22.08.2011

Twitter

Reich werden damit?

Hedgefond zapft Weisheit der Masse an.

Der britische Hedgefond Derwent Capital platziert seine Wetten an der Börse auf Basis von Analysen von Twitter-Meldungen. Das Unternehmen verwendet einen Algorithmus, der Tweets nach ihrer Stimmungslage kategorisiert. In seinem ersten Monat hat der Newcomer einen überdurchschnittlich hohen Gewinn von 1,85 Prozent erwirtschaftet. Trotz dieses Erfolges sieht Wilhelm Rasinger vom Österreichischen Interessensschutzverband für Anleger den Derwent-Capital-Fond kritisch. "Unternehmen versuchen seit längerem, mit technischen Analysen Marktbewegungen vorauszusehen. Dieser Fond verwendet einen Ansatz der heutigen Zeit, der kurzfristig Erfolg haben kann. Mittel- bis langfristig funktioniert es meiner Meinung nach nicht. Wir können die Zukunft nicht voraussagen", sagt Rasinger im Gespräch mit pressetext.

Der Fond von der britischen Insel verwendet Software, die zufällig zehn Prozent der verfügbaren Twitter-Meldungen auswählt und sie nach emotionalen Schlüsselwörtern durchsucht. Ein Algorithmus teilt die Tweets dann in Kategorien wie "nervös" oder "glücklich" ein. Auf Basis der so ermittelten Stimmungslage werden dann Investitionsentscheidungen getroffen. "Emotionale und psychologische Faktoren haben sicher einen Einfluss auf die Börsen, die Beziehung ist allerdings komplex. Ich sehe das ähnlich wie Börsenbriefe. Solche Methoden neigen dazu, zu selbsterfüllenden Prophezeiungen zu werden", erklärt Rasinger.

Das Verfahren von Derwent Capital basiert auf Studien der Universitäten Manchester und Indiana, die im Oktober 2010 publiziert wurden. Die Forschungsergebnisse bescheinigtem dem Algorithmus eine Vorhersagegenauigkeit von bis zu 88 Prozent. Laut dem Gründer von Derwent Capital lassen sich große Umschwünge mit dem neuen Ansatz drei bis vier Tage im Voraus erkennen. Derwent Capital wirbt auf deiner Webseite damit, Europas erster auf Social Media basierender Hedgefond zu sein. "Dieser Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen, gelingt kurzfristig vieleicht, ich halte den Ansatz trotzdem für eine Modeerscheinung und würde nicht zu einer Investition raten. Ich bin aber auch ein Verfechter konservativer Anlagen", so Rasinger. (pte)


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