Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat sich laut NZZ am Sonntag an der Start-up-Investmentplattform investiere.ch beteiligt. Was macht investiere.ch? Sie vermittelt zwischen kreativen jungen Unternehmern, meist aus der digitalen Welt, und Investoren, die sich mit Summen ab 25 000 Franken an neuen Ideen beteiligen möchten. Eine wunderbare Idee, Jungunternehmern das nötige Kapital zu geben und ihre Träume real werden zu lassen. Und dass eine etablierte Bank mit Know-how und Geld Hilfe leistet – Hut ab. Martin Scholl, der Chef der ZKB, sagt im NZZ-Artikel, dass Zürich nicht mit Basel oder Uster im Wettbewerb um Unternehmensgründungen der digitalen Welt stehe, sondern mit London und Berlin. Richtig – und genau hier muss angesetzt werden, wenn auch Zürich weiter für unsere Ideen-Umsetzer attraktiv bleiben soll.
Dazu gehört eine vernünftige Besteuerung von Start-ups; und dazu gehören einfache Formen der Erstfinanzierungen. Und Leute mit einem gewissen Vermögen sollten Wege finden, dieses nicht nur konservativ sicher (was ich für achtzig Prozent des Geldes rate) anzulegen, sondern auch nach Bauchgefühl in neue, zunächst verrückt erscheinende Ideen zu investieren. Von zehn Anlagen dieser Art über 25 000 Franken mag sich nur ein Investment auszahlen – aber das kann richtig Freude machen. Schauen wir mal auf ein paar «Verrücktheiten», die investiere.ch schon mit finanziert hat: quitt.ch sorgt dafür, dass die Haushaltshilfe legal und mit allen Papieren versehen vermittelt wird. Kleine Idee, die Tausenden von Haushalten hilft. Arviem will durch eigene Datenportfolios helfen, die sechzehn Millionen Container, die täglich auf Trucks unterwegs sind, optimal zu befördern. Ein für die Umwelt nützliches Tool mal anders. Originell: Die Comba Group aus Yverdon-lesBains hat es mit Salat: Raffinierte Technologien sollen den Anbau von Salat in der Schweiz (und dann weltweit) optimieren, damit die starke Fraktion der Veganer und Vegetarier niemals ohne das grüne Wunder der Natur auskommen muss. bootcamper.ch ist so ein Fall, bei dem der Exit den Investoren schon richtig Geld eingebracht hat. Die Migros wollte sich den digitalen Spezialisten für Gesundheit und Fitness nicht entgehen lassen lassen und hat ihn ganz übernommen. Goodwall ist gerade auf der Suche nach Geld bei investiere.ch. Hier wird ein Netzwerk aufgebaut, damit Schüler und Studenten bei den richtigen Universitäten und Unternehmen landen. Und auch Hoolio aus Luzern sucht Geld: Sie wollen uns allen helfen, unsere Fitness auch zu Hause zu verbessern. All diese tapferen Unternehmer haben eines verinnerlicht: Es geht nicht mehr ohne Digital. Selbst Salatköpfe wachsen sonst nicht mehr zur optimalen Grösse heran.
Ich komme gerade aus Ibiza zurück, wo offensichtlich «toute la Suisse» Urlaub verbracht hat. Und dort, wie überall, sieht man eine für Frühgeborene schreckliche, für Nachgeborene (Digital Natives, so ab 1990) selbstverständliche Entwicklung: Ob im «Lío», am Malibu Beach, im «Pacha», am Nassau Beach oder auf der Promi-Jacht – alles trägt permanent das Smartphone in der Hand und starrt es an wie eine neue Bibel. Am Nikki Beach (und anderswo) bekommt man wie selbstverständlich eine wasserdichte Plastiktasche, damit man sein Gerät auch im Pool bei sich tragen kann. Die erlebte Welt wird zu einer dokumentierten Welt, wird zu einer virtuellen Welt. «Die Realität ist anders als die Wirklichkeit», sagte schon Helmut Kohl.
Also, wichtig ist nicht mehr das reale Essen, sondern das als «food porn» im «Lifetime»- Tagebuch bei Snapchat erscheinende Essensbild. Ob man es wirklich seinem Magen einverleibt, bleibt nebensächlich. Und ob es dort bleibt, ebenso. Und auch die letzte Meile, also die Kommunikation mit fremden Menschen, zum Beispiel in einem Club oder einer Bar, wird auf Ibiza jetzt per Smartphone und der BeSeen-App gegangen. Schöne neue Welt, mit Bässen unterlegt.
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Von Salatköpfen bis zu digitaler Fitness