Die Tutorial-Plattform Craftsy versetzt mit ihrem Erfolg derzeit die gesamte Web-Community ins Staunen. Der ehemalige eBay-Mitarbeiter John Levisay entschloss sich vor zwei Jahren dazu, mit Video-Anleitungen zu verschiedenen Themenbereichen Geld zu verdienen. Bis zum Jahresende will der Unternehmer 600'000 Registrierungen erreichen. Das Projekt hat bis jetzt mehr als 20 Millionen Dollar (rund 15 Millionen Euro) an privaten Fördergeldern gesammelt.
Täglich 1'600 neue Nutzer
"Wenn es um Bildung im Internet geht, sind wir an langweilige PowerPoint-Präsentationen und verwackelte Videoaufnahmen gewöhnt. Ich wollte etwas erfinden, das an die Atmosphäre einer Schulklasse erinnert. Dazu gehört nicht nur ein kompetenter Lehrer, sondern auch die persönliche Interaktion, die es im Web normalerweise nicht gibt", sagt Levisay. Der Unternehmer hat laut eigenen Angaben seine Erfahrungen, die er bei eBay gesammelt hat, bei der Konzipierung von Craftsy einfliessen lassen.
Die meisten Kurse bestehen aus vier bis sechs Videos und kosten zwischen 20 und 40 Dollar. Im Vergleich zu anderen Tutorial-Plattformen, die ihre Kurse zum Grossteil kostenlos zur Verfügung stellen und sich durch Werbung finanzieren, ist das ein außerordentlich hoher Preis. "Einige unserer Lehrer verlangen für ihre Dienste bis zu 500 Dollar", sagt Levisay und begründet damit die Kosten für die Nutzer. Nachdem man einen Kurs gebucht hat, kann man sich die Videos beliebig oft ansehen, dem Lehrer Fragen stellen und sich mit anderen Teilnehmern austauschen. Laut offiziellen Angaben registrieren sich täglich rund 1'600 neue Nutzer.
"Die beliebteste Kategorie ist Stricken", sagt Levisay. Nahezu 100 Prozent aller Teilnehmer sind Frauen. "Wir sprechen auch ältere Generationen an, die sehr leidenschaftlich sind und zu unseren Stammkunden gehören." In zwei Wochen soll eine iPad-App auf den Markt kommen, mit der ein neuer Markt erschlossen werden soll.
Negativ-Beispiel aus Deutschland
Craftsy ist eine der wenigen Tutorial-Plattformen, die es geschafft haben, Geld zu verdienen. 2008 machten drei junge Internet-Unternehmer Schlagzeilen als sie ihre Video-Lernplattform "Videotomie" auf eBay zum Verkauf angeboten hatten. Auf der Webseite konnte man sich rund 1'200 Videos zu verschiedenen Themen ansehen. Der durchschlagende Erfolg blieb aber aus und die Betreiber entschlossen sich zum Verkauf. Nach mehreren Versuchen ist es ihnen gelungen das Portal zu verkaufen. Es ist aber nicht bekannt welchen Preis sie dabei erzielten.
Laut einer Studie von ARD und ZDF sind Tutorials im Internet beliebter als Fernsehsendungen und Filme. Obwohl Tutorials unter den Deutschen offenbar außerordentlich beliebt sind, konnte sich bisher aber keine Plattform durchsetzen. (pte)
