10.03.2024

Tag der Frau

Medienfrauen im Bundeshaus zu Gast

Mehr als 350 Frauen aus allen Landesteilen und Bereichen der Gesellschaft sind am Freitag der Einladung von Ständeratspräsidentin Eva Herzog gefolgt.

Zum internationalen Frauentag haben Frauenorganisationen und Gewerkschaften am Freitag in der ganzen Schweiz mit verschiedenen Aktionen auf Mängel bei der Gleichstellung von Männern und Frauen aufmerksam gemacht. In diversen Städten kam es zu Veranstaltungen oder Standaktionen von Frauen.

Bereits am Vormittag wurden mehr als 350 Frauen aus allen Landesteilen und Bereichen der Gesellschaft von Ständeratspräsidentin Eva Herzog (SP/BS) im Bundeshaus empfangen. In ihrer Eröffnungsrede stellte Herzog die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ins Zentrum. «Damit Frauen frei und selbstbestimmt agieren können, müssen sie auch finanziell unabhängig sein», sagte Herzog in ihrer Rede.

Heute habe sich die Arbeitsmarktbeteiligung von jungen Frauen und Männern zwar deutlich angenähert. Die finanzielle Unabhängigkeit bleibe jedoch für viele Frauen eine Herausforderung. Die Lohngleichheit sei nicht erreicht. Das wirke sich entsprechend auf Einkommen und Renten aus. «Geld bedeutet Macht. Und wir können mit Geld umgehen und mit Macht auch», so Herzog zu den eingeladenen Frauen. Es brauche neben Zivilcourage systemische Änderungen in der Arbeitswelt, in der Altersvorsorge und im Steuerrecht.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Steffi Buchli (@steffibuchli)


Auch mehrere Frauen aus der Medienbranche waren vor Ort. Mit dabei waren Ladina Heimgartner, CEO von Ringier Medien Schweiz, Steffi Buchli, Chief Content Officer vom Blick und Verena Vonarburg, Head of Public Affairs Ringier, wie ein Bild auf dem Netzwerkportal LinkedIn oder der Plattform Instagram zeigt. Buchli schrieb im LinkedIn-Post dazu: «Frauen, seid mutig, selbstbewusst, fordernd, laut, gern auch mal ungemütlich - und: verliert nie den Humor».

Kein Ausruhen auf den «Lorbeeren»

Am Nachmittag standen im Bundeshaus dann Ateliers mit den alt Bundesrätinnen Ruth Metzler, Ruth Dreifuss, Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga auf dem Programm. Aus dem Austausch sei eine «tiefe Frauensolidarität» und "der Wille der Frauen in diesem Land, Handwerkerinnen ihrer eigenen Lebensprojekte zu sein", hervorgegangen, sagte Ruth Dreifuss der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Weiter fand auch ein Gespräch mit der amtierenden IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric statt.

Bundespräsidentin Viola Amherd war wiederum nicht an dem Empfang im Bundeshaus zugegen. Nach der Bundesratssitzung vom Freitag begab sie sich auf die Reise nach New York, wo sie in den kommenden Tagen laut einer Medienmitteilung an einem Treffen der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen teilnehmen wird.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider äusserte sich derweil in einem Video auf der Plattform X zum Stand der Gleichstellung in der Schweiz. Frauen würden im Durchschnitt 1500 Franken weniger pro Monat verdienen, sagte die Vorsteherin des eidgenössischen Departement des Innern (EDI).

Ihre Altersrenten seien niedriger, das Armutsrisiko höher. Man könne sich also nicht auf den Lorbeeren ausruhen, so Baume-Schneider weiter. «Es muss noch viel getan werden, damit Frauen ein sicheres Leben führen können und finanziell unabhängig sind.» Dies, auch wenn es einige positive Entwicklungen gegeben habe - wie das zunehmende Engagement von Frauen in der Politik.

Demonstrationen in vielen Städten

In Lausanne VD versammelten sich etwa 2500 Menschen zu einer Demonstration, um «alle Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und Diskriminierungen» anzuprangern. In Genf waren es 1500 Menschen, die gegen sexistische Gewalt protestierten.

In Basel und Winterthur ZH kam es zudem zu unbewilligten Demonstrationen. In Basel demonstrierten nach Angaben der Kantonspolizei 300 bis 400 Personen. In Winterthur waren es laut der Stadtpolizei 300 Personen. Beide unbewilligten Demonstrationen verliefen friedlich. Sachbeschädigungen wurden weder in Basel noch in Winterthur festgestellt. Zudem versammelten sich in Zürich um 18.00 Uhr rund 200 Personen zu einer Kundgebung, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort beobachtete.

Gewerkschaften fordern höhere Löhne

Der Arbeitnehmerverband Travail Suisse und die Gewerkschaft Syna legten Bundespräsidentin Viola Amherd derweil den Evaluationsbericht zum revidierten Gleichstellungsgesetz vor. Dieser zeige, dass das Gesetz bedeutende Lücken und Mängel aufweise. Sie forderten die Verabschiedung eines griffigen Gesetzes gegen die Lohndiskriminierung.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) forderte am Freitag ein Ende der Einkommensungleichheit zwischen den Geschlechtern. Noch immer würden Frauen deutlich öfter in Tieflohnbranchen arbeiten als Männer. Als Folge der tiefen Löhne erhielten Frauen zudem auch einen Drittel weniger Rente als Männer.

Um dies zu ändern, müsse Lohndiskriminierung konsequent bekämpft und die Löhne in «feminisierten» Berufen wie in der Reinigung, dem Detailhandel oder der Betreuung deutlich angehoben werden, hiess es in der Mitteilung des SGB weiter.

Auch die Gewerkschaft Unia forderte am Freitag höhere Löhne und entschlossene Massnahmen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Die Unia legte den Fokus dabei auf das Gastgewerbe. «Mein Körper ist nicht Dein Bier», lautete ein Motto.

Die SP-Frauen forderten am Freitag entschiedene Massnahmen, um die Sicherheit der Frauen in der Schweiz zu verbessern. Es brauche endlich genügend finanzielle Mittel für Frauenhäuser und Opferberatungsstellen - sowie eine verstärkte Täter- und Präventionsarbeit. (sda/wid)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren