24.01.2020

Diskriminierung in der Werbung

Migros erntet Kritik wegen Weihnachtskugel-Sujet

Die Januar-Kampagne von Activ Fitness sorgt bei Yes2Bodies für rote Köpfe. Das Sujet würde den Hass gegen Dicke fördern und deren Würde verletzen. Die Organisation hat ein Antwort-Sujet kreiert und fordert eine Entschuldigung. Die Migros zeigt sich «überrascht».

Nach den essfreudigen Feiertagen im Dezember werben Anfang Jahr zahlreiche Fitnesscentren um neue Kundinnen und Kunden. Eine besonders auffallende Digital- und Analog-Kampagne kommt von Activ Fitness. Auf den Sujets ist ein fettleibiger Körper in Form einer Christbaumkugel dargestellt. Darunter steht der Slogan «Weg mit dem Weihnachtsschmuck».

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Das Tochterunternehmen der Migros hatte bereits im letzten Jahr mit den Sujets geworben (persoenlich.com berichtete). Heuer war die Kampagne laut der Migros auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, YouTube sowie Online-Newschannels zu sehen. Offline erschien das Sujet in ausgesuchten Printtiteln sowie auf Plakatstellen bei ausgewählten Studiostandorten.

Die Organisation Yes2Bodies ärgert sich über die Kampagne. Yes2Bodies-Gründerin Melanie Dellenbach hat am Mittwoch einen Brief an Activ Fitness, die Migros, die APG sowie an die verantwortliche Agentur Zürchermarketing verschickt. «In der Werbung wird ein «kopfloser Dicker» symbolisch als Weihnachtskugel dargestellt und auf ein Objekt reduziert», schreibt sie darin. «Dicke Menschen werden dadurch gezielt entmenschlicht und zum Zwecke des Verkaufs Spot ausgesetzt. Die Würde von dicken Menschen wird dadurch verletzt.»

Verantwortung mit eigener Werbung

In ihrem Schreiben appelliert Dellenbach an die Empfänger, mit ihrer Werbung Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, besonders gegenüber der Jugend, zu übernehmen. Um die Gesundheit zu fördern, müsse ein Fitnesscenter, wie auch seine Werbung, frei von Diskriminierung sein. Als Motivation für eine Mitgliedschaft Körperhass zu schüren, ist für Dellenbach inakzeptabel. «Sicherlich gibt es andere, bessere, klügere Marketinginstrumente, welche nicht Körperscham fördern», schreibt sie weiter.

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(English below) Ein Herz für Body Positivity und gegen Gewichtsdiskriminierung: Seit Anfang Januar wirbt Activ Fitness mit geschmacklosen Plakaten für neue Kunden. Wir haben genug von Body Shaming. Lust, gegen das Body Shaming etwas zu tun? Dann bitte teilen. Eine Aktion von Yes2Bodies und der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung. Design: Natalie Rosenke *** A heart for body positivity and against weight discrimination: Since the beginning of January, Activ Fitness has been advertising for new customers with tasteless posters Would you like to set an example against body shaming by Activ Fitness? Then share now! A campaign by Yes2Bodies and the Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung Design: Natalie Rosenke Thank you @anaisvirg for letting me know about this poster. #yes2bodies #bodyrespectschweiz #bodypositivity #boporevolution #Gewichtsdiskriminierung #bodyshaming #bodyliberation #körperrespekt #VielfaltSchweiz #activfitness #ipreview via @preview.app

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In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung aus Deutschland hat Yes2Bodies die Aktion «Weg mit der Gewichtsdiskriminierung!» lanciert und dazu ein Sujet als Antwort auf die Activ-Fitness-Kampagne entworfen. Zum Schluss fordert Dellenbach Activ Fitness zu einer öffentlichen Entschuldigung auf und verlangt, künftig auf diese Art von Werbung zu verzichten.

Lösung mit «Augenzwinkern» bieten

Entschuldigen will sich die Migros nicht. Die Kampagne beziehe sich auf die zu Jahresbeginn gängige Aussage, dass um die Feiertage zu viel gegessen wurde und nun etwas dagegen unternommen werden sollte, sagt Migros-Sprecherin Annabel Ott auf Anfrage von persoenlich.com. Die Kampagne biete mit Augenzwinkern eine Lösung, nämlich ein Fitnessabo. Ott fügt an: «Die Kritik überrascht uns insofern, dass wir bei den Publikationen im Vorjahr keine negativen Reaktionen verzeichneten.» Und: Da die Kampagne nun zweimal verwendet worden sei, sei es eher unwahrscheinlich, dass sie ein weiteres Mal eingesetzt werde.

Auch Charles Zürcher, der das Sujet mit seiner Agentur Zürchermarketing entworfen hat, teilt die Kritik der Organisation nicht, «nimmt die Interpretation der Kampagne aber interessiert zur Kenntnis», wie gegenüber persoenlich.com sagt. Man bediene sich in der Kampagne einer Metapher – der Weihnachtskugel – die etwas ausser Form geraten sei. In keiner Art und Weise gehe es dabei um die Ausgrenzung von Personen. Der Werber fügt an: «Wir zeigen bewusst keine übergewichtigen, realen Personen». Laut Zürcher deckt sich die Kritik nicht mit der allgemeinen Wahrnehmung der Kampagne. Es stehe der Organisation aber frei, eine Beschwerde bei der Lauterkeitskommission einzureichen.

 


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KOMMENTARE

Peter Eberhard
24.01.2020 10:16 Uhr
Soweit haben wirs inzwischen gebracht mit der "political correctness". Wäre ja noch schöner, wenn sich die Migros für diese Kampagane entschuldigt hätte. So langsam wirds einem ein bisschen "gschmuch".
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