Tino Zimmermann, wie gut können Sie jassen?
Ich bin ein durchschnittlicher Jasser, der gerne mal in den Ferien oder auch auf einer Produktion mit Freunden einen Jass klopft. Das reicht vom Differenzler über den Schieber, vom Coiffeur bis zum «Hose abe».
In einem Monat startet die 42. Sommertour des «Donnschtig-Jass» mit zwölf LKWs, 30 Tonnen Material, 60 Mitarbeitenden pro Sendung. Das ist ziemlich viel Aufwand …
Eine Sendung vor Ort mit Tausenden von Besucherinnen und Besuchern und innert weniger Tage zu produzieren, ist natürlich aufwendig. Von Montag bis Mittwoch findet der Aufbau aller Bauten statt, und die Technik wird in Betrieb genommen. Am Tag nach der Sendung wird bereits alles wieder abgebaut. Ein solches Format zu produzieren, ist sicher nicht zu vergleichen mit einer Studiosendung.
«Vor Ort sind jeweils mehrere Tausend Zuschauerinnen und Zuschauer»
Haben Sie noch weitere eindrückliche Zahlen?
Während der Live-Sendung stehen neun Kameras und bis zu 200 Scheinwerfer im Einsatz. Vor Ort sind jeweils mehrere Tausend Zuschauerinnen und Zuschauer. 2023 fieberten im sankt-gallischen Gossau über 6000 Menschen mit.
Wie hat sich der Materialaufwand über die letzten 42 Jahre entwickelt?
Der Materialaufwand ist grösser geworden. Die Sendung wurde in dieser Zeit von 60 Minuten auf heute 95 Minuten verlängert. Mehr Showacts benötigen eine grössere Showbühne mit mehr Effektlicht und einer besseren Platzbeschallung. Gleichzeitig wurde der Aufwand in anderen Bereichen verringert: Wo früher riesige Scheinwerfer zum Einsatz kamen, nehmen heute leichte, kompakte LED-Lichter deren Platz ein.
Vom 3. Juli bis 14. August gibt es erneut eine eigentliche Tour de Suisse. Was ist das Besondere an dieser dezentralen Produktion?
Wir können den Zuschauenden die Vielfalt unseres Landes aufzeigen. Jeder Austragungsort ist einzigartig. Das Jassen und die musikalischen Highlights vor diesen Kulissen machen den «Donnschtig-Jass» aus. Gleichzeitig ist die Sommertour natürlich logistisch anspruchsvoll.
Was macht für Sie persönlich den besonderen Reiz dieser Live-Atmosphäre aus?
Ich liebe Live-Fernsehen, weil es unmittelbar und echt ist und jederzeit alles passieren kann. Stimmung, Wetter und Show – alles ist in Echtzeit. Das ganze Team muss je nach Situation extrem flexibel reagieren. Und dieses Teamwork macht unglaublich viel Spass.
Sie erwähnen das Wetter. Gab es schon einmal Vorfälle mit Gewittern?
In den letzten 20 Jahren gab es zum Glück nur zwei Vorfälle mit Gewittern. Im schwyzerischen Brunnen musste 2007 der Platz eine halbe Stunde vor der Sendung evakuiert werden, weil ein Sturm und Gewitter über den Platz fegten. Die Sendung konnte dennoch pünktlich und ohne weitere Probleme gestartet werden.
Moderator Rainer Maria Salzgeber fährt nach jeder Sendung mit dem Rennvelo zum nächsten Ort – 1200 Kilometer, 20'000 Höhenmeter. Erhält er dafür eigentlich eine Extremsport-Zulage?
Es ist toll, dass Rainer Maria Salzgeber diesen Effort freiwillig leistet. Es war übrigens seine Idee vor fünf Jahren. So kann er sich auch das Fitnessabo sparen (lacht). Die Touren sind mittlerweile zu einem eigenen kleinen Event geworden: Bei Rainers Ankunft sind jeweils Hunderte von Menschen vor Ort, um ihn zu empfangen.
Apropos Kosten: Wie teuer ist eigentlich eine einzelne Sendung in der Produktion?
Die Kosten für eine Ausgabe vom «Donnschtig-Jass» betragen durchschnittlich 280'000 Franken.
Eine Studioproduktion wäre sicher günstiger …
Das stimmt natürlich. Aber das Erfolgskonzept des «Donnschtig-Jass» liegt eben gerade darin, dass die Sendung vor Ort gemacht wird und wir diese Orte zeigen.
Die Einschaltquoten sind jeweils ziemlich gut. Ist das der Lohn für den grossen Produktionsaufwand?
Letztes Jahr verfolgten durchschnittlich über 420'000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Sendungen. Dieses grosse Interesse freut uns sehr und ist natürlich eine schöne Bestätigung.
«Man muss auch nicht Jassen können, um zuzuschauen»
Schaut auch die junge Generation zu, oder ist das Programm für die ältere Schweiz?
Der «Donnschtig-Jass» ist eine Unterhaltungssendung für Gross und Klein. Jassen verbindet die Generationen, dies beobachten wir auch beim Publikum vor Ort. Man muss auch nicht Jassen können, um zuzuschauen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Austragungsorte aus?
Pro Jahr melden sich über 50 Gemeinden an. Wir prüfen jede Gemeinde und entscheiden uns anhand diverser Kriterien für zwei Gemeinden pro Kanton. Zum Beispiel sind die Grösse und das Ambiente des Platzes wichtig. Zudem versuchen wir, möglichst viele Regionen und Kantone zu berücksichtigen. In den letzten drei Jahren gastierte die Sendung in 16 verschiedenen Kantonen.
Welche Reaktionen erleben Sie vor Ort in den Gemeinden?
Der «Donnschtig-Jass» ist nicht nur eine Fernsehsendung, sondern auch ein Dorffest für die lokale Bevölkerung. Die Vorbereitungen laufen Hand in Hand mit dem Organisationskomitee vor Ort. Nur so können wir gemeinsam diesen Event stemmen. Die Reaktionen sind fast ausnahmslos positiv. Noch Jahre später wird in den Gemeinden über die Sendung gesprochen.
Gibt es einen wirtschaftlichen Effekt der Sendung für die besuchten Orte?
Der «Donnschtig-Jass» ist für die Gemeinden natürlich eine einmalige Gelegenheit und eine Plattform, sich einem breiten Publikum im Fernsehen zu präsentieren. Prominente Gäste und nationale sowie internationale Showacts sind Besuchermagnete. Die Sendung ist oft ein Volksfest für Gross und Klein.
Und welche gesellschaftliche Funktion erfüllt die Sendung?
Die Sendung sorgt für gemeinsame Erlebnisse und Emotionen. Diese emotionalen Momente verbinden das Publikum vor Ort genauso wie vor dem TV.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des «Donnschtig-Jass»?
Ich bin zufrieden, wenn sich das Publikum am Fernsehen freut, wenn der «Donnschtig-Jass» Anfang Juli losgeht und die Menschen vor Ort gespannt sind, wenn die Sendung bei ihnen gastiert. Wenn wir es schaffen, ein grosses Publikum zu erreichen, dass sich am Donnerstagabend gut aufgehoben und unterhalten fühlt, dann kann diese Sendung gut und gerne nochmals 40 Jahre weitergehen. Dem ganzen «Donnschtig-Jass»-Team inklusive Moderations-Trio macht die Produktion dieser Sendung einfach ganz viel Spass – und das überträgt sich hoffentlich auch in Zukunft auf das Publikum.