19.11.2002

"Wir wollen Full Service-Agenturen"

Der Branchenverband Schweizer Werbe- und Kommunikationsagenturen (BSW) hat an seiner ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom Montag einem Zusammengang mit der Interessengemeinschaft Mediaagenturen (IGMA) zugestimmt. Verworfen wurde hingegen eine Ausweitung des BSW-Agenturrankings auf die gesamte Branche. "persoenlich.com" hat bei BSW-Präsident Hanspeter Detsch (Bild) nachgefragt. Das Interview:

Die IGMA fusioniert mit dem BSW. Wo liegt der Hauptnutzen dieses Zusammenschlusses?

Wir sehen zwei Vorteile: Zum einen glauben wir, dass die Interessen der Mediaagenturen besser vertreten werden, wenn man mit einer Stimme spricht. Wir können für wichtige Branchenanliegen, wie Arbeitsgrundsätze, Honorarordnung, Weiterbildung und Buying-Kodex schneller und konsequenter Lösungen entwickeln. Zum anderen gibt es ökonomische Gründe: Ein Verband funktioniert nur gut, wenn Infrastruktur und Serviceleistungen bestehen. Dazu braucht es eine leistungsfähige Geschäftsstelle. Jetzt werden die BSW-Ressourcen gemeinsam genutzt.

Die Mitgliederzahl des BSW ist von 105 im Jahr 1986 auf heute 78 Agenturen gesunken. Inwiefern sollen mit der Integration der IGMA diese Verluste kompensiert werden?

Das war nicht primär die Überlegung. Viel wichtiger ist, dass sich der Markt in dieser Zeit komplett verändert hat: Media war früher ein Teil des Full Service-Angebots einer BSW-Agentur. Dies hatte sich durch die Ausgliederung des Media-Geschäfts geändert. Mit dem Zusammenschluss von IGMA und BSW werden wird wieder die ganze Angebotspalette repräsentieren. Übrigens hat der BSW gegenüber 1986 tatsächlich eine geringere Mitgliederzahl. Das Honorarvolumen, welches diese BSW-Agenturen generieren, ist indessen in der Zeit von 1986 bis 2001 um 72 Prozent auf 436 Mio. Franken gestiegen.

Der Werbebranche geht es zur Zeit nicht gut, viele Agenturen restrukturieren. Was kann ein Verband in dieser Situation tun?

Wir sind sehr aktiv beim Support im Managementbereich. Wir helfen den Agenturen und stellen zahlreiche Tools zur Verfügung, beispielsweise Vertragsmuster, Honorierungsmodelle, Managementinformationen usw. Zur Zeit läuft auch ein Schulungszyklus zu diesem Thema, der sehr gut genutzt wird.

Die Schere zwischen grossen und kleinen Agenturen öffnet sich zusehends weiter. Was unternimmt der BSW, um für die Kleinen attraktiv zu sein?

Das ist eine gute Frage. Die Kleinen profitieren im Wettbewerb vor allem vom Label BSW. Auch sie müssen sich über die Qualität ihrer Leistungen bewähren, und da bieten wir über unsere Ausbildungen und über Erfahrungsaustausch Unterstützung. Die meisten unserer kleineren Mitglieder sind aber als ehemalige Grosse aus historischen Gründen bei uns -- jede Agentur hat ja einen Lebenszyklus. Bei den neuen Aufnahmebedingungen werden wir die Mindestbruttoerträge erhöhen, weil wir Agenturen möchten, die einen Full Service erbringen können und gewisse Mindestleistungen im Angebot haben.

Ein Branchenranking wurde am Montag von Ihren Mitgliedern verworfen. Warum?

Eine Ausweitung des BSW-Rankings auf die ganze Branche wird seit Jahren immer wieder kontrovers diskutiert. Mit einer Öffnung würden bestimmt bessere statistische Daten über die Gesamtbranche zur Verfügung stehen. Doch es gibt auch berechtigte Einsprüche. So bestand das Risiko, dass der BSW ein Profilierungsinstrument preisgibt und Nicht-BSW-Agenturen von unseren Leistungen profitieren. Persönlich war ich ein Befürworter dieser Revision, die mehr Transparenz gebracht hätte. Selbstverständlich akzeptiere ich aber den demokratisch gefällten Entscheid und bin froh, die Wünsche unserer Mitglieder zu kennen. Im Übrigen ist die Angelegenheit vielleicht nicht für alle Zeit vom Tisch. Gewisse Ideen müssen eben reifen.

Die Schweizer Werbewirtschaft leistet sich den Luxus von zwei Verbänden. Würde es zur Stärkung der Branche nicht Sinn machen, wenn sich ASW und BSW zusammenschlössen?

Schwierig zu sagen... politisch: ja; im Bezug auf Service-Angebote: nein. Der ASW vereint zumeist kleinere und mittlere, Inhaber-geführte Agenturen ohne internationale Netzwerke. Die haben andere Bedürfnisse als unsere Mitglieder. Deshalb ist eine Fusion weder für den ASW noch für uns ein Thema. Wir arbeiten freundschaftlich zusammen und sehen uns nicht als Konkurrenten.


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