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«Z’Basel an mym Rhy!»

Matthias Ackeret

Nun ist die Katze aus dem Sack: die «Basler Zeitung» wird verkauft. Obwohl lange erwartet, ist die Überraschung gelungen. Dies zeigte sich bereits in der Länge der Medienkonferenz, die über zwei Stunden dauerte, was selbst für den nicht ganz medienunerprobten Verkäufer Christoph Blocher rekordverdächtig sein dürfte. Bis zuletzt buhlten Wanners AZ-Medien (im Verbund mit der NZZ) und Supinos Tamedia um die publizistische Perle am Rheinknie, wobei am Ende der Sieger – wie so oft in der Vergangenheit – an der Zürcher Werdstrasse zu finden ist. Die Situation ist bemerkenswert: Auf der Bühne der neue Gratiszeitungskönig Christoph Blocher, daneben, der nun definitiv mächtigste Schweizer Verleger, Pietro Supino, wobei ersterer kurz nach dem Kauf dem zweiten erklärt, warum eine Bezahlzeitung in Basel ein Auslaufmodell sei. Trotzdem ist es eine Win-Win-Situation: Strategisch macht der Besitzerwechsel sowohl für Blochers Gratiszeitungsimperium wie auch für Supinos Medienhaus Sinn. Ob auch für die «Basler Zeitung» ist eine andere Frage.

Bei aller Kritik hat Markus Somm in den letzten acht Jahren eine hervorragende Zeitung gemacht. Zusammengefasst: Nur leider am falschen Ort. Das war die BaZ-Tragik. In Zürich wäre die Sommsche BaZ für die Platzhirschen «Tages-Anzeiger» und NZZ - nicht zuletzt wegen seinem Wochenkommentar - eine bereichernde und auch erfrischende Konkurrenz gewesen. Doch das Leben ist am Ende kein Konjunktiv: Und so war die «Basler Zeitung» schliesslich eine Basler Zeitung, die vielfach von denjenigen als «reine Rechtspostille» kritisiert und geschmäht wurde, die sie gar nicht lasen. Somm – dies müssen ihm auch seine ärgsten Gegner zugute halten – hat eine untrügerische Nase für Talente und Charaktere wie Michael Bahnerth, Erik Ebneter, Beni Gafner, Dominik Feusi, Christian Keller (und sich selbst), wobei die Auflistung keineswegs abschliessend ist. Nicht zu vergessen Benedict Neff (ehemals persoenlich.com und heute für die NZZ in Berlin) sowie Samuel Tanner (heute auch NZZ). Bleibt zu hoffen, dass der Sommsche BaZ-Sound auch nach der Übernahme durch die Tamedia erhalten bleibt und nicht vom publizistischen Einheitsbrei aus Zürich überdeckt wird. Was die BaZ geschafft hat: Basel verfügt heute über die lebendigste Medienszene des Landes. Es ist fast schon höhere Ironie, dass ausgerechnet jene Basler Kreise, die während der letzten acht Jahre über das «Blocher-Blatt» ihre Nase rümpften, nun deren Verkauf beklagen. Der langjährige Geschäftsführer Rolf Bollmann ist am Rheinknie sowieso ein stiller Held. Vor allem weil er beim Cupfinal 1975, wo er als aktiver Fussballer des FC Winterthurs teilnahm, gegen den FCB unterlag.

«Z’Basel an mym Rhy, jo, dert mecht i sy!» lautet der erste Satz der Basler Hymne. Für viele Basler muss es quälend sein, dass sich ausgerechnet Zürcher Verleger diese Zeile verinnerlicht haben.

 

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