10.11.2018

Schweizer Buchpreis 2018

Peter Stamm gewinnt diesjährigen Preis

«Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» – mit diesem Werk hat sich der 55-Jährige die mit rund 30’000 Franken dotierte Auszeichnung gesichert. Im Vorfeld waren die Organisatoren damit beschäftigt, die Differenzen mit dem Autorenverband aus dem Weg zu räumen.
Schweizer Buchpreis 2018: Peter Stamm gewinnt diesjährigen Preis
Peter Stamm nimmt den Schweizer Buchpreis vor 400 Gästen im Theater Basel entgegen. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Der 11. Schweizer Buchpreis ist am Sonntag im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel an Peter Stamm verliehen worden. In diesem Jahr hat die Branche genauer hingesehen als sonst: Von einer schweren Krise war letztes Jahr die Rede, Lukas Bärfuss rief sogar nach Abschaffung.

Ein wirksames Marketinginstrument

Der Schweizer Buchpreis (SBP) wurde 2008 als Marketinginstrument ins Leben gerufen. Schon die Nominierten erleben in der Regel Verkaufsschübe, der Buchpreisträger platziert sich meist – neu oder erneut – oben auf den Bestsellerlisten. Träger sind der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) und der Verein Literaturfestival Basel.

Die Preissumme beträgt dieses Jahr rund 30'000 für den Buchpreisträger, die vier Unterlegenen haben je 3000 Franken erhalten. Somit beläuft sich die Gesamtpreissumme auf 42'000 Franken, verglichen mit 60'000 Franken in den ersten vier Jahren.

Misstöne waren keine Seltenheit

Schon bei der allerersten Verleihung 2008 kam es zu einem kleinen Eklat. Adolf Muschg, der mit «Kinderhochzeit» nominiert war, zog am Vorabend der Verleihung seine Kandidatur zurück. «Adolf Muschg kriegt kalte Füsse», mutmassten damals die Medien.

2010 gab zu reden, dass der Juror Martin Ebel vor der Verleihung einen Verriss über Urs Faes' nominiertes Buch «Paarbildung» publizierte. Mittlerweile ist es der Jury verboten, nach Bekanntgabe der Shortlist Kritiken von nominierten Büchern zu publizieren oder Veranstaltungen mit deren Autoren zu moderieren.

2016 gewann Christian Kracht mit «Die Toten» (persoenlich.com berichtete). Kracht düpierte Veranstalter und Medien, indem er gleich nach der Übergabe der Blumen die Veranstaltung kommentarlos verliess.

Eklat im Jahr 2017

2017 kam es zum grossen Eklat. An einer Jubiläumsveranstaltung am Vorabend der Buchpreis-Verleihung zitierte Moderatorin Nicola Steiner eine kränkende Passage aus Ebels Verriss aus dem Jahr 2010. Der gedemütigte Autor Urs Faes meldete sich von der Verleihung ab, frühere Buchpreisträger versicherten ihm von der Bühne herab ihre Solidarität.

Neun Tage nach der Verleihung forderte der frühere Preisträger Lukas Bärfuss in der FAZ: «Schafft den Schweizer Buchpreis ab!» Er warf den Trägerschaften vor, sich in die Jurydiskussionen einzumischen, um leichtverkäuflichen Büchern einen Vorteil zu verschaffen. Die Veranstalter dementierten, der Autorenverband AdS forderte dennoch Veränderungen.

Veranstalter haben reagiert

Die Veranstalter haben das Reglement nun überarbeitet. Neu heisst es: «Die Geschäftsführung ist an den Jury-Sitzungen als Beisitzerin für administrative Aufgaben ohne Stimmrecht anwesend. An den inhaltlichen Diskussionen über die Auswahl der Bücher für die Shortlist und den Preis beteiligt sie sich nicht.»

Im Mai 2018 stellte der AdS in einer Resolution weitere Bedingungen. Seither sei man im Gespräch, sagte Hans Georg Signer, Präsident der LiteraturBasel, gegenüber der Agentur Keystone-SDA. Man sei auf gutem Weg, auch die restlichen Differenzen auszuräumen. (sda/as)



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