05.09.2012

Spotify

Speist Musiker mit Hungerlöhnen ab

Bands verdienen weniger als einen Cent pro Wiedergabe.

Musiker beklagen, dass sie auf Musik-Streaming-Diensten wie Spotify kaum Geld verdienen. Während Musiklabels und Betreiber von Musik-Portalen hohe Gewinne einstreifen, gehen die Künstler offensichtlich leer aus. Für die Wiedergabe eines Songs auf iTunes, Match oder Spotify bekommen die Musiker weniger als einen Cent.

0,3 Cent pro Song

Josh Davidson, Mitglied der Band Parks and Gardens hat sich dazu entschlossen, das Geschäftsmodell von Online-Musikplayern anzuprangern. Auf Twitter schreibt er, dass seine Musikgruppe für jeden gespielten Song auf iTunes gerade mal 0,3 Cent verdient, auf Spotify nehmen die Rocker immerhin 0,9 Cent ein. "Wenn wir nur einen Cent verdienen wollen, muss ein Lied dreimal gespielt werden", schreibt Davidson.

Die ersten Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Branchen-Insider Scott Buscemi bestätigt, dass keiner der Anbieter mehr als einen Cent pro Wiedergabe zahlt. Der Unmut der Künstler über diese Praxis ist unumstritten. Die britische Band Coldplay hat sich vergangenes Jahr dazu entschlossen, ihr neues Album "Mylo Xyloto" nicht auf Spotify, Rhapsody und anderen Plattformen zu veröffentlichen. Andere grosse Namen der Musikbranche wie Adele, Tom Waits und Paul McCartney haben ähnliche Zeichen gesetzt.

Nicht mit GEMA abgesprochen

Obwohl sich Künstler mit den neuen Streaming-Diensten nicht anfreunden können, verdienen sich die Betreiber eine goldene Nase. Laut Angaben der Recording Industry Association of America ist der Umsatz in diesem Marktsegment im vergangenen Jahr um 13,5 Prozent gestiegen - jährlich werden rund 240 Millionen Dollar eingenommen. Die Anzahl von zahlenden Nutzern ist um 18 Prozent gewachsen. Der Start von Spotify in Deutschland wurde von einer Kritikwelle begleitet, denn die Aufnahme des Dienstes soll nicht mit der GEMA abgesprochen gewesen sein. Weil in Deutschland vergleichsweise hohe Lizenzgebühren anfallen, wurde die Einführung lange bezweifelt. Nach Angaben des Spotify-Geschäftsführers Daniel Ek wurden seit der Gründung rund 200 Millionen Euro an Lizenzgebühren überwiesen. Trotzdem scheint nur ein Bruchteil des Ertrags an die Künstler zu gehen.

Gewinneinbruch durch Spotify

Ein prominentes Beispiel liefert Lady Gaga, die laut einem Guardian-Bericht für eine Million Klicks ungefähr 127 Euro bekommen haben soll. Auch der Musiker Jon Hopkins veröffentlichte seine Einkünfte über Spotify und kommt auf ein Salär von 9,50 Euro für 90'000 Klicks. Kein Wunder, dass Verlage wie ST Holdings Streaming-Diensten den Rücken kehren. Spotify behauptet, dass man ein Marktsegment bedient, das nicht erschöpft ist. Die Geschäftszahlen von ST Holding zeigen aber eine andere Wirklichkeit. Laut eigenen Angaben wurden auf Spotify 2,6 Prozent aller Erlöse erzielt. Und in jenem Zeitraum, in dem man Lieder auf dem Portal veröffentlicht hatte, sanken die gesamten Einnahmen um 14 Prozent. (pte/ads)

persoenlich.com widmete sich der Thematik kürzlich in einem Interview mit Stefan Zilch, dem Country Manager für die Schweiz, Österreich und Deutschland. Er sagte damals unter anderem: "Legalität und Fairness sind für uns und die gesamte Musikbranche sehr wichtig." Und weiter: "Mehr Transparenz gegenüber unseren Vertragspartnern ist kaum möglich." (pte/ads)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren