Aebi, 27.09.2019 19:26 Uhr
    Die Frage ist, ob es überhaupt eine/n Nachfolger/in für Schawinski geben soll? Schauen Sie, ich bin Berufsschullehrer und wir hatten heute im Fach Medienkunde gerade die Seite persönlich.com angeschaut. Und stiessen per Zufall auf die Breaking-News, dass die Sendung Schawinski abgesägt wird. Fazit: Ich musste den 17 und 18-jährigen KV-Schülern erklären, wer Roger Schawinski ist. Die U20-Generation hat keinen blassen Schimmer mehr, wer diese Person ist. Die Mehrheit dieser Generation schaut kaum SRF, kennt den Kassensturz nicht, sie kennen zwar Tele Züri, aber wissen nicht, dass Roger Schawinski einmal Tele Züri und den Kassensturz erfunden haben. Nicht mal Radio 105 kennen die meisten. Das ging in der heutigen Diskussion in der Medienkunde hervor. Roger Schawinski ist bei den U20-jährigen gänzlich unbekannt. Sie schreiben es richtig: Roger Schawinski war schon vor 50 Jahren beim Schweizer Fernsehen! 50 Jahre! Können Sie da nicht verstehen, dass Nathalie Wappler vielleicht einmal etwas Neues wagen möchte? Nicht, weil sie als neue Direktorin so oder so verändern muss.....sondern vor allem, weil es längst eine andere Generation zu erreichen gilt, die mit Schawinski nichts mehr am Hut hat. Es ist nachvollziehbar, dass Roger Schawinski ein wenig in seiner Eitelkeit verletzt ist - er, der alles erfunden hat, er, der als Medienpionier in die Geschichte gehen möchte. Doch die Medien funktionieren längst anders: Digitalisierung ist trumpf, und da gibt es wahrhaftig grosse Pioniere, die die Medienwelt umpflügen wie nie zuvor. Und seien wir ehrlich: Es gibt keine einzige Schwawinski-Sendung, die heute noch in der Gesellschaft diskutiert wird. Das ist vielleicht ein Thema unter den Medienschaffenden, aber nicht bei Hinz und Kunz. Es gab übrigens im SRF immer wieder Talk-Leute, die provozierten. Heiner Gautschy zum Beispiel war so einer, und er war genauso eine "TV-Legende". Dieser blieb aber nicht 50 Jahre im TV kleben, er wurde viel früher entlassen, eben, weil er provozierte. Das Mediengeschäft ist sehr schnellebig, TV-Legenden gibt es nicht mehr, und in weiteren 50 Jahren wird auch Roger Schawinski kaum noch bei irgend jemandem bekannt sein. Nach 50 Jahren TV-Präsenz ist es wahrhaftig Zeit für einen totalen Wechsel. Es ist eine andere Medienzeit angebrochen. Nathalie Wappler muss nun SRF in diese Zeit führen. Das ist genauso ein Verdienst, denn seien wir ehrlich: Früher war es für "TV-Legenden" viiiiel einfacher, TV zu machen, und eine Legende zu werden. Heute ist es viel schwieriger.
  • Robert Weingart , 27.09.2019 16:59 Uhr
    Man muss kein Fan von Schawinskis Art sein, aber wenigstens hat er „Ecken und Kanten“. Wenn die neue Chefin auf „abgeschliffene“ Persönlichkeiten mit wenig Profilwie Epiney und Konsortien will, wird sie womöglich bald die Quittung präsentiert bekommen. Mit „Ikonen“ wie Aeschbacher und Schawinski willsie vielleicht Stärke beweisen, aber sehr intelligent it das nicht, da für eine wichtige Generation von TV-Konsumenten (+40) die Identifikationsfiguren von der Bildfläche verschwinden.
  • Armando Pirovino-Honegger, 27.09.2019 12:53 Uhr
    Gut gebrüllt, Matthias Ackeret! Gespannt, wo und wie Roger sein nächstes Projekt lanciert. Still wird, kann er ja nicht werden. Würde ich schade finden. Auch wenn nicht immer seiner Meinung, logo. Wie sagte Churchill: "Wenn zwei immer gleicher Meinung sind, ist einer zuviel…" ;-)
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