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Sendeschluss

Pierre Rothschild

Eigentlich weiss es jeder Schauspieler im Theater Basel oder in Hannover: Einmal kann der Intendant kommen und sagen: «Sorry, Ihr Vertrag wird nicht verlängert». Oft lebten die Schauspieler mit kleinem Lohn und ihren Familien in einer Stadt, die sie dann verlassen müssen. Denn die neue Bühne steht anderswo. Das sind die täglichen Schicksale, man schreibt nicht über sie und die Künstler wissen: Auch das gehört zum Beruf.

Wenn aber das Schweizer Fernsehen nach vielen Jahren Sendungen absetzt oder verändert, kommt es zu lauten Schlagzeilen.

In den USA werden Shows von Stars, die im Jahr Dutzende von Millionen erhalten, nicht weitergeführt. Larry King war CNN plötzlich zu alt, sein Nachfolger Piers Morgan kam nicht an und sein Talk verschwand in aller Stille. So ist das, wenn man vor der Kamera oder auf der Bühne steht. Irgendwie haben viele, die beim Abschied Probleme haben, den Job nicht verstanden. Max Schautzer, heute 78, der die Sendung «Immer wieder sonntags» an den jungen Kollegen Stefan Mross (42) abgeben musste, wollte voller Enttäuschung sogar einen eigenen Sender gründen. Dazu kam es nie.

Schade, dass auch unsere Stars keine Profis sind. Da ist ein Telefon zum Abschied nicht ok, als würde ein Gourmet-Essen etwas ändern. Ein Profi geht mit der Hoffnung, dass der Nachwuchs eine Chance erhält. Meistens, nicht immer.

Natürlich wird es nie wieder eine TV-Sendung wie «Nachtwach» geben, die Radio mit Bild war. Und das ist auch gut so.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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Kommentare

  • Sam Bischof, 21.08.2018 00:59 Uhr
    Man kann auch auf einer Bank arbeiten, oder als Journalist bei einer Tageszeitung tätig sein, und man bekommt aus Rationalisierungs- oder Kostengründen die Kündigung. Das erleben Tausende von Arbeitnehmenden in der Schweiz, immer wieder. Beim Schweizer Fernsehen zu arbeiten, heisst nicht, dass man dort einen Job bis zur Pension auf sicher hat. Das war früher anders: bis vor ca. 20 Jahren konnte man einem SRF-Angestellten nicht kündigen, wenn er eine gewisse zeitlang für diese öffentlich-rechtliche, damals wirklich noch geschützte, Anstalt gearbeitet hat. Aber inzwischen ist der Beamtenstatus auch am Leutschenbach längst abgeschafft.
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