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Wie im alten Rom


Zeiten ändern und bleiben trotzdem gleich. Unlängst las ich die brillante Biografie des römischen Politikers Cicero von Robert Harris. Im Jahre 67 vor Christus setzte die Römische Republik ihre Verfassung ausser Kraft, um die kilikischen Seeräuber zu bekämpfen. 2015 nach Christus forcierte die Schweizer Medienministerin Doris Leuthard ein Joint-Venture zwischen Swisscom, SRG und Ringier, um sich Facebook und Google entgegenzustellen. Die Logik dieselbe: aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. Das eine Mal sind es die Seeräuber, ein anderes Mal die digitale Revolution, die einen «Vorwand» für neue Konstrukte schafft. Bei der Vertreibung der kilikischen Seeräuber hat es funktioniert.
 
Machen wir uns nichts vor: trotz dem lautstarken Geschmolle der Verleger wird das umstrittene Werbejoint-Venture bald starten. Da mag das Bakom, das Bundesrätin Leuthard unterstellt ist, noch lange untersuchen. Gegen die Macht des Faktischen hat Wunschdenken keine Chance. Die einzige Profiteure bislang: die Lobbyisten auf beiden Seiten.


Gespannt darf man sein, wie die neue Vermarktungsgesellschaft auf Youtube und Google reagiert: mit einem neuen Youtube oder gar einer globalen Suchmaschine? Nur so könnte man den Amerikanern die versprochene Paroli bieten.
 
Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument fordert von seiner Branche Visionen. Diese hatten die Verleger einmal. Ursprünglich waren sie an der AG für Werbefernsehen, der Vorgängerin der heutigen Publisuisse, beteiligt. Dummerweise verkauften sie ihren Anteil später der SRG. Sonst gäbe es das ganze Theater gar nicht.

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KOMMENTARE

Adrienne Hofmann
28.01.2016 11:24 Uhr
Eine Schweizer Vermarktungsgesellschaft, die ein neues Youtube oder gar eine globale Suchmaschine aufbaut? Den Amerikanern Paroli bieten? Mit Verlaub, das soll wohl ein Scherz sein.
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