04.09.2022

Digitaltage

«Die Schweiz darf sich nicht ausruhen»

Am Montag startet der Grossanlass. Diana Engetschwiler, Deputy Managing Director Digitalswitzerland, gibt einen Überblick über die sechste Austragung – und sie spricht über Rückstände im Bereich E-Government sowie über Vorwärtssprünge der letzten Jahre in der Digitalisierung.
Digitaltage: «Die Schweiz darf sich nicht ausruhen»
«Die Strahlkraft der Eröffnung wird uns durch die Regionen begleiten, wo die Digitaltage ebenfalls an sehr bedeutenden Orten Halt machen werden», sagt Diana Engetschwiler, Deputy Managing Director Digitalswitzerland. (Bild: Digitalswitzerland)

Frau Engetschwiler, die Digitaltage 2022 werden am Montag auf dem Berner Bundeshausplatz eröffnet. Was darf man vom Eröffnungstag erwarten?
Wir haben ein breites Programm geplant, das sowohl jüngere, ältere, digital versierte Menschen und Laien anspricht. Bundespräsident Ignazio Cassis wird die Eröffnungsrede halten. Am Eröffnungstag bieten wir neben der offiziellen Eröffnung bereits den ganzen Tag über ein vielseitiges Programm voller besuchenswerter Veranstaltungen an. Zudem enthüllen wir ein noch geheimes, einzigartiges Projekt, an dem die ganze Bevölkerung teilhaben kann.

Neben der Eröffnungsrede von Bundesrat Ignazio Cassis wird es zu einem Robotics-Showcase kommen. Was muss man sich darunter konkret vorstellen?
Der Bundesplatz wird mit zahlreichen Robotern unterschiedlicher Art bevölkert. Da wäre etwa das Team «Fridolin Robotics» – sie präsentieren einen Battlebot, mit dem sie unter anderem nationale Wettbewerbe bestreiten. Gebaut wurde der Roboter von einem Glarner Schülerteam. Weiter gibt es von Fotokite eine Drohne, wie sie Feuerwehr und Polizei überall auf der Welt einsetzen. Scewo stellt einen Rollstuhl bereit, der den Lenkenden sehr viel Bewegungsfreiheit bietet. Das sind nur einige Beispiele für Roboter, die Besuchende am Robotics-Showcase bestaunen können.

Herzstück der Ausgabe 2022 sind zwei aufblasbare Besucherzentren, sogenannte «Bubbles». Was erhoffen Sie sich davon?
Mit unseren Bubbles möchten wir die Bevölkerung zu einem Dialog einladen, um die Digitalisierung auf eigene Faust zu entdecken. Wir möchten Aufmerksamkeit und Neugierde erregen und die Menschen inspirieren. Die Events, die in der Bubble stattfinden, sollen Denkanstösse für die Besuchenden liefern: Warum ist Innovation und Digitalisierung wichtig?

Dieses Jahr legen die Digitaltage einen regionalen Fokus. Weshalb hat man sich für den Startschuss für die Hauptstadt Bern entschieden?
Am symbolträchtigsten Ort der Schweiz den Startschuss für die Digitaltage zu geben, ist für uns besonders spannend. Die Strahlkraft der Eröffnung wird uns durch die Regionen begleiten, wo die Digitaltage ebenfalls an sehr bedeutenden Orten Halt machen werden.

«Mit der Tour durch sieben Regionen schaffen wir einen Rahmen mit Signalwirkung»

«Das regionale Konzept erlaubt es uns besser denn je, nicht nur relevanter, sondern auch greifbarer zu gestalten», hiess es in einer Mitteilung von Digitalswitzerland. Inwiefern?
Ein wesentlicher Teil des Programms besteht aus Veranstaltungen mit regionalem Bezug. Etwa unser Hauptformat «GreenTech Startup Battle»: In jeder Region erhalten ausgewählte regionale und besonders nachhaltige Projektideen von engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern, die die natürlichen Ressourcen erhalten und schützen, die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Auch unsere Partner organisieren zahlreiche Veranstaltungen, die sich mit aktuellen Themen der jeweiligen Regionen auseinandersetzen.

Kein Anlass kommt heute ohne das Thema Nachhaltigkeit aus. Inwiefern passt es da, die Digitaltage quer durch sieben Regionen und in 19 Austragungsorten mit mobilen Bubbles zu veranstalten?
Bei der Wahl eines portablen Veranstaltungsorts haben wir uns bewusst für einen Schweizer Hersteller (Luft und Laune) entschieden, um die Produktion lokal zu halten und weite Lieferwege zu vermeiden. Die Event-Bubble ist neutral gestaltet und wird uns für viele weitere Jahre und zahlreiche Events in der Zukunft als Veranstaltungsort dienen. Diese Investition wurde bewusst langfristig getätigt und erfüllt somit auch den Anspruch eines nachhaltigen Konzepts.

Welche Hauptbotschaft möchte Digitalswitzerland mit der diesjährigen Ausgabe transportieren?
Die diesjährigen Schweizer Digitaltage stehen unter dem Motto «Gemeinsam gestalten wir die digitale Zukunft!» Der Name ist Programm – denn die Digitalisierung geht jede und jeden etwas an.

Es heisst immer wieder, die Digitaltage würden kontinuierlich wachsen. Wie viele Unternehmen sind mittlerweile involviert?
Wir haben die Digitaltage neu konzipiert. Mit der Tour durch sieben Regionen schaffen wir einen Rahmen mit Signalwirkung. Durch die angepasste Strategie setzen wir auf ein stärkeres Engagement in den Regionen. Unsere Partner sind dabei Unternehmen, Kantone, Städte und Gemeinden, die mit Leidenschaft bei der Sache sind und auch dieses Jahr wieder ein tolles Programm anbieten werden. Aktuell sind über 85 Partner involviert.

«Zahlreiche Studien zeigen, dass die Schweiz im Bereich Cybersicherheit noch Aufholbedarf hat»

Thematisch wird ein Fokus auf Cybersicherheit und Fake News gesetzt. Weshalb gerade diese beiden Themen?
Das sind per se keine Schwerpunkte, aber beide Themen sind hochaktuell – sowohl für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Je digitaler die Welt wird, desto grösser wird auch die Gefahr durch Cyberangriffe. Und wie zahlreiche Studien zeigen, hat die Schweiz in diesem Bereich noch Aufholbedarf. Fake News sind enorm wichtig, weil sie das Potenzial haben, die Meinungsbildung und den öffentlichen Diskurs signifikant zu beeinflussen – meist zum Schlechteren. Deswegen ist das Erkennen von Fake News, die besonders gerne auf sozialen Medien zirkulieren, wichtiger denn je, um eine stabile Demokratie und einen sinnvollen öffentlichen Diskurs beizubehalten.

«Die Schweiz kann keine Digitalisierung», titelte die NZZ kürzlich in einem Kommentar – mit Fokus auf die Behörden, deren Rückstand gegenüber anderen Ländern wie Dänemark oder Finnland offensichtlich sei. Was entgegnen Sie?
Ich denke, diese Aussage ist zu kurz gegriffen. Die Schweiz ist gemäss internationalen Studien weltweit bereits gut positioniert bezüglich Digitalisierung und hat sich in den letzten Jahren laufend verbessert. Wir sind auf dem richtigen Weg, dürfen uns aber nicht ausruhen. Die Konkurrenzfähigkeit zeigt sich auch an den Schweizer Digitaltagen bei vielen Partnern.

Haben die bisherigen Digitaltage diesbezüglich nichts bewirkt?
Ziel der Digitaltage ist es, dass sich alle Bevölkerungsteile mit der Digitalisierung auseinandersetzen – in all ihren Facetten. Die Bevölkerung soll die Möglichkeit erhalten, sich mit den Chancen und Risiken der digitalen Transformation vertieft zu beschäftigen, was uns auch Jahr für Jahr gelingt. Die Digitaltage bieten eine Plattform für den dazu nötigen Austausch und bringen die relevanten Stakeholder an einen gemeinsamen Tisch. Fachleute, Wirtschaftsvertreter, Politiker und die Bevölkerung gestalten damit gemeinsam den Weg der Schweiz zu einem führenden, globalen Innovationszentrum.

«Das Metaverse befindet sich noch in einem frühen Stadium, wird uns aber noch lange begleiten»

Fakt ist, dass die Schweiz im Bereich E-Government im World Competitiveness Ranking 2021 nur auf Rang 16 liegt. Woran liegt es? Was sind die grössten Baustellen?
Wie bereits gesagt, darf sich die Schweiz nicht ausruhen – der Wandel schreitet stetig voran. Gute Beispiele für Baustellen sind derzeit die Debatten um die E-ID oder das elektronische Patientendossier. Digitalswitzerland setzt sich aktiv dafür ein, diese und weitere Themen voranzubringen.

In welchen Bereichen hat die Schweiz in den letzten Jahren die grössten Vorwärtssprünge in der Digitalisierung gemacht?
Einer der zentralen Punkte ist, dass die verschiedenen Stakeholder offener geworden sind. Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft sind mehr bereit als früher, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und das Gespräch miteinander zu suchen. Für ein erfolgreiches Fortschreiten der Digitalisierung ist das von enormer Bedeutung.

Wenn Sie bis zum Start des ersten Digitaltags zurückblicken: An welchen Dingen merken Sie, dass das Thema in der breiten Bevölkerung relevanter geworden ist?
Natürlich ist das Thema von Jahr zu Jahr wichtiger geworden. Diese Aussage wird nicht nur von den Besucherzahlen der Schweizer Digitaltage unterstützt, sondern auch von diversen Studien – etwa die jährliche Studie «Switzerland's Digital DNA» von Oliver Wyman. Mit neuen Technologien entstehen jedoch nach wie vor auch neue Sorgen in der Gesellschaft. Das zeigt auch, dass die Bevölkerung sich kritisch mit der Digitalisierung auseinandersetzt. 

Welche digitale Errungenschaft hat Sie in diesem Jahr beeindruckt?
Das Metaverse. Die Technologie befindet sich noch in einem frühen Stadium, wird uns aber noch lange begleiten.


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