23.11.2000

"Wegen dem Kiffen hat heute niemand mehr ein Imageproblem"

Sportplausch Wider eröffnet die Snowboard-Saison mit einem urchigen Senn, der sich einen Joint von Alphorn-Format reinzieht. "persoenlich.com" wollte von den verantwortlichen Publicis-Kreativen Markus Gut und Markus Ruf (Bild) wissen, ob sie ihrem Zielpublikum mit dem Sujet nicht einen Bärendienst erweisen. Das Interview:
"Wegen dem Kiffen hat heute niemand mehr ein Imageproblem"

Herr Gut, Herr Ruf, fahren Sie Ski oder sind Sie Snöber?

Ruf und Gut: "Wir sind beide grosse Snowboard-Fans, kommen aber auch auf Skis einen Hang runter."

Also kiffen Sie auch?

Gut: "Nein. Ich bin eher dem Single-Malt zugetan." – Ruf: "Ich habe schon öfter mal gekifft. Aber noch nie inhaliert!"

Die Snowboarder kämpfen seit eh und je mit einem schlechten Image. Und jetzt kommen Sie und untermauern diese Vorurteile noch. Erweisen Sie Ihrem jugendlichen Zielpublikum dadurch nicht einen Bärendienst?

Ruf und Gut: "Nein, zumal wegen dem Kiffen heute ja niemand mehr ein Imageproblem hat. Nach neusten Erhebungen ziehen sich in der Schweiz rund eine halbe Million Menschen regelmässig eine afghanische Halfpipe rein. Und selbst die bürgerlichen Parteien sind der Meinung, dass der Hanfgenuss eigentlich legalisiert werden sollte. Mit dem Sujet sind wir der Zeit einfach ein bisschen voraus."

Während die Politiker alle Jahre wieder Alkoholkontrollen auf der Skipiste fordern, macht sich Publicis fürs Kiffen stark. Wen wollen Sie provozieren?

Ruf und Gut: "Wir wollen gar niemanden provozieren. Aber unsere Zielgruppe sind nicht die Politiker, sondern die jugendlichen Snowboarder. Wenn die Werbung für eine solche Zielgruppe allen Politikern gefallen würde, hätten wir ziemlich sicher etwas falsch gemacht."

Die pro juventute hat sich anfangs Oktober für ein totales Werbeverbot für Suchtmittel ausgesprochen. Glauben Sie nicht auch, dass die Schweizer Jugend schützenswert ist?

Ruf und Gut: "Die pro juventute ist bestimmt ein ehrbarer Verein mit hehren Anliegen, nur wählt sie unserer Meinung nach den falschen Weg: Was verboten ist, macht doch gerade die Jugend besonders heiss! Sinnvoller ist, den richtigen Umgang damit zu lernen. Dann sind Alkohol, Tabak und Hanf (zählen wir schon mal dazu) nämlich keine Suchtmittel mehr, sondern Genussmittel."

Die weiteren Sujets:

Auch die Skifahrer werden mit einem Plakat, Cards for free und POS-Material angesprochen. Darauf sieht man einen Carvingski-Fahrer neben einem Racingski-Fahrer. Nur ein kleines, aber wichtiges Detail unterscheidet die beiden: Der Carvingskifahrer trägt eine weisse Mütze, der Racingskifahrer einen weissen Verband um den Kopf...

Und während alle noch im Lichterglanz schwelgen, kommt Sportplausch Wider mit einer ironischen Umtausch-Aktion. Generös gibt das Geschäft nämlich allen, die nur Geld geschenkt bekommen haben, die Möglichkeit, dieses gegen die neusten Skis- und Snowboards umzutauschen. Motto: Hunderter, Zweihunderter, sogar die unhandlichen Tausendernoten – Sportplausch Wider nimmt alles! Angekündigt wird die Aktion auf Plakaten, Cards for free, POS-Stellern und im Radio.

Wer Skis oder Snowboards bei Sportplausch Wider kauft, muss weniger lange anstehen am Skilift. Er oder sie kriegt nämlich ein Set mit respekteinflössenden Aufnähern für die Skijacke, mit denen man locker für einen Skilehrer oder Notarzt gehalten wird. Sportplausch Widers Tipp: Einfach gut sichtbar auf der Jacke platzieren und schon machen die anderen respektvoll Platz.

Zu guter Letzt kommt auch die Radio-Kultfigur "Testfahrer Walti" (Radio-Advertiser of the Year beim Goldenen Ohr 2000) wieder zum Einsatz. Da teilt er in einem Spot allen Warmduschern, Haustür-Zweifachabschliessern, Blasentee-Trinkern und sonstigen Softies mit, dass es bei Sportplausch Wider nicht nur ultraschnelle Skis und Snowboards gebe, sondern auch kuschlige Handschuhe, süsse Käppchen mit runterklappbaren Ohrenwärmern und ganz warm gefütterte Hüttenfinken. In einem anderen Spot gibt er einen speziellen Rätoromanisch-Sprachkurs für alle, die demnächst in den Bündner Bergen Ferien machen. In einem dritten ist er vollkommen bekifft, weil er von einem Snowboarder eine marokkanische Halfpipe angeboten bekommen hat. Und im vierten verkündet er ganz stolz die grosszügige Weihnachts-Umtausch-Aktion.



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