16.08.2019

Photobutler

Armin Grässls Antwort auf Instagram

Der Innerschweizer Fotograf hat alle fotografiert, von Andy Warhol bis zuletzt Helmut Berger. Jetzt sorgt er mit einer neuen Dienstleistung für Aufsehen: Er ist der erste «Photobutler». Private und Hotels können ihn mieten. Zu seiner Klientel gehören bereits heute grosse Namen.
Photobutler: Armin Grässls Antwort auf Instagram
Der gebürtige Innsbrucker Armin Grässl hatte schon viele Prominente vor der Kamera. (Bilder Armin Grässl)
von Matthias Ackeret

Armin Grässl ist eine markante Persönlichkeit. Den Innerschweizer Fotografen mit österreichischen Wurzeln könnte man sich problemlos auch auf der anderen Seite der Kamera vorstellen: als Model. Doch das Leben ist anders verlaufen. Seit vierzig Jahren ist Grässl als Fotograf unterwegs. Sein Spezialgebiet: die Weltprominenz. Soeben kommt er von einem Trip aus Bad Ischl zurück, wo er den 75. Geburtstag der Filmlegende Helmut Berger fotografisch festhielt.

Dass Grässl mittlerweile mehr Hollywood ausstrahlt als der einstige Film-Beau, spricht überhaupt nicht gegen Grässl. Nach seinen Sturm-und-Drang-Jahren in New York, wo er regelmässiger Gast in Andy Warhols Factory war, und seinen Engagements im glamourösesten Hotel der Schweiz, dem Palace von Gstaad, hat sich Grässl mit seiner Familie nach Seelisberg, hoch über dem Rütli, zurückgezogen. «Ich brauchte dies, um mich neu zu erfinden», sagte Grässl, der vor dreissig Jahren für Glamourtitel wie «Vogue», «Basta» oder «Wiener» fotografierte.

In dieser Abgeschiedenheit gestaltete er das vielbeachtete Fotobuch «Der See», in dem er den Vierwaldstättersee, das Schweizer Urgewässer sozusagen, in all seinen Facetten zeigte. Dass ihn hier oben auch schon Fotolegenden wie der deutsche Starfotograf Peter Lindbergh besuchten, erstaunt wenig. Der morgendliche Spaziergang an der Maharishi European Research University – einem ehemaligen Seelisberger Luxushotel – vorbei, wo in den Siebzigern der weltberühmte Beatles-Guru Maharishi Mahesh Yogi wirkte, gehört zu Grässls täglicher Meditation.

Photobutler als Weltneuheit

Doch nun sorgt der Fotograf mit einem neuen Projekt für Aufsehen: Photobutler. Als Firma oder Privatperson kann man den charismatischen Einzelkämpfer für seinen eigenen Anlass buchen. «Ich bin die Antwort auf Instagram», sagt Grässl. Die Erfahrung zeige, dass es verstärkt wieder Veranstaltungen gebe, bei denen man das Fotografieren an eine professionelle Drittperson delegiere – oder um es in peppigem Businessdeutsch zu formulieren: das Bedürfnis nach «optischer Nachhaltigkeit».

Kein Wunder, dass bereits jetzt etablierte Institutionen wie das Palace in Gstaad, das Chedi in Andermatt oder die neu eröffneten Bürgenstock-Hotels – sozusagen Grässls erweitertes Wohnzimmer – vom neuen Angebot Gebrauch machen. Bei Privatpersonen kann die Begleitung bis zu zwei Jahre dauern. Bei seiner Klientel, oftmals von den edelsten Jetset-Orten dieser Welt, reiche Durchschnittlichkeit nicht, sagt Grässl. Man müsse der Beste sein.

Dabei zahle man nicht für ein gutes Porträt, sondern für die optische Aufarbeitung einer Lebensgeschichte, die ihresgleichen suche. «Wir alle sind einmalig», sagt Grässl, entscheidend sei aber, ob man diese Einmaligkeit für die Gegenwart oder die Zukunft festhalten wolle. Dann greift er zur Kamera.

Vielleicht hat er als einer der wenigen erkannt, dass jedes Leben eine grosse Inszenierung ist. Der Photobutler drängt sich dabei, wie der Name sagt, nicht in den Vordergrund. Aber er ist Zeuge davon – und überliefert die magischen Momente für die Nachwelt oder zumindest für die Nicht-anwesenden.



Armin Grässl, geboren 1959 in Innsbruck, besuchte 1978 die Fotoschule in Vevey. Er fotografierte in New York, Paris und Wien u. a. für Glanzmagazine wie «Vogue», «Basta», «Wiener» etc. In New York war er regelmässiger Gast in der Factory von Andy Warhol. Anschliessend zog Grässl nach Peru und drehte den Dokumentarfilm «Die andere Seite der Sonne». Eine weitere Station war Gstaad, deren Magie er im Buch «Gstaad» dokumentierte. Zitat des weltbekannten Schauspielers Roger Moore: «The lens of Armin captures the true beauty of Gstaad better than any painter!» Heute lebt Grässl mit seiner Familie in Seelisberg. Der «Photobutler» ist seine neueste Erfindung. Kommunikationsexperte Klaus J. Stöhlker schrieb: «Die Kunst der Selbstdarstellung hat im 21. Jahrhundert neue Höhen erreicht. Während sich Könige und Fürsten früher Hofmaler hielten, übernimmt dies heute der Photobutler. Die Schweiz hat mit Armin Grässl ihren ersten Vertreter gefunden.»



Dieser Artikel ist zuerst in der gedruckten Ausgabe von «persönlich» erschienen.



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