Adrian Merz, wie gut können Sie eigentlich schlafen?
Dank meiner ferienbedingten Entspanntheit liegt die Schlafqualität aktuell auf zehn von zehn Punkten.
Das passt ja perfekt zum Thema: Ihre aktuelle PostFinance-Kampagne, die sorglosen Schlaf ins Zentrum stellt (persoenlich.com berichtete). Was hat Sie zu diesem Konzept inspiriert? Kam Ihnen die Idee dazu im Schlaf?
Die Idee entstand – ganz wach – in intensiver Teamarbeit. Der Kern basiert auf einem einfachen, aber wissenschaftlich belegten Insight: Wer seine Finanzen in vertrauenswürdigen Händen weiss, schläft schlicht besser. Und genau dieses Gefühl wollen wir greifbar machen und humorvoll dramatisieren.
Wie verlief der Shooting-Prozess? Gab es besondere Herausforderungen, schlafende Menschen authentisch zu inszenieren?
Die grösste Herausforderung auf dem einwöchigen Shoot war ein Magen-Darm-Käfer, welcher die Hälfte unserer Crew und der Schauspieler flachlegte. So wurde das Inszenieren von entspannt und authentisch wirkenden Schlafszenen des Öfteren abrupt unterbrochen.
«Die Simplizität, tief schlafende Menschen zu inszenieren, funktioniert kanalübergreifend»
Die Bildsprache zeigt Menschen in verschiedenen Schlafpositionen – teils mit offenen Mündern oder verdrehten Lippen. Gab es nie Bedenken, dass dies für eine Finanzmarke zu unkonventionell sein könnte?
Wir zielen nicht auf Konventionen, sondern auf Köpfe, die uns nicht mehr vergessen. Unperfekter Schlaf ist echter Schlaf – und genau das macht die Kampagne besonders merkwürdig und unterhaltsam. Diese charmant aus der Reihe tanzende Finanzkampagne ist das Resultat einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit PostFinance.
Der Soundtrack aus den TV-Spots ist mir als Ohrwurm hängen geblieben. Auf Plakaten fehlt die Tonspur. Wie schwierig ist es, dass die Story auf allen Kanälen erkennbar bleibt?
Die Simplizität, tief schlafende Menschen zu inszenieren, funktioniert kanalübergreifend – ganz egal ob in Bewegtbild oder statischen Werbemitteln. Die komponierte, sehr charakteristische Ballade und deren Lyrics reichern die Filme natürlich zusätzlich an und unterstreichen die humorvolle Tonalität der Kampagne.
Im zweiten Halbjahr sollen weitere Aktivierungen und Audio-Spots folgen. Können Sie uns einen Einblick geben, wie die Kampagne weiterentwickelt wird?
Dazu kann ich so viel verraten: Wir werden unserer affluenten Zielgruppe etwas Auditives an die Hand geben, das gezielt deren Schlaf fördert.
Sie haben kürzlich die kreative Leitung von Sir Mary übernommen. Was bedeutet diese neue Verantwortung für Sie persönlich?
Weniger Schlaf. Dafür mehr Verantwortung, Herzblut und Antrieb, mit Sir Mary weiterhin zu den absoluten Top-Adressen der Schweizer Kreativlandschaft zu gehören.
Florian Beck hat die Agentur fast ein Jahrzehnt lang kreativ geprägt. Welche Aspekte möchten Sie weiterführen, und wo setzen Sie eigene Akzente?
Eigene Akzente setze ich bei Sir Mary schon seit bald drei Jahren – als Executive Creative Director und mit voller Rückendeckung von Florian Beck. Er hat mir immer den nötigen Freiraum gegeben und sein vollstes Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Was ich definitiv weiterführen werde, ist sein kompromissloser Anspruch an kreative Kommunikation, die sich nicht nach Werbung anfühlt.
«Unser Ziel ist es, auch Marken dabei zu helfen, die Welt anders zu sehen»
In welche Richtung möchten Sie Sir Mary als neuer Kreativchef entwickeln?
Ich glaube fest an die Kraft der Andersartigkeit. Bei Sir Mary werden wir diesen Anspruch künftig noch konsequenter leben und in alle Bereiche unseres Tuns einfliessen lassen – von der Art, wie wir rekrutieren, über die strategische Zusammenarbeit mit unseren Kund:innen bis hin zur Kreation und Umsetzung von Kampagnen. Unser Ziel ist es, auch Marken dabei zu helfen, die Welt anders zu sehen – überraschender, mutiger, digitaler, relevanter.
Zum Abschluss und passend zur aktuellen Kampagne: Von was träumen Sie eigentlich am liebsten?
Vom meditativen Rasenmähen einer endlos scheinenden Wiese entlang eines Flusses. Vielleicht sollte ich den Traum mal deuten lassen.