Die Unterschiede in der Mediennutzung zwischen den Generationen sind gross. Dies zeigt die Studie Digimonitor der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der Wemf AG für Werbemedienforschung. Jede Altersgruppe nutzt andere Plattformen – sei es für digitale News, Social Media oder Podcasts. Besonders gross ist das Altersgefälle bei der künstlichen Intelligenz (KI): Bei den Jugendlichen ist die Nutzung von ChatGPT schon fast selbstverständlich, während ältere Personen KI-Tools vergleichsweise selten nutzen, heisst es in einer Mitteilung.
Künstliche Intelligenz ist für viele zur unverzichtbaren Assistentin im Alltag geworden: 2,5 Millionen (40 Prozent der Bevölkerung) nutzen gelegentlich KI-Tools. Männer (46 Prozent) setzen die Technologie deutlich häufiger ein als Frauen (34 Prozent), wobei das Verhältnis bei den jüngeren Nutzerinnen und Nutzern ausgeglichener ist. «Ich hoffe sehr, dass sich hier nicht eine Schere öffnet und die Frauen sich nicht abhängen lassen», so IGEM-Geschäftsführerin Siri Fischer in einem persoenlich.com-Interview.
Bei den 15- bis 34-Jährigen lassen sich bereits 57 Prozent von KI unterstützen und in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren sind es sogar 70 Prozent. Die Tools werden vor allem zur Beantwortung von Fragen (32 Prozent) sowie zum Erstellen von Texten (31 Prozent), Übersetzungen (30 Prozent), Bildern (12 Prozent) und Programmiercodes (9 Prozent) genutzt. Die beliebteste KI-Anwendung ist ChatGPT: 37 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 75 Jahren nutzen dieses Tool, mehr als die Hälfte davon sogar wöchentlich.
Instagram bleibt Social Media Nummer 1
2023 hat Instagram Facebook vom Social-Media-Thron gestossen (persoenlich.com berichtete). Auch in diesem Jahr ist Instagram mit 3,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzern (60 Prozent der Bevölkerung) die beliebteste Plattform in der Schweiz. Facebook kommt auf 3,3 Millionen (52 Prozent), gefolgt von LinkedIn mit 2,7 Millionen (43 Prozent) und Pinterest mit 2,2 Millionen (35 Prozent). Snapchat und TikTok verzeichnen je 1,5 Millionen (23 Prozent), wobei die User hier deutlich jünger sind als jene der Top-4-Plattformen.
Die Altersunterschiede der Nutzerinnen und Nutzer der einzelnen Plattformen sind denn auch riesig: Auf BeReal liegt der Durchschnitt bei 19 Jahren, auf Threads bei 26, auf Reddit bei 30, auf Instagram bei 38, auf X (ehemals Twitter) bei 41, auf Facebook bei 45 und auf Xing bei 51 Jahren.
Männer nutzen mehr elektronische Geräte
Rund sechs Geräte verwenden Schweizerinnen und Schweizer im Durchschnitt für den Medienkonsum. Sechs Millionen (96 Prozent der Bevölkerung) nutzen ein Smartphone, 5,7 Millionen (91 Prozent) einen Fernseher und 5,4 Millionen (86 Prozent) einen Laptop. Deutlich mehr als die Hälfte verfügt zudem über ein Radiogerät (64 Prozent), ein Tablet (63 Prozent) und einen PC (60 Prozent).
Ebenfalls weit verbreitet sind Smart-Home-Geräte (38 Prozent), Smartwatches (27 Prozent) und Spielkonsolen (23 Prozent). Virtual-Reality-Brillen (4 Prozent) bleiben hingegen ein Nischenprodukt. Elektronische Gadgets sind vor allem bei Männern beliebt: Sie nutzen durchschnittlich 6,7 Geräte, Frauen nur 5,9.
Messenger, News und TV-/Video-Streaming sind die Top 3
Drei Arten von Medien werden praktisch von der gesamten Schweiz genutzt: Messengerdienste mit 6,2 Millionen Nutzerinnen und Nutzern (98 Prozent der Bevölkerung), digitale News mit 6,1 Millionen (97 Prozent) und TV-/Video-Streaming mit 6,08 Millionen (96 Prozent). Bei den Messengerdiensten steht WhatsApp mit 6,06 Millionen Usern (96 Prozent) einsam an der Spitze.
Bei den digitalen News sind die Schweizer Privatmedien führend (86 Prozent), knapp vor den Websites und Apps von SRF, RTS und RSI (80 Prozent), wobei bei den jüngeren Generationen auch News auf Social Media und YouTube (77 Prozent) an Bedeutung gewinnen. Beim TV/Video-Streaming dominiert YouTube mit fünf Millionen (79 Prozent), gefolgt von Play SRF/RTS/RSI mit 3,6 Millionen (57 Prozent) und Netflix mit 3,4 Millionen (54 Prozent).
29 Prozent zahlen für ein digitales News-Abo
Fast die gesamte Bevölkerung konsumiert digitale News, aber nur 1,8 Millionen (29 Prozent der Bevölkerung) sind bereit, für ein digitales Nachrichtenangebot zu bezahlen. Am ehesten leisten sich Ältere sowie Personen mit höherem Einkommen ein kostenpflichtiges Abo. Noch deutlich geringer ist die Zahlungsbereitschaft für einen Premium-Account auf Social Media: Im Schnitt nutzt nur rund 1 Prozent der User eine Bezahlversion. Am ehesten bezahlen die Nutzerinnen und Nutzer von Snapchat und LinkedIn für Premium-Services.
Deutlich höher ist die Zahlungsbereitschaft, um Werbung zu vermeiden: Bei Disney+ bezahlen 69 Prozent der insgesamt 1,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer für ein werbefreies Streaming, bei YouTube immerhin 7 Prozent.
TV bleibt das Leitmedium
Obwohl Streaming laufend an Bedeutung gewinnt, bleibt die Reichweite des Fernsehens unerreicht: Mit 3,52 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern pro Tag (56 Prozent) bedient TV ein doppelt so grosses Publikum wie YouTube mit 1,76 Millionen (28 Prozent). Netflix erreicht mit einer Million Zuschauerinnen und Zuschauern pro Tag (16 Prozent) weniger als ein Drittel des TV-Publikums.
Der Fernseher ist weiterhin das mit Abstand wichtigste Gerät für den TV-Konsum, deutlich vor Laptop/PC und Handy. Selbst bei den 15- bis 34-Jährigen nutzen nach wie vor 89 Prozent zumindest gelegentlich ein TV-Gerät. Mit zunehmendem Alter steigt die Nutzungshäufigkeit deutlich an: Bei den 15- bis 34-Jährigen schalten täglich 42 Prozent den Fernseher ein, bei den 35- bis 54-Jährigen sind es 61 Prozent und bei den 55- bis 75-Jährigen sogar 76 Prozent.
Audio boomt – fast zwei Drittel hören Podcasts
Fast die ganze Schweiz trägt Stöpsel im Ohr: 4,6 Millionen (73 Prozent der Bevölkerung) nutzen Kopfhörer oder ein Headset. Neben Videos und Social Media werden damit vor allem auch reine Audioinhalte konsumiert: fünf Millionen (80 Prozent der Bevölkerung) hören täglich Musikstreams oder Radio.
Zudem sind Podcasts beliebter denn je: vier Millionen (63 Prozent) hören gelegentlich Podcasts. Jüngere Hörerinnen und Hörer sind in der Überzahl, doch auch unter den älteren Generationen nutzt gut die Hälfte Podcasts. Während ältere Personen eher das Angebot von SRF/RTS/RSI oder der Schweizer Privatradios nutzen, tendieren die Jüngeren zu Spotify und YouTube.
Gleichzeitig bleibt das klassische Radio beliebt: 5,7 Millionen (90 Prozent) hören ab und zu Radio und 3,3 Millionen (52 Prozent) sogar täglich.
Teletext erreicht immer noch einen Drittel der Bevölkerung
Der Teletext feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Auch wenn sich die Medienlandschaft seit 1986 grundlegend verändert hat, ist das Medium weiterhin relevant: 2,1 Millionen (34 Prozent der Bevölkerung) nutzen Teletext. Damit ist die Nutzergruppe grösser als bei Disney+, Snapchat, TikTok, Apple Pay, Telegram oder X.
Genutzt wird der Dienst vorwiegend von Männern und tendenziell eher von älteren Personen, die sich auf diesem Weg über Sport und News auf dem Laufenden halten. Erstaunlich ist jedoch: Auch unter den 15- bis 34-Jährigen informiert sich mehr als ein Viertel gelegentlich über Teletext – ebenso oft per App wie über den Fernseher.
Regionale Unterschiede: So ticken die Landesteile
Die Romands sind die grössten Cineasten des Landes: 60 Prozent gehen mindestens alle sechs Monate ins Kino, in der Deutschschweiz sind es 54 Prozent und im Tessin 52 Prozent. Die Westschweiz ist auch führend bei der Nutzung von Social Media und Gaming. In der Deutschschweiz hingegen läuft besonders oft das Radio: 92 Prozent hören dieses Medium gelegentlich, im Tessin sind es 88 Prozent und in der Romandie 86 Prozent.
Auch Podcasts sind in der Deutschschweiz am beliebtesten. Die Tessinerinnen und Tessiner hingegen schauen am häufigsten täglich fern und nutzen den Teletext besonders häufig.
Über die Studie IGEM-Digimonitor
Die Studie Digimonitor erhebt seit 2014 jährlich die Nutzung von elektronischen Medien und Geräten in der Schweiz. Ab 2024 sind die Daten repräsentativ für die internetnutzende Schweizer Bevölkerung im Alter von 15 bis 75 Jahren (6,3 Millionen Personen). Aufgrund eines Methodenwechsels sind die Ergebnisse von 2024 nicht mit den Vorjahren vergleichbar.
Die Onlinebefragung fand im April und Mai 2024 statt. Intervista hat im Auftrag der IGEM Interessengemeinschaft elektronische Medien und der Wemf AG für Werbemedienforschung 1970 Personen befragt, davon 1008 in der Deutschschweiz, 762 in der Romandie und 200 in der italienischsprachigen Schweiz. Das Vertrauensintervall beträgt maximal +/- 2,2 Prozentpunkte. (pd/cbe)