BLOG

Was Printmedien-Förderung mit Rössern zu tun hat

Nach dem Nationalrat kommt auch die zuständige Ständeratskommission zum Schluss, dass Printmedien nach wie vor vom Bund gefördert werden sollen (persoenlich.com berichtete). Onlinemedien hingegen sollen weiterhin leer ausgehen.

Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein.

Es waren mal zwei Rennpferde, nennen wir sie Ringi und Tamedi. In ihrer Blütezeit gewannen sie Rennen um Rennen, die Preisgelder flossen nur so und machten ihre Besitzer reich. Doch Ringi und Tamedi sind in die Jahre gekommen. Immer weniger Zuschauer wollen ihre Rennen sehen und wenden sich stattdessen immer öfter einem Computer-Rennspiel zu.

Doch der Politik ist diese Entwicklung egal. Sie unterstützen Ringi und Tamedi nach wie vor und übernehmen Teile des Transportgeldes, das die Besitzer zahlen müssen, damit ihre besten Pferde bei den Rennen starten können. Und manche Politikerinnen und Politiker wollen das Startgeld sogar noch erhöhen!

Das Paradoxe daran ist: Die Besitzer nehmen das Geld gern, aber um Ringi und Tamedi kümmern sie sich nicht mehr gross. Sie werden für die Rennen nicht mehr herausgeputzt und nur noch in letzter Sekunde an den Start gekarrt. Dass diese dann dort nicht mehr brillieren können, versteht sich von selbst. Und folglich kommen noch weniger Zuschauende...

Genauso ist das auch in der Medienwelt!

Während Zeitungsverlage Druckereien schliessen, wodurch die Zeitungen immer unattraktiver und weniger aktuell werden, subventioniert die Politik diese Printtitel und vernachlässigt Onlinemedien, die wachsen und tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln wollen. Ohne Subventionen ist das kaum möglich. Denn die Leute sind nur gewohnt, für Pferderennen im Stadion zu zahlen. Online ist ja alles gratis, glauben sie.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde es wichtig, in die Jahre gekommene Rössli zu unterstützen. Die jungen Wilden sollten dabei aber nicht ausschliesslich für sich selbst schauen müssen. Das ist unfair und die Angst, dass damit «Staatsmedien» geschaffen werden, ist hanebüchen.

Wenig vertrauensstiftend ist die Haltung des Bundesrats: Man könne die private Presse nicht allein mit Bundesgeldern retten, sagte Medienminister Albert Rösti. Die Regierung setze sich dafür für gute Rahmenbedingungen ein, zum Beispiel für die Regulierung von Internetgiganten oder künstlicher Intelligenz.

Das ist übrigens derselbe Rösti, der die Publikation des sehnlichst erwarteten Papiers zu KI-Regulierung ins neue Jahr verschob. Es ist für mich schon jetzt klar, dass der Bundesrat diesbezüglich keine grosse Hilfe sein wird.

Es liegt nun am Ständerat, richtig zu handeln. Hoffnung habe ich keine.


Reto Vogt ist Chefredaktor von Inside IT.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE