27.06.2002

Cannes Lions

Noch ein Nadelstich aus dem Jury-Nähkästchen

Print-Preisrichterin Nancy Vonk aus Kanada meldet sich zu Wort.

In seinem unmittelbar nach Ende des Werbe-Festivals veröffentlichten (und auch von "persoenlich.com" wiedergebenen) Insider-Bericht über Cannes im allgemeinen, und die Grand Prix-Verleihung an die von Saatchi & Saatchi für "Club 18-30" kreierte Anzeigenkampagne im besonderen, hatte sich Print-Juror Mike Hughes mit teils ironischen, teils aber auch äusserst kritischen Bemerkungen wahrlich nicht zurückgehalten. Für manche anderen Insider sicher Ansporn genug, sich daraufhin selbst zu Wort zu melden. Was das von Hughes eigens erwähnte dritte Jury-Mitglied aus Nordamerika, Nancy Vonk, Co-Kreativdirektorin von Ogilvy & Mather in kanadischen Toronto, denn auch prompt getan hat. Zwar liegt ihre Kritik auf einem etwas anderen Nenner als die von Hughes, aber unterm Strich sieht die Jury damit auch nicht besser aus. Hier der Wortlaut von Vonks Zuschrift, wie auch bei AdAge.com in Originalfassung nachzulesen:

"Ich war Mitglied der Print-Jury von Cannes 2002. Bei AdAge.com und in USA Today hat man mich mit den Worten zitiert, dass ich den Grand Prix-Sieger in der Print-Kategorie von Cannes 'geradezu hasse'. Was ich auch so gesagt habe. Mein Problem mit dieser Kür hat mit der so genannten 'Political Correctness' oder mit dem 'Gebrauch von Sex in der Werbung" (beides ungeheure Reizthemen bei den Amerikanern in Cannes - Red.), so wie es dargestellt wurde, jedoch nichts zu tun. Ich bin sogar davon überzeugt, dass diese Kampagne dank cleverer Strategie bei der Zielgruppe exakt ins Schwarze trifft. Mir will es nur nicht in den Kopf, dass ein billiger 'Pipi-Joke' den Titel der weltweit besten Print-Kreation verdient. Die Jury-Debatten als Nordamerikaner gegen Europäer darzustellen, geht am tatsächlichen Ablauf der Dinge auch vorbei. Klar, dass die Mehrheit der Jurymitglieder an diesen Auftritten grossen Gefallen fand - doch bei einigen, Europäer eingeschlossen, war das nicht der Fall.

Insgesamt waren in der Show einige herausragende Arbeiten vertreten. Bedauerlicherweise will es mir aber scheinen, dass der Grand Prix-Gewinner nicht unbedingt zu den grossartigsten (Print-)Kreationen gehört. Es ist ungefähr so, als hätte Austin Powers mit 'The Spy Who Shagged Me? einen Oscar gewonnen." -- Unterschrieben: Nancy Vonk, O&M Toronto.


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