03.11.2019

Login-Allianz

Hannes Grassegger fordert ein GA für News

Wegen Fake News, Radikalisierungstendenzen und Datenmissbrauch: Die Schweiz solle ein eigenes soziales Netzwerk aufbauen, fordert Hannes Grassegger im aktuellen «Magazin». Betreiben solle dieses Netzwerk die SRG.
Login-Allianz: Hannes Grassegger fordert ein GA für News
Der Vorschlag von Hannes Grassegger: Eine Netzwerkplattform wie ein GA, die Zugang zum ganzen journalistischen Angebot garantiert. (Bild: Pixabay)
von Edith Hollenstein

Der Journalist, der vielen bekannt ist, weil er als erster Schweizer über die Firma Cambridge Analytica berichtete hatte und regelmässig über die dunkeln Aspekte des Internets schreibt, macht einen aufsehenerregenden Vorschlag. Im «Magazin» fordert Hannes Grassegger ein eigenes soziales Netzwerk für die Schweiz. Das Land solle eine eigene Plattform aufbauen für Nachrichten und journalistische Texte. «Die App würde aussehen wie Twitter oder Facebook und würde mithilfe eines Algorithmus die wichtigsten News zuspielen», schreibt Grassegger.

Soziale Medien seien sehr praktisch und sehr beliebt, jedoch würden die Menschen darüber weder umfassend noch zuverlässig informiert. «Sie mögen wunderbar sein, um Kontakt mit Freunden in aller Welt zu pflegen, aber sie dienen nicht der Erhaltung einer informierten Öffentlichkeit.» Diese Aufgabe hätten die Medien, doch die derzeit diskutierten Massnahmen zur Eindämmung dieses Problems reichen laut Grassegger nicht aus.

Verlegern könnten Digital-Kosten sparen

Seine Lösung wäre ein öffentlich-rechtliches soziales Netzwerk, das seriöse Nachrichten liefert, und zwar nur solche aus der Schweiz. «Fake News und Desinformation gäbe es nicht, weil das Netzwerk nur Qualitätsmedien zuliesse». Basis für die Kontrolle seien der Schweizer Presserat und dessen Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten. Wer sich nicht daran halte, werde verwarnt oder ausgeschlossen, so Grassegger. Zudem könnten User Verstösse melden.

«Man könnte wirklich alle Inhalte ansehen. Kostenpflichtiges würde mit einem Klick bezahlt, in der App wären die persönlichen Zahlungsdetails hinterlegt. Man muss sich das vorstellen wie ein GA, das Zugang zum ganzen Streckennetz und allen öffentlichen Verkehrsmitteln garantiert.» Aber anders als beim GA zahle man nur für die tatsächliche Nutzung.

Grassegger schreibt, dass ein solches Netzwerk den Verlegern neue Einnahmen bringen würde, gleichzeitig könnten sie dadurch Kosten für aufwendige Eigenentwicklungen im Digitalbereich sparen.

Wepublish und Refind als Beispiele

Bezahlen sollen das die Gebührenzahler, respektive die SRG, welche das Netzwerk betreiben solle. «Die SRG verfügt bereits über eine digitale Infrastruktur für News. Sie müsste jeder in der Schweiz wohnhaften Person einen Accountzugang geben. Nicht zum Vertrieb eigener Inhalte, sondern als Kanal für alle Schweizer Qualitätsmedien», schreibt Grassegger.

Dazu müsste die SRG sich stark wandeln. «Sie müsste einen Teil ihrer Aktivität umverlagern. Von der Herstellung von Inhalten zur Bereitstellung eines Netzwerks».

Laut Grassegger gibt es mit der Login-Allianz, der Medienförderung von Medienministerin Sommaruga und den neusten Vorstössen des Presserats bereits Ansatzpunkte, dass die Entwicklung so verlaufen könnte.

Zudem gebe es fähige Ingenieure: «Mit Refind betreiben zwei ETH-Abgänger ein weltweit beachtetes Social-News- Netzwerk. Und im Kanton Basel testen Entwickler des Vereins Wepublish ein digitales Vertriebsnetz für lokale Newsanbieter. Das Schweizer Netzwerk wäre die logische Fortsetzung. Anstossen könnte es das Bundesamt für Kommunikation, realisieren die SRG», so Grassegger.

Die Schweiz sei kein langsames Land, das Entwicklungen stets hinterherhinke, sondern ein Labor.





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