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Wir brauchen mehr Büsi-Content – eine Glosse

Claudia Maag

Als dieses Onlineportal verkündete, dass Watson die erste Katzennews-App lanciert, provozierte diese Nachricht bei Lesern spöttische Reaktionen. Beispielsweise auf Twitter. Dem möchte ich entgegnen: Manche haben tatsächlich auf so eine App gewartet. Leserinnen und Leser möchten Büsi-Content. Gibt es etwas Schöneres, als die «schönsten, aktuellsten und lustigsten Katzen-Geschichten, -bilder und -videos des Tages» direkt aufs Handy geliefert zu bekommen?

Katzen-News sind populär, das zeigen die Zahlen: Die Catson-App wurde bereits über 10'000 Mal heruntergeladen. Dies, obwohl das Marketing erst in einigen Wochen starten soll. Auch die dazugehörige Facebook-Seite stösst auf reges Interesse: Über 411'000 Personen haben «Gefällt mir» gedrückt.

Und die App schafft Arbeitsplätze. Gerade in der gebeutelten Medienbranche sollte das doch auf Gegenliebe stossen. Catson bietet zwei Hundertprozentstellen für Praktikanten an. Dieser Job muss es sein, das Utopia für Katzenliebhaber. Für solche, die es lieben, sich beruflich mit diesen flauschigen, stolzen, intelligenten Tieren und ihren Kapriolen zu beschäftigen. Zwar rechnet sich die App für das Medienunternehmen noch nicht. Aber es heisst, das Hauptbestreben – die User glücklich zu machen – sei erreicht. Wundervoll.

Der Trend hin zu immer mehr Soft-Themen ist durchaus sinnvoll. Der Jöö-Effekt von Katzen funktioniert immer. Ganz bestimmt macht diese Art von Inhalt auf Medienwebsiten die Welt ein klein wenig besser. Wer will sich schon den ganzen Tag mit deprimierenden News von Kriegen, durch den IS finanzierte Moscheen in der Schweiz, Familienmorden, Vergewaltigungen oder dieser Schmierenkomödie in den USA befassen müssen?

Überhaupt, diese unsäglichen Fakten. Wer sich mit Fakten auseinandersetzen will, der googelt. Machen die Leser auch bestimmt. Naja, zumindest, wenn sie die Zeit finden. Ein gefühlsmässiger Zugang durch Büsinews fördert die emotionale Kompetenz. Man möchte über seine Gefühle nicht nur permanent sprechen und tweeten, sondern auch im Netz darüber lesen.

Es heisst, wir bräuchten heutzutage mehr denn je die Einordung der Informationen durch Journalisten. Doch: Es war noch nie so leicht, an Informationen zu kommen und wir wissen, wo wir diese finden (wollen). Wozu also benötigen wir diesen Filter?

Die Installation der App lohnt sich allein schon wegen der Melodie der Push-Alerts. Mehrmals täglich miaut das Smartphone. Wie herzerwärmend im Vergleich zu einem kalten «Pling» oder stummen Aufblinken eines uns deprimierenden News-Pushs.

Nun gut, es soll ja Menschen geben, die Katzen nicht mögen. Das führt zur wichtigsten Frage, die einem den Schlaf zu rauben vermag: Wann kommt die Dogy-App – oder wie Watson es nennen würde – Dogson?

 


Claudia Maag arbeitet noch bis Ende Januar 2017 in der Onlineredaktion von persoenlich.com.

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