06.05.2009

"Ich würde sogar Journalisten als Künstler gelten lassen"

Viktor Giacobbo ist TV-Moderator, Schauspieler, Kabarettist und VR-Präsident des Casinotheaters Winterthur. Neu tritt er auch noch als "Künstler-Vermittler" auf. Zusammen mit Satiriker Andreas Thiel und Xing-Mitbegründer Bill Liao präsentierte er am Mittwoch das internationale Showbusiness-Portal "Moonsticker.com". "Ich bin nur der Quotenpromi", sagt Giacobbo gegenüber "persoenlich.com" und erklärt zusammen mit CEO Fabian Hediger, welche Ziele die Plattform verfolgt und was für Talente ein Künstler braucht. Das Interview:
"Ich würde sogar Journalisten als Künstler gelten lassen"

Herr Giacobbo, Sie treten neu als "Künstler-Vermittler" auf. Warum?

V.G.: Der Ursprung meines Engagements für Moonsticker.com ist, dass ich gerne Nachwuchsförderung betreibe. Das mache ich sowohl mit dem Casinotheater Winterthur als auch innerhalb unserer TV-Sendung Giacobbo/Müller. Moonsticker eignet sich ebenfalls perfekt, um junge Talente zu fördern. Dies ist der Teil des Projekts, der mich am meisten interessiert. Junge Künstler mit Talent können sich hier einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren und haben die Möglichkeit über das Portal an Veranstalter zu gelangen.

Wie fördern Sie denn beim Casinotheater Winterthur den Nachwuchs?

V.G.: Wir versuchen stets junge Künstler mit Talent in irgendeiner Form bei uns zu integrieren und auftreten zu lassen. So haben wir beispielsweise die Künstlerkantine, welche von Marco Fritsche präsentiert wird, oder die Frischlingsparade, die wir regelmässig durchführen. Beides sind unabhängige Plattformen, die den Nachwuchs fördern. Leider tun dies die grossen, etablierten und hoch subventionierten Theater nicht.

Herr Hediger, was ist das Ziel von Moonsticker.com?

F.H.: Wir wollen das gesamte Showbusiness vernetzen und einen freien, transparenten Marktplatz schaffen. Künstler haben mit Moonsticker.com eine Plattform, wo Musiker, Models, Kabarettisten, Clowns etc ihre Künste online in Wort, Bild, Ton und Film präsentieren können. Mit interaktiven Funktionen wie Suche, Empfehlungen und Bewertungen helfen wir Kunstinteressierten, den passenden Künstler zu finden.

Herr Giacobbo, sind Sie für Moonsticker.com auch operativ tätig oder hat man Sie vor allem als Aushängeschild an Bord geholt?

V.G.: Ich bin sozusagen der "Quotenpromi". Operative Funktionen habe ich keine. Ich bin auch nicht im Verwaltungsrat, weil ich noch mehr Sitzungen will, sondern weil mich die Grundidee der beiden Gründer wirklich überzeugt hat. Wenn ich das Portal mit meinem Namen unterstützen kann, mache ich das gerne.

Muss man als Künstler gewisse Kriterien erfüllen, um sich auf der Plattform registrieren zu dürfen?

F.H.: Nein, das Portal ist für alle frei zugänglich. Man muss einfach etwas darbieten wollen, Unterhaltung anbieten. Jeder soll selbst definieren können, ob er ein Künstler ist.

Was ist für Sie ein Künstler?

V.G.: Ein Künstler ist einer, der ein Talent hat, das nicht jeder andere auch hat. Ein Talent, mit welchem er andere entzücken kann, wenn er es zeigt. Ein Profikünstler ist jemand, der sein Talent in einer Art und Weise präsentieren kann, dass er auch davon leben kann.

Auf Moonsticker.com sind auch Moderatoren und Ex-Miss-Schweizen registriert. Fallen diese auch unter ihre Definition von Künstler?

V.G.: Wir machen keine Abgrenzungen -- das können die User der Plattform selber tun. Und stellen Sie sich vor: sogar Journalistinnen und Journalisten würde ich da als Künstler gelten lassen.

Besteht nicht die Gefahr, dass das Ganze unübersichtlich wird, wenn sich plötzlich hunderte "Möchtegern-Künstler" auf der Plattform präsentieren?

F.H.: Das ist "part of the game". Wir wollen keinesfalls eine Bewertung vornehmen. Das Ganze wird sich von selbst regeln. Wir können genau nachvollziehen, wer wie viel Traffic generiert. Diese Ergebnisse werden wir zuerst einmal an die Künstler selber und später auch teilweise der breiten Öffentlichkeit vermitteln. Man wird also beispielsweise erfahren, welche zehn Künstler die Nutzer am meisten interessieren.

Wie sieht das Geschäftsmodell aus, wie verdienen Sie Geld mit dem Portal?

F.H.: Es gibt vier Bereiche: 1. Subscriptions von Künstlern, die für Zusatzfunktionen einen Aufpreis bezahlen. 2. Werbung. 3. eine Kommission, die wir für die Abwicklung im E-Commerce verlangen werden und 4. verkaufen wir Metadaten an Agenturen. Daraus kann man beispielsweise erkennen, welche Künstler in der Gunst des Publikums aufgestiegen sind und welche weniger Klicks auf moonsticker.com verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass wir in circa zwei Jahren in allen Bereichen etwa den gleichen Umsatz erzielen werden.

Das Portal soll international lanciert werden. Wie gehen Sie dabei vor?

F.H.: Wir haben Xing-Mitgründer Bill Liao im Verwaltungsrat, der mehrere Portale international aufgezogen hat und uns dabei coacht. Wichtig ist, dass wir in den einzelnen Ländern "opinion leaders" aus dem Showbusiness für moonsticker.com gewinnen, die für das Projekt einstehen und ihr Netzwerk einbringen. Im Moment stehen für uns neben Deutschland die USA und Indien im Vordergrund.

Was ist der nächste Schritt? Es haben sich schon viele Künstler registriert. Wie bringen Sie nun die Kunden auf die Plattform?

F.H.: Dass wir Moonsticker.com heute offiziell vorgestellt haben, ist ein wichtiger Schritt. In den nächsten Tagen wird die neue Benutzeroberfläche aufgeschaltet, danach wird die Plattform laufend nach den Bedürfnissen und Wünschen der Künstlerinnen und Künstler ausgebaut. Um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, werden wir parallel dazu verschiedene Promotionen veranstalten. Im Herbst werden wir zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Theatern Talentshows durchführen.

(Interview: Corinne Bauer)

Marktplatz für Künstler: http://www.moonsticker.com.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren