«Informieren ist ja gut und recht – und nötig. Aber einmal mehr zeigt es sich, dass man für solche Artikel zahlen muss.» Solche Kommentare erhält unsere Redaktion, wenn es um unsere Arbeit geht, die wir verschenken sollen. Was für ein Irrsinn. Oder wer von Ihnen arbeitet umsonst? In den letzten Tagen ereignete sich im Wallis ein Unwetter grösseren Ausmasses. Bäche traten über die Ufer, Strassen wurden weggespült, Strecken konnten nicht mehr passiert werden und etliches mehr. Das Wallis war im Ausnahmezustand. Und auch wir auf der Redaktion.
Unsere Journalistinnen und Journalisten haben permanent über die Lage berichtet. Auf allen Kanälen, so nah es ging, so gut es ging. Arbeit ohne Ende. Diese wurde von unseren treuen Abonnenten bezahlt, die die Wichtigkeit von Lokaljournalismus erkennen und sich dazu bekennen. Ohne diese jahrein, jahraus zahlende Leserschaft wäre die Berichterstattung bei derartigen Ereignissen schlichtweg unmöglich. Bei uns gab es Information. Vom Wallis aus. Nicht von einem Bürostuhl in Zürich, etliche Kilometer entfernt, unwissend über die Region, über die man schreibt.
Der Üsserschwiizer Medienfokus lag auf Zermatt – wie meistens. Aber wer sonst würde über Balmatten bei St. Niklaus, Niedergesteln oder Raron berichten, wenn nicht wir Lokaljournalistinnen hier vor Ort? Wenn es um Lokaljournalismus geht, wird gerne darüber gesprochen, wie wichtig er doch sein soll. Demokratierelevant, Kontrollorgan auf kleinster staatlicher Ebene, integratives Werkzeug. Erstaunlich einfach verständlich, oder? Und dennoch verschwinden immer mehr Lokalblätter in der Schweiz. Weil 77 Rappen pro Tag zu viel sein sollen, um über seine eigene Region Bescheid zu wissen. Um sich über etwas zu freuen und manchmal auch zu nerven.
Lokalblätter verschwinden, weil viele nicht mehr bereit sind, mehr zu wissen. Geschweige denn, dafür zu bezahlen. Oberflächliche Gratisangebote im Netz sollen reichen. Die Wahrheit ist, dass es in den letzten Tagen ohne Pomona Media und ohne Le Nouvelliste im Wallis kaum Informationen über das Unwetter gegeben hätte. Die schicken Bürostühle in Zürich an der Dufour- oder Werdstrasse werden schneller kalt als unsere. Randnotiz: Auch bei uns waren alle sicherheitsrelevanten Informationen jederzeit kostenlos.
Rebecca Schüpfer ist Onlinechefin und Mitglied der Chefredaktion beim Walliser Bote.
Dieser Kommentar ist zuerst auf dem Onlineportal sowie in der gedruckten Ausgabe vom Walliser Bote erschienen.
Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.
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26.06.2024 08:11 Uhr
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