21.01.2004

Martin Spillmann ist der "Werber des Jahres" 2004

Der "Werber des Jahres" 2004 heisst Martin Spillmann (Bild). Geehrt wird der Mitgründer und Mitinhaber der 2002 gestarteten Agentur Spillmann / Felser / Leo Burnett einerseits als Top-Kreativer. Andererseits honoriert die Branche mit ihrer Wahl auch Spillmanns Leistung, in der Krise erfolgreich eine neue Agentur aufzubauen, wie Samuel Helbling, Chefredaktor der Preis-Stifterin Werbewoche, anlässlich einer Pressekonferenz sagte. "persoenlich.com" sprach mit dem neuen Preisträger in der Lounge des Zürcher Kaufleuten. Das Interview:
Martin Spillmann ist der "Werber des Jahres" 2004

Hat Sie der Preisgewinn überrascht?

Ja. Ich habe in den vergangenen Wochen offen gestanden noch nicht mal an den Preis gedacht -- vielleicht wegen des gegenwärtigen Arbeitsvolumens, da hatte ich gar keine Zeit dafür. Auch war ich ja schon einige Male nominiert und habe mich an den Zustand schon fast ein bisschen gewöhnt (lacht).

Was bedeutet Ihnen der "Egon"?

Er ist etwas Schönes von Insidern. Die Branche nimmt sich ja manchmal zu ernst -- was man auch an der Grösse der heute überreichten Drei-Kilo-Statue sieht (lacht). Ich freue mich über die Anerkennung der Branchenkollegen. Sie zeigt, dass wir Vieles richtig gemacht haben.

Der "Egon" ist auch ein Sympathiepreis. Sind Sie der sympathischste Werber?

Das kann ich mir schwer vorstellen! (lacht) Zudem ist der Preis doch auch an Leistungen gekoppelt, immerhin haben wir inzwischen fast alle Preise gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Auschlaggebend für meine Wahl war daher sicherlich die eigene Agentur, den Preis verstehe ich als Auszeichnung für unser Unternehmertum. Beliebtheit hängt ja im übrigen davon ab, wie gefällig man ist. Und ich beziehe eben Position und sage auch mal etwas, das nicht allen gefällt-- vielleicht hat es darum auch so lange gedauert, bis ich den Preis erhalten habe (lacht).

Was erwarten Sie von Ihrem neuen Titel "Werber des Jahres"?

Der Titel ist zweischneidig. Einerseits zeigt er, dass man etwas bewirkt hat, dass wir gute Werbung machen, die etwas bewirkt. Der Preis kann andererseits aber auch als Signal missverstanden werden, dass wir nun eine etablierte Agentur und damit auf dem Zenith sind. Einzelne Kunden könnten dadurch glauben, wir hätten sie nicht mehr nötig. Das ist natürlich falsch, wir stehen erst am Anfang. Positiv formuliert erhoffe ich mir von der Auszeichnung deshalb, dass der Eine oder Andere von uns hört und wir dadurch neue Budgets erhalten.

Der "Werber des Jahres" soll das Branchenimage in der Öffentlichkeit positiv prägen. Wie wollen Sie das tun?

Ich sehe das eher umgekehrt: Es ändert nichts, wenn mich die Öffentlichkeit als Werber sympathisch findet. Die Sympathie der Öffentlichkeit kann man auch durch gute Werbung erlangen. Ich habe daher keine Botschaft an die Öffentlichkeit, sondern die Aufforderung an die Werber und Auftraggeber, gute Werbung zu machen. Und zwar indem Marken differenzierter und eindeutiger positioniert werden; indem man den Mut hat zu einem eigenen Weg und dazu, nicht unbedingt allen zu gefallen. Ich glaube, dass man heute bei der werbegelangweilten Öffentlichkeit nur mit einer eindeutigen Positionierung Aufsehen erregen kann. Was wiederum nicht bedeutet, dass man als Paradiesvogel in der Welt herumschreien soll. Differenzieren kann man sich auch als Leiser unter den Lauten, am Fernsehen beispielsweise mit dreissig Sekunden Stille.

Sie sind jetzt "Werber des Jahres", SFLB wurde eben erst als "Newcomer-Agentur des Jahres" ausgezeichnet. Wie gehen Sie da Ihre Expansion an, planen Sie Akquisitionen oder Fusionen?

Zur Zeit nicht. Durch Leo Burnett haben wir ja bereits Zugang zu einem hochkreativen Netzwerk, so dass wir uns mit der Weltliga messen können. Was wir wollen, ist vielmehr die bestehenden Kunden bestens zu betreuen. Dabei möchten wir schön langsam zulegen, jedoch immer unter der Prämisse, dass qualitativ gute Arbeit möglich bleibt. Eine Grösse von etwa fünfzig Mitarbeitern finde ich optimal, weil man da selber noch alles überblicken und auf das Geschehen direkt Einfluss nehmen kann.

Grösse und Wachstum sind nicht allen bekommen. Was tun Sie, um einen Absturz zu vermeiden?

Wir tun das, was wir am besten können: Seit wir als Team zusammenarbeiten, haben wir uns in erster Linie um das Produkt gekümmert und dafür gute Werbung gemacht. Das hat jeweils neue Kunden angezogen – und das ist auch schon unser ganzes Rezept. Wir haben uns nie die Frage gestellt, wie wir am schnellsten gross werden können. Wir haben auch nicht über die Krise als etwas Schlechtes nachgedacht, sondern über ihre Chancen. Für uns bedeutete das Konjunkturtief, dass ein Umbruch stattfindet, Kunden ihre Strategien überdenken und uns als neue Agentur in Betracht ziehen. Das brachte uns in eine neue Position.

Zum Abschluss das Unvermeidliche: Welche Entwicklungen erwarten Sie dieses Jahr für die Branche?

Ich bin kein Prognostiker und werde daher auch keine Voraussagen machen. SFLB hat einen Business-Plan, welcher Wachstum vorsieht. Daran werden wir hart arbeiten und die Ziele wahrscheinlich erreichen. Allgemeine Prognosen sind sehr schwer, denn so vieles kann auf der Welt geschehen, was Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hat. Für die Zukunft muss man sich damit abfinden, dass diese Unsicherheit immer bestehen wird. Es bleibt uns daher nur, eine flexible Agentur zu sein.


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