Sie werden im Gedächtnis eingebrannt: Die Ikonenbilder. Eine Ikone ist ein Bild, das Zeit und Raum überschreitet, um Teil unserer visuellen Kultur zu werden. So wurde die Aufnahme kurz nach dem Attentat auf Trump jetzt auf allen Kanälen publiziert. Sie wird verankert und hat Wirkung. Der Spiegel schreibt: «75 Sekunden, nachdem Trump angeschossen wird, erfasst der Instinktpolitiker Donald Trump die immense Bedeutung dieses Moments: Das Bild mit der empor gestreckten Faust ist ein Meisterstück der politischen Kommunikation.»
Mit dem Blut im Gesicht und der amerikanischen Flagge im Hintergrund symbolisiert Trump den Kämpfer für die USA. Das Bild kann in die Reihe aller bekannter Ikonenbilder eingereiht werden. Ich denke an das fliehende Mädchen nach einem Napalm-Bombenangriff der Amerikaner in Vietnam. Das Bild bewirkte eine neue Beurteilung des Vietnamkrieges. Oder an die Aufnahme mit dem toten Flüchtlingskind am Strand. Das Bild hatte die Flüchtlingspolitik enorm beeinflusst und mehr bewirkt als viele Worte.
Die Kraft des Bildes darf nicht unterschätzt werden. Bei Beeinflussungsprozessen gilt die Erkenntnis der Psychoanalytikerin Virginia Satir (1916-1988). Sie brachte es auf den Punkt, als sie schrieb: «Worte haben keine Energie, solange sie nicht ein Bild auslösen.» Machen wir uns bewusst, die Kraft der Bilder oder der Worte, welche Bilder auslösen, kann auch missbraucht werden. So wie ein Arzt die Wirkung starker Medikamente kennt und damit immer verantwortungsvoll umgehen muss, gilt es auch mit der Kraft des Bildes stets bedacht umzugehen.
Überall: In der Erziehung, in der Politik. Auch in den Medien darf diese manipulative Kraft nicht missbraucht werden. Deshalb müssen alle KI getürkte Bilder oder mit Photoshop verändere Aufnahmen sofort entlarvt werden. Sie sind stets zu kennzeichnen.
Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Berater und Autor von rhetorik.ch.
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17.07.2024 13:56 Uhr
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Von der Macht der Bilder