Mona Vetsch, wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Beim ersten Kaffee daheim auf dem Sofa. Ich höre die Radionachrichten und scrolle mich durch die News-Apps.
Was hat sich in den letzten fünf Jahren an Ihrem Job positiv verändert?
Der Austausch mit dem Publikum ist dank Social Media direkter und einfacher geworden. Das schätze und nutze ich. Vielleicht haben wir den Peak aber bereits erreicht. Die strategische Entwicklung gewisser Kanäle deutet darauf hin, dass «Social» – also der gegenseitige Austausch – mehr und mehr durch «Konsumieren» ersetzt wird.
Was braucht es, damit Sie in den kreativen Workflow kommen?
Ohne Druck geht nichts bei mir. Und ich brauche Struktur und Grenzen, an denen ich mich reiben kann.
Was schätzen Sie an Sitzungen am meisten?
Dass sie kurz sind. Deshalb sind mir «Stehungen» lieber, und am besten denken und entscheiden kann ich im Gehen. Bei «echten» Sitzungen brauche ich alle dreissig Minuten einen Handstand, sonst kippe ich in den geistigen Stand-By-Modus. Mein Team hat sich daran gewöhnt.
Wobei hilft Ihnen KI im Berufsalltag?
Wenn gerade kein menschliches Vis-à-Vis verfügbar ist, hilft mir KI beim Brainstormen. Sehr gut, übrigens.
Welches Projekt in letzter Zeit war für Sie eine besondere Herausforderung, und weshalb?
Wir realisieren gerade einen 90-minüten DOK-Film, zusammen mit den Kollegen der Wissenssendung «Einstein». Dafür drehen wir an einer Felswand in ausgesetztem Gebiet. Das wird eine Nervenprobe. Der Untergrund ist nass, die Wetterprognosen unsicher. Thema ist der bröckelnde Berg ob Kandersteg.
Welches Kompliment würden Sie aktuell einer Kollegin oder einem Kollegen aus der Branche aussprechen?
Den beiden DOK-Autorinnen Michèle Sauvain und Eveline Falk möchte ich schon lange ein Kompliment machen. Beide sind hartnäckig, gründlich und leidenschaftlich, tolle Journalistinnen und Vorbilder für mich. Ein weiteres Kompliment geht an die ehemalige SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky für ihr Buch über ihre Erfahrungen im Ukrainekonflikt. Ich bewundere den Mut, mit dem sie sich ins Leben wirft.
Wollten Sie schon immer Journalistin und Moderatorin werden, oder welchen Job haben Sie als Jugendliche auch in Erwägung gezogen?
Sportlehrerin. Keine Ahnung, weshalb. Nach einem Kreuzbandriss beim Surfen hat sich das Thema dann erledigt.
In der Sommerserie «Einblick in den Alltag» beantworten Menschen aus der Medien- und Kommunikationsbranche, die im vergangenen Jahr für ihre Arbeit ausgezeichnet worden sind, acht Fragen zu ihrem Schaffen. SRF-Reporterin und Moderatorin Mona Vetsch wurde zum Publikumsliebling beim diesjährigen Prix Walo gekürt. Ihr Reportageformat «Mona mittendrin» hat im Februar ihre 50. Folge gefeiert. Vetsch arbeitet seit bald 25 Jahren für SRF. Sie moderierte 17 Jahre lang die Morgensendung auf SRF3. Sie hat auch den «Club» moderiert sowie «Auf und davon Spezial» und «Hin und weg».
Interessiert Sie die Serie? «Einblick in den Alltag» werden im Laufe des Sommers auch folgende Personen gewähren:
Christof Gertsch, Reporter bei Das Magazin
Andrea Bison, Co-CEO bei Thjnk Zürich
Alexander Fleischer, Leiter Unternehmenskommunikation a. i. bei der Suva
Jana Schmid, Redaktorin bei Hauptstadt
Yvonne Eisenring, Autorin und Podcasterin
Marion Schmitz, stv. Tourismusdirektorin bei Arosa Tourismus
Gabriela Oetliker, Senior Digital Media Consultant bei Jung von Matt Impact