05.11.2022

Twitter

Uno-Kommissar nimmt Musk in die Pflicht

Der Menschenrechtskommissar Volker Türk hat Elon Musk dazu aufgerufen, für die Respektierung der Menschenrechte im Onlinedienst zu sorgen. Zuvor hatte der neue Twitter-Chef die Hälfte seiner 7500 Angestellten entlassen – via Rundmail.
Twitter: Uno-Kommissar nimmt Musk in die Pflicht
Musk hatte Ende Oktober den Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar abgeschlossen. (Bild: Keystone/Noah Berger )

Aus seiner Sicht sei es kein ermutigender Start, dass Musk laut Berichten kurz nach der Twitter-Übernahme das gesamte Menschenrechts-Team des Kurzmitteilungsdienstes entlassen habe, schrieb Türk am Samstag in einem auf Twitter veröffentlichten Offenen Brief an den Multimilliardär.

Er sei in Sorge um den digitalen öffentlichen Raum und Twitters Rolle dort, schrieb Türk weiter. Wie alle Unternehmen müsse sich Twitter des Schadens bewusst sein, die auf der digitalen Plattform verursacht werden könnten, und entsprechende Massnahmen ergreifen.

«Respekt für unsere gemeinsamen Menschenrechte sollten die Leitlinien für die Nutzung und Entwicklung der Plattform sein», betonte der Uno-Menschenrechtskommissar. «Kurz, ich dränge Sie dafür zu sorgen, dass Menschenrechte unter Ihrer Führung entscheidend sind für das Twitter-Management sind.»

Ex-Chef Dorsey entschuldigt sich bei Mitarbeitenden

Zu Wort gemeldet hat sich unterdessen auch der Mitgründer und ehemalige Konzernchef von Twitter, Jack Dorsey. Er entschuldigte sich bei den Mitarbeitenden für die Massenentlassungen. Er sei dafür verantwortlich, dass die Twitter-Angestellten sich jetzt in dieser Lage befänden. Er habe Twitter zu schnell wachsen lassen.

Eine Woche nach der Übernahme durch Multimilliardär Elon Musk hatte Twitter am Freitag rund die Hälfte seiner 7500 Angestellten entlassen. Die betroffenen Mitarbeiter erhielten E-Mails mit der Nachricht, dass es ihr letzter Arbeitstag bei dem Unternehmen sei, wie der Finanzdienst Bloomberg berichtet. Laut Medienberichten könnte mit rund 3700 Jobs, also etwa jeder zweite Arbeitsplatz, betroffen sein. In der Rundmail hiess es, der Stellenabbau sei «unglücklicherweise notwendig, um den Erfolg des Unternehmens in der Zukunft sicherzustellen».

In den vergangenen Tagen mehrten sich Tweets bisheriger Beschäftigter, die von ihrer Kündigung berichteten. Die Büros werden am Freitag geschlossen bleiben und alle Zugangskarten deaktiviert sein, soll es in einer an Mitarbeiter verschickten E-Mail geheissen haben.

Erste Kommunikation mit Mitarbeitenden

Der Schritt dürfte eine Vorsichtsmassnahme sein, um eventuelle Protestaktionen Entlassener auszuschliessen. Beispiellos wäre das nicht: Im November 2017 deaktivierte ein Mitarbeiter an seinem letzten Tag im Job den Twitter-Account des damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Es dauerte rund zehn Minuten, bis der Account wieder online war. In der Rundmail hiess es, der Stellenabbau sei «unglücklicherweise notwendig, um den Erfolg des Unternehmens in der Zukunft sicherzustellen.»

Für Twitter-Mitarbeiter war die Rundmail die erste offizielle Kommunikation, seit Musk am Donnerstag vergangener Woche den Kauf abgeschlossen hatte, wie unter anderem die Washington Post berichtete. Ursprünglich sei für den Freitag darauf eine allgemeine Zusammenkunft mit Musk angekündigt gewesen. Diese sei abgesagt worden – genau wie ein späterer Termin dafür, hiess es unter Berufung auf Mitarbeiter.

Direkt nach der Übernahme hatte Musk bereits das Twitter-Management gefeuert. Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen (persoenlich.com berichtete). Politiker und Bürgerrechtsaktivisten fürchten, dass Musk den Kurzbotschaftendienst für unkontrollierte Hassbotschaften und Falschinformationen öffnen und bisher gesperrte Nutzerkonten wie das des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeben könnte. (sda/afp/mj/tim)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Jürg Streuli
07.11.2022 08:23 Uhr
Elon Musk räumt den linken Laden auf, der Andersdenkende diskriminiert und ausgeschlossen hat. Keinen UNO-Kommissar hatten diese Machenschaften auch nur im Geringsten gestört. Jetzt aber wo der Wind nach Rechts gedreht hat, wird plötzlich von den Menschenrechten gesprochen. Das zeigt wie ideologisiert und verlogen die ganze Debatte verläuft. Wäre schön, wenn auch bei Facebook in ähnlicher Weise aufgeräumt würde.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren