12.10.2018

Ringier

«Wir halten diese Transparenzoffensive für notwendig»

Mit einem Erklärvideo will das Medienhaus Transparenz darüber schaffen, welche Daten verarbeitet werden. Ringiers Datenschützerin Chantal Imfeld-Matyassy sagt, warum das nötig ist. Und sie verrät, wie sie mit ihren eigenen Daten umgeht.
Ringier: «Wir halten diese Transparenzoffensive für notwendig»
Die Verarbeitung der Daten wird im Erklärvideo aus der Sicht des Lesers erklärt. (Bild: Screenshot)
von Christian Beck

Frau Imfeld, unter anderem auf blick.ch gibt es neu ein Erklärvideo zum Datenschutz (persoenlich.com berichtete). Wollen Sie den Lesern Sicherheit vorgaukeln?
Nein, ganz im Gegenteil: Mit diesem Video wollen wir Transparenz darüber schaffen, welche Personen- und weitere Daten in unserem Unternehmen wirklich bearbeitet werden. Wir haben eine moderne und einfache Art für die Vermittlung gesucht. Das Thema ist zu wichtig, als dass es nicht beachtet werden dürfte. Deshalb bringen wir es mit den neuen Videos unseren Usern näher, ohne dass diese viel dafür tun müssen. Momentan haben wir das Erklärvideo bei unseren deutschsprachigen Medientiteln aufgeschaltet, weitere Webseiten der Ringier-Gruppen und die französische Videoversion folgen in Kürze.

Die Datenschutzbestimmungen waren bislang ja nachzulesen…
Die Datenschutzbestimmungen sind aufgrund von gesetzlichen Vorgaben sehr lang geworden. Seien wir ehrlich: Kaum einer nimmt sich die Mühe, die ganzen Bestimmungen zu lesen. Mit den Videos stellen wir sicher, dass unsere User wissen, was mit ihren Daten passiert – und zwar auf all unseren Plattformen.

Und warum gerade jetzt?
In der heutigen Welt, die geprägt ist vom technologischen Fortschritt, wird es immer schwieriger, einen Überblick über den Verbleib der eigenen Personendaten zu haben. Deshalb halten wir diese Transparenzoffensive für notwendig.

«Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden ernst»

Warum ist Ringier als Medienunternehmen der Datenschutz ein Anliegen?
Als internationales, digitales Medienunternehmen mit einem diversifizierten Portfolio kommt man mit vielen Personendaten in Berührung. Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden ernst und schützen ihre Personendaten und somit ihre Persönlichkeit entsprechend.

Im Video wird der Unterschied zwischen persönlichen und anonymen Daten erklärt. Hand aufs Herz: Sind die anonymen Daten wirklich anonym?
Wir könnten hier jetzt eine stundenlange Diskussion darüber führen, was denn «anonym» wirklich bedeutet – und würden uns trotzdem nicht einig werden. Ich denke, Ihre Frage zielt darauf hin, ob wir wissen, wer hinter den erfassten Daten steht. Da kann ich Ihnen sagen: Nein, das tun wir nicht. Wir können diese Nutzerdaten aufgrund technischer Massnahmen keiner einzelnen, bestimmten Person zuordnen.

Am Swiss Media Forum brachte Ringier-CEO Marc Walder den Vorschlag einer Login-Allianz aufs Tapet. Das Ziel: Bessere Daten für die Verlage (persoenlich.com berichtete). Ist die Veröffentlichung des Videos die Vorbereitung für die Login-Allianz?
Nein, das hat nichts miteinander zu tun.

«Ich kann mich nicht über Langeweile beklagen»

Seit Februar 2017 sind Sie bei Ringier als Datenschutzbeauftragte im Einsatz. Hatten Sie viel zu tun?
Ich kann mich nicht über Langeweile beklagen, aber das kann wohl momentan niemand, der sich mit Datenschutz beschäftigt.

Und welches sind die brennendsten Themen, mit denen Sie konfrontiert werden?
Ein grosses Thema war selbstverständlich die EU-Datenschutzgrundverordnung, inwiefern diese auf Schweizer Unternehmen anwendbar ist und was das konkret für die einzelnen Geschäftsfelder bedeutet.

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Was hat sich verändert seit der Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung?
Die Sensibilisierung auf das Thema ist viel höher. Ich glaube, der Datenschutz wurde in einigen Unternehmen teilweise zu stiefmütterlich behandelt. Die DSGVO und insbesondere die drohenden Bussen haben natürlich bewirkt, dass das Thema in der Risikoanalyse einen sehr viel höheren Stellenwert erhalten hat – um nicht zu sagen, denjenigen, den es bereits seit Jahren hätte haben sollen.

Es soll auch noch die E-Privacy-Verordnung folgen. Ist dann Schluss mit zielgruppenspezifischer Werbung?
Diese Frage kann ich Ihnen beim heutigen Stand der Dinge so nicht beantworten. Die E-Privacy-Verordnung befindet sich nach wie vor im Entwurfsstadium und man muss effektiv die Resultate der Trilog-Verhandlungen abwarten. Wobei noch nicht mal feststeht, wann diese genau stattfinden werden.

Ganz generell: Welches Ziel verfolgen Sie als Datenschützerin?
Mir ist es ein Anliegen, dass der Datenschutz in den Köpfen derjenigen Mitarbeitenden verankert wird, die täglich mit Personendaten arbeiten. Das Ziel ist es, dass der Datenschutz auch ohne einen Datenschutzbeauftragten in einem Unternehmen wahrgenommen wird. Es geht bei dem Ganzen ja nicht um mich als Person, sondern um den Datenschutz und was dahinter steht. Meine Aufgabe ist es folglich, dabei zu unterstützen und zeitgleich zu kontrollieren, ob die datenschutzrechtlichen Vorgaben richtig verstanden und angewendet werden.

«Als extrem vorsichtig würde ich mich nicht bezeichnen»

Sie selber sind sicher extrem vorsichtig unterwegs mit Ihren Daten…
Nun, ich kann natürlich nicht abstreiten, dass ich eine leichte «déformation professionnelle» habe und sehr bewusst mit meinen Daten umgehe. Aber als extrem vorsichtig würde ich mich nicht bezeichnen. Ich nutze mit gesundem Menschenverstand die modernen Technologien und wenn ich irgendwo mit einer Datenbearbeitung nicht einverstanden bin, nutze ich die Rechte, welche ich als von der Datenbearbeitung betroffene Person habe. Ich stelle auch mal ein Auskunftsgesuch oder lasse meine Personendaten löschen.

Was kommt in Sachen Datenschutz nächstens noch auf die Schweiz zu?
Das Schweizer Datenschutzgesetz befindet sich ja momentan in Revision. Da kommt sicher die eine oder andere gesetzliche Anpassung beziehungsweise Verschärfung auf uns zu. Ganz genau lässt sich das zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.



Das Erklärvideo ist auf den Webseiten wie blick.ch ganz oben unter «Datenschutz» zu finden.



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