22.09.2019

Wahlen 2019

Grenzüberschreitung oder Rock 'n' Roll?

«Endlich: Die CVP macht auf Rock 'n' Roll», schreibt die «SonntagsZeitung» zur Onlinekampagne der Christlichdemokraten. «SonntagsBlick» und «NZZ am Sonntag» beurteilen die Google-Ads-Kampagne kritischer.
Wahlen 2019: Grenzüberschreitung oder Rock 'n' Roll?
Stand am Freitag den Medien Red und Antwort zur Google-Ads-Kampagne der CVP: Parteipräsident Gerhard Pfister. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Die Onlinekampagne der CVP hat mediale Beachtung erreicht. «Die vermeintlich biedere CVP ist im Angriffsmodus», schreibt der «SonntagsBlick». Ob es aber ein Erfolg sei, vier Wochen vor den Wahlen? «Nicht wirklich.» Die Rückmeldungen aus den eigenen Reihen seien «alarmierend» ausgefallen, so der SoBli-Autor Simon Marti.

Auch Francesco Benini findet in der «NZZ am Sonntag» kritische Worte. Die Verlagerung des Wahlkampfs in die Netzwerke bedeute für die klassischen Medien einen Rückgang an Inserateeinnahmen. Gleichzeitig fördere das Internet die Fragmentierung der Diskurse. «Es ist Aufgabe der klassischen Medien, die Einlassungen der Parteien in einen Zusammenhang zu stellen», so Benini. Der Online-Trick der CVP wäre weitgehend unbemerkt geblieben, wenn ihn die grossen Medien nicht zum Thema gemacht hätten. «Darauf war das Vorgehen angelegt: Die Partei wollte sich mit einer Grenzüberschreitung ins Gespräch bringen», schreibt Benini. «Weil sie die Reaktionen eigener Parteileute nicht antizipierte, geht der Schuss aber nach hinten los.» Sein Tipp: «Es würde sicher nicht schaden, würde die Partei stattdessen in den Zeitungen einige schöne Inserate platzieren.»

Vor dem Wegdämmern ins Nirwana bewahrt

Anderer Meinung ist Andreas Kunz, Redaktionsleiter der «SonntagsZeitung»: Es kehre «plötzlich wieder Leben zurück in die Partei. Und wie». Die Onlinekampagne könnte «der Sündenfall sein, der die einst staatstragende christliche Volkspartei vor dem endgültigen Wegdämmern ins Nirwana bewahrt». In Zeiten, in denen alles hip, aber angepasst sein soll, gebe es mit der CVP «offenbar nur noch eine Partei, die den Mainstream mit ein bisschen Rock 'n' Roll aufmischen kann», so Kunz in der SoZ.

Überrascht über die vielen Reaktionen und deren Heftigkeit ist CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister. Hätte er die Grösse des Sturms ermessen können, hätte er die Kantonalparteien vorgewarnt, sagte er am Freitag in einem Hintergrundgespräch vor den Bundeshausmedien in Bern (persoenlich.com berichtete). (cbe)

 



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