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Unterhaltung als Ideologiemaschine?

Marcus Knill

An der  Fachtagung 2012 des Vereins Medienkritik Schweiz vom 14. November in der vollbesetzten  Aula der Pädagogischen Hochschule beleuchteten Experten das Spannungsfeld Medienfreiheit versus Begrenzungen dieser Freiheit. Medienfreiheit kann nicht heissen: Schrankenlose Willkür. Es gibt bekanntlich Gesetze, den  Journalistenkodex und Konzessionsbestimmungen, welche diese Freiheit einschränken. Die Referenten  verdeutlichten, dass der Freiheitsgedanke bei Satire, Cartoons, Unterhaltung und Werbung nicht immer klar und eindeutig ist. Diese Unschärfe kann genutzt werden, um Einstellungen, Vorstellungen und Meinungen zu beeinflussen.Die aufschlussreiche  Fachtagung  verdeutlichte, welche Folgen Nicht-Info-Formate für den öffentlichen Diskurs in der Demokratie haben. Wenige sind sich bewusst, dass vielfach Ideologien - auch in scheinbar apolitischen Unterhaltungssendungen und Filmen - transportiert werden. Medienexperte Prof. Dr. Christian Doelker von der Universität Zürich machte  in seiner Einführung einmal mehr ein überraschendes Wortspiel. So wie er in seinen Referaten und Büchern den "Bildschirm mit dem Schirmbild"  und die "versammelte Familie vor der Glotze" mit einer "Kaminfeuersituation" verglich, weist er beim Satz  "Informationen werden verbreitet" nebenbei auf die mittleren vier Buchstaben des Verbes verBREIten hin und lässt damit erkennen, dass vieles, was die Medien vermitteln, vielfach ein nichtssagender BREI ist (Meine Interpretation: Im Unterhaltungsbrei sind oft Ideologien verpackt). An dieser lehrreichen Tagung verankerte ich einen weiteren Satz, den ich so in Erinnerung habe: "Bildung ist das, was zurückbleibt, wenn wir nach  einer
Bildungsveranstaltung alles vergessen haben."In diesem Fall zählt diese Tagung für mich zu den wertvolleren Bildungsanlässen. Mir sind nämlich nicht nur diese zwei Aussagen geblieben.
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