13.08.2013

Grossbritannien

Späh-Stopp für Mülleimer in London

Werbende Abfallkübel dürfen Mac-Adressen nicht mehr aufspüren.

Die Mülleimer in London dürfen vorerst nicht mehr spähen. Die City of London hat am Montag zu einem Stopp der Datensammlung von Abfalleimern aufgerufen. Sie habe bereits Kontakt mit dem zuständigen Unternehmen aufgenommen und es aufgefordert, sofort mit der Datensammlung aufzuhören, heisst es in einer Pressemitteilung der City of London. Ausserdem sei der Fall an die nationale Datenschutzbehörde weitergeleitet worden.

Bei den spähenden Abfalleimern handelt es sich um Abfalleimer in der Londoner Innenstadt, die mit einem WLAN-Modul und einem Bildschirm ausgestattet sind. Damit können die Abfallkübel die individuellen MAC-Adressen der Geräte von Passanten aufspüren und gezielt Werbung schalten. Die Idee stammt von der Werbefirma Renew.

Renew-Boss Kaveh Memari liess ebenfalls am Montag ein Statement verbreiten, in dem es unter anderem heisst: "Wir würden niemals den Prinzipien des Datenschutzes zuwiderhandeln und wir sind nicht in der Lage, persönliche Daten zu erhalten oder zu veröffentlichen."

Die MAC-Adressen seien in der Testphase in anonymisierter Form gesammelt worden - die Mülleimer konnten also nicht feststellen, wem ein Gerät gehört. Mittlerweile sind die werbenden Abfalleimer nicht länger im Einsatz, schrieb Memari ausserdem in seinem Statement.

Schlechtes Timing
Das Timing der Werbe-Mülleimer hätte sicherlich nicht viel schlechter sein können: Die Testphase hatte Anfang Juni begonnen - zur gleichen Zeit hatte der Informant Edward Snowden damit angefangen, Geheimnisse über die Spähprogramme der amerikanischen und britischen Geheimdienste auszuplaudern. Entsprechend sensibel reagierte die Öffentlichkeit.

"Unabhängig davon, was technisch möglich ist, muss alles, was auf der Strasse geschieht, mit Vorsicht getan werden, mit der Zustimmung einer informierten Öffentlichkeit", sagte ein Sprecher der Stadt London. "Diese aktuelle Entwicklung war voreilig und benötigt offensichtlich noch weiterer Überlegungen - in der Zwischenzeit muss das Sammeln von Daten, selbst wenn es anonymisiert geschieht, aufhören." (sda/dpa)


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