05.01.2004

Krieg, Schlupp, Springer & Jacoby starten in Zürich

Publicis verliert per Ende März zwei profilierte CDs: Daniel Krieg, 38 (rechts im Bild), und Uwe Schlupp, 41, eröffnen in Zürich per 1. April 2004 die Krieg, Schlupp, Springer & Jacoby Werbeagentur AG, die Schweizer Agentur von Springer & Jacoby. S & J ist die amtierende Nummer 1 im deutschen Kreativranking. Krieg und Schlupp erklären gegenüber "persoenlich.com", was sie mit KSSJ vorhaben. Das Interview:
Krieg, Schlupp, Springer & Jacoby starten in Zürich

Ihr Ausstieg kommt nach einer Agentur-Umstrukturierung und dem etwas verwirrenden Abgang von Cornelia Harder. Sind Sie bei Publicis unzufrieden?

Schlupp: Nein, die Umstrukturierung hat mit unserem Abgang nichts zu tun. Das wäre ja auch zu kurzfristig.

Krieg: Unser Entschied ist nicht gegen Publicis, sondern für eine tolle Sache.

Droht nun am Bellevue ein Auszug à la Gockhausen?

Krieg: Das kann man überhaupt nicht vergleichen, die Situation bei Advico war damals eine ganz andere. Das war wie ein Notausstieg. Was wir hingegen machen, ist gewollt und geplant und geschieht ohne Zwang.

Wie lange liefen denn die Vorbereitungen?

Krieg: Der erste Kontakt fand vor einem Jahr statt. Die Sache ist also wohl vorbereitet.

Sie haben sich statt eines Alleingangs für ein Netzwerk entschieden. Warum?

Schlupp: Das "Netzwerk" ist hier der falsche Aspekt. In erster Linie haben wir uns für eine tolle Marke entschieden. Dass wir keinen Alleingang wollen, hat mit der langfristigen Positionierung im Markt zu tun. Der Zusammengang mit Springer & Jacoby soll ein Zeichen dafür sein, wo wir in drei bis vier Jahren sein wollen -- eine Topagentur.

Krieg: Eins und zwei gibt in diesem Fall eben einundzwanzig. Alleine wären wir zwar eine wunderbare Kleinagentur mit Perspektiven zum Wachstum. Mit Springer & Jacoby hingegen sind wir einerseits klein, schnell und flexibel, können aber auf Wunsch der Kunden auf die Power und die gewaltigen Ressourcen der Mutteragentur zurückgreifen: Design, Research, Media...

...und Kunden?

Krieg: Dazu sagen wir im Moment noch gar nichts.

Warum gerade Springer & Jacoby?

Krieg: Weil das die Besten sind. Lieber allein, als mit einem anderen Partner! S & J ist derzeit mit Bestimmtheit eine der absoluten Premium-Adressen in Europa und die beste Agentur im deutschsprachigen Raum. Zudem ist ihre Philosophie mit der unsrigen absolut deckungsgleich. Auch vereinfacht uns der Zusammengang das Branding, weil jeder weiss, wofür Springer & Jacoby steht. Für S & J wiederum besteht ein Management, das überzeugt und den Ansprüchen der Agentur gerecht wird. Es handelt sich also um eine gegenseitige Liebesheirat, die wenig mit Kommerziellem zu tun hat -- eine Art "Figgi und Müli".

Wie gross ist die Beteiligung von S & J?

Krieg: Das bleibt bis am 1. April geheim.

Mehr als 25 Prozent?

Krieg: Wie bitte?

Ok: Haben Sie die Mehrheit?

Krieg: Ich verstehe sie jetzt leider ganz, gaaanz schlecht.

Mit S & J kommt nach Jung von Matt und Scholz & Friends die dritte grosse deutsche Agentur in die Schweiz. Was lockt unsere nördlichen Nachbarn plötzlich?

Schlupp: Über die Andern kann ich nicht viel sagen. Mit Bestimmheit hat JvM jedenfalls eine ganz andere Geschichte, die sich nicht vergleichen lässt. Und über S & F wissen wir so wenig, wie alle anderen: dass die einen prominenten VR haben.

Krieg: Im europäischen Netzwerk von Springer & Jacoby war die Schweiz der letzte weisse Fleck. Ihn zu füllen, bestand zwar keine Eile. Doch hat man auf eine gute Gelegenheit gewartet. Die hat sich jetzt ergeben.

Man wird erwarten, dass Sie Kunden von Publicis mitnehmen. Wie sehen Sie das?

Schlupp: Zu Kunden, zumal zu denen von Publicis, geben wir keinen Kommentar ab. Unser Gründungsgedanke basiert jedenfalls nicht auf ihnen, sondern auf der Idee, mit der richtigen Chemie und den richtigen Partnern eine gute Agentur aufzubauen.

Krieg: Unsere Geschäftsidee fusst weder auf Publicis-, noch auf Netzwerk-Kunden. Mehr dazu sagen wir im April und Mai.

Dennoch: Mit wie vielen Kunden beginnen Sie?

Krieg: Das will ich nicht sagen.

Mit solch ungenauen Antworten riskieren Sie, dass die Leute das Ganze für ein Himmelfahrtsunternehmen halten...

Krieg: Mit diesen Leuten reden wir im August gerne.

Den Auguren zufolge haben wir die konjunkturelle Talsohle durchschritten. Haben Sie den Startzeitpunkt mit Absicht so gelegt?

Krieg: Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Wir sind im Gegenteil fast froh, in einer heftigen Rezession zu starten. Dadurch haben wir uns die Sache drei und vier Mal überlegt. Wenn man von seiner Idee in so einer Zeit überzeugt ist, macht man das illusionslos und nüchtern. Wenns besser kommt, ist das der Schlagrahm.

Wann wollen Sie den Break-Even erreichen?

Krieg: Fragen Sie im August.

Aber Sie werden doch einen Business-Plan haben!

Krieg: Aber sicher.

Der Markt für Büroräume ist rezessionsbedingt günstig. Wo wird sich KSSJ niederlassen?

Schlupp: Das wissen wir noch nicht, müssen uns darüber aber auch keine Sorge machen. Mit Sicherheit wird man uns an gut erschlossener Lage in der City von Zürich finden.


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