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Wieder Axel Springer

Eine Achterbahn war es schon, wenn man auf die Ereignisse im Hause Axel Springer zurückblickt. Die Veränderungen in der Medienwelt machten sie zur teilweisen Pflicht. Und jetzt? Axel Springer ist wieder Axel Springer im eigentlichen Sinn. Die digitalen Marktplätze überlässt man KKR, dem Fonds, der mit einer hohen Summe vor einigen Jahren in das Berliner Medienhaus investierte und somit Teilhaber wurde (persoenlich.com berichtete).

Gewinner sind alle. Vor allem Friede Springer, die das Erbe ihres Mannes eindrücklich bewahren konnte. Das Erbe ist nicht Geld, das Erbe ist die Treue zu seinen Grundlagen, zu seinen «Essentials». Axel Springer konnte man mit Geld nicht blenden (davon hatte er immer genug!), Springer wollte prägen und Einfluss nehmen, auch wenn es seine politischen Gegner nicht immer gerne sahen.

Gewinner ist Mathias Döpfner. Als Manager und auch als Verleger. Ein überlegener und überlegter Autor, ein Mann, der auch in der zweiten Lebenshälfte seine jugendliche Unbeschwertheit und sein Ideenreichtum bewahrt hat. Und auch in der Vergangenheit stets und immer Stellung nahm. Ausführlich, präzise, engagiert. In der tiefen Zuneigung für Israel und für das jüdische Volk setzt er dieses Erbe des Verlegers Axel Springer fort.

Gewinner ist mit Bestimmtheit auch KKR, denn die Wall-Street-Giganten sagen nicht Ja zu einer Lösung, die dem Zweck der Firma, Geld zu vermehren, widerspricht.

Gewinner sind aber vor allem die Mitarbeiter in den Redaktionen. Die «Meinung» bleibt bei Springer. Kein Käufer in einem exotischen Land oder in einer anderen politischen Welt kann neu bestimmen. Denn Springer, für uns Schweizer eher ungewohnt, ist ein hochpolitischer Verlag.

Die Nachricht aus Berlin ist für die Medienwelt eine gute Nachricht. Ein Verlag mit viel Kraft kann nun aktiv werden, ohne Rücksicht nur auf Zahlen, mit einem langen Atem bei Neugründungen.

Axel Springer, dem ich so früh in meinem Leben begegnen durfte, wird auch in dem neuen Konstrukt nicht aufleben. Einen Mann wie ihn wird es nicht mehr geben. Aber einen Verlag mit einer klassischen Tradition darf man erwarten. Friede Springer hat es an der Seite ihres Mannes erlebt und gelernt. Und Mathias Döpfner ist ein Publizist von hohem Rang.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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