15.01.2009

Hollywood

Filmproduzenten kehren Traumfabrik den Rücken

Traditioneller Standort verliert zunehmend an Attraktivität.

Der traditionsreiche Filmproduktionsstandort Hollywood steckt in der Krise. Spätestens seit dem 14-wöchigen Streik der Drehbuchautoren im Vorjahr sind die Turbulenzen in der Traumfabrik auch der breiten Öffentlichkeit bewusst. Wie die Nonprofit-Organisation Film L.A. aufzeigt, verliert Hollywood jedoch bereits seit einer Dekade kontinuierlich an Reiz. Die Zahl der Filmproduktionen ist in zehn der vergangenen zwölf Jahre stetig gesunken.

Besonders Projekte mit hohem Budget beschränken sich in den meisten Fällen nicht länger auf eine einzige Region. "Hollywood ist in diesem Markt nicht wettbewerbsfähig", lautet das vernichtende Urteil des Film-L.A.-Präsidenten Paul Audley. Das zum Teil stark vom Filmmarkt abhängige wirtschaftliche Umfeld in Los Angeles leidet massiv unter der hohen Abwanderungsfrequenz.

Neben den direkt in die Filmbranche involvierten Wirtschaftszweigen bekommen hauptsächlich indirekt abhängige Zulieferbetriebe die rückläufigen Geschäfte zu spüren. Einnahmenausfälle sollen etwa Limousinenanbieter, Maskenbildner und Friseure oder gar Blumenhändler treffen. Der Filmzirkus wandert während einer Produktion immer häufiger von einem Drehort zum nächsten, während Hollywood den Status als erste Wahl nach Ansicht vieler Filmemacher an mehrere kleine Standorte abgegeben hat.

So locke etwa das kanadische Vancouver mit deutlichen Kostenvorteilen bei Steuern, Löhnen und Hotels. "Wir müssen ein Umfeld schaffen, das budgetstarke Filmproduktionen und damit die Tausenden Arbeitsplätze, die sie erzeugen, sowie die Erlöse, die sie in unsere lokale Wirtschaft stecken, zurückbringt", betont Audley.

Mit 7'043 hat sich die Anzahl der 2008 verzeichneten Dreharbeiten für Hollywood-Kinofilme seit 1996 bei knapp 14'000 beinahe halbiert. Die starke Wirtschaftsabhängigkeit der Filmfabrik wurde im vierten Quartal des Vorjahres besonders deutlich, als Los Angeles mit voller Wucht von der Finanzkrise erfasst wurde. Allein in den letzten drei Monaten 2008 sanken die Produktionszahlen um 47 Prozent. Insgesamt weist der Standort bei Hollywood-Streifen gegenüber 2007 einen Rückgang von 15 Prozent aus.

Zwar legte die Produktion von Fernsehsendungen um 8,4 Prozent zu. Allerdings schrumpfte neben dem Filmgeschäft auch die Produktion von Werbefilmen um 10,9 Prozent. Zudem seien es in erster Linie Kinofilme, die Hollywood zur Produktionsmetropole machen und verhindern könnten, dass der Standort diesen Status verliert. (pte)


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