30.11.2000

"wir lassen uns nicht behindern"

Sechs körperlich respektive geistig Behinderte werben im Namen von Pro Infirmis in einer nationalen Imagekampagne für ein neues Bild der Behinderten in der Öffentlichkeit. Sie treten dabei ungewohnt selbstbewusst und mit einem modischen "Touch" auf und machen damit klar, dass sie sich nicht auf ihr Handicap reduzieren lassen wollen.
"wir lassen uns nicht behindern"

Die sechs Fotomodelle haben amputierte oder verkrüppelte Gliedmassen, einen kleinen, verwachsenen Körper, das Down-Snydrom. Aber sie verstecken sich nicht. Sie stehen zu ihrer Behinderung, machen aber klar, dass sie nicht darauf zu reduzieren sind, sondern unabhängig davon eine eigene Persönlichkeit, eigene Wünsche und Ansprüche haben. Die Kampagne unter dem Titel "wir lassen uns nicht behindern", für die die Erlenbacher Agentur Metzger Lehner Briccola verantwortlich zeichnet, will die Öffentlichkeit sensibilisieren für die Anliegen der rund 500'000 behinderten Menschen in der Schweiz. Ab etwa Mitte Dezember hängen die Plakate denn auch landesweit.

Zwar sei in der seit Anfang Jahr geltenden neuen Bundesverfassung ein Diskriminierungsverbot von Behinderten ebenso festgeschrieben wie ein Gleichstellungsgebot, wie Pro-Infirmis- Kommunikationsleiter Mark Zumbühl am Donnerstag vor den Medien sagte. Bevor allerdings diese Vorgaben im Alltag Realität werden könnten, müsse das Bild verändert werden, das die Öffentlichkeit von Behinderten habe. Es sei deshalb ein Anliegen der Verantwortlichen gewesen, dass die Bilder kein Mitleid mit behinderten Menschen hervorrufen sollten. Im Vordergrund stehe der Wille und das Bedürfnis der Betroffenen, ein möglichst selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen.

Um Modelle für die Kampagne zu finden, hatte die Pro Infirmis zu rund 190 Behinderten Kontakt aufgenommen. Viele hätten sich davor gescheut, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, so Bettina Konetschnig, Kommunikationsberaterin der Organisation. Schliesslich habe man aus rund siebzig Interessierten zwei Frauen und fünf Männer ausgewählt - darunter Urs Kolly, Goldmedaillen-Gewinner in der Leichtathletik an den Paralympics in Sydney. Laut Zumbühl soll die Kampagne im nächsten Jahr weitergeführt werden. Dies sei allerdings nur möglich, wenn sich ein potenter Sponsor finde. Schon dieses Jahr sei die Realisierung bloss möglich gewesen, weil sämtliche an der Produktion Beteiligte zu Sonderkonditionen gearbeitet hätten.

Die Verantwortlichen:

Verantwortlich bei Pro Infirmis: Mark Zumbühl (Leiter Kommunikation), Bettina Konetschnig (Beratung Kommunikation); bei Metzger Lehner Briccola, Erlenbach: Alfredo Briccola (CD Bild), Marco Lehner (CD Text), Jean-Marc Meyer (AD), Ingo Rotermund (Text), Melanie Rüegg (Beratung); Fotograf: Hannes Schmid; Litho: Colorscan AG; Druck: JCM Offsetdruck AG.



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