21.11.2023

Namuk

«Das war für uns ein Lucky Punch»

Das Schweizer Label für Outdoor-Kinderbekleidung expandiert rasant. Demnächst ist eine weitere Investitionsrunde geplant, zudem zieht die Firma in die Stadt Zürich um. Franz Bittmann, Gründer und CEO von Namuk, über die Liebe zur Natur und Alternativen zum Neukauf.
Namuk: «Das war für uns ein Lucky Punch»
«Namuk-Produkte sollen möglichst lange leben. So entwickeln wir sie auch», so Franz Bittmann, Gründer und CEO von Namuk. (Bild: Ela Çelik)

Franz Bittmann, was haben Sie als Kind am liebsten gemacht?
Am liebsten habe ich draussen in unserem Garten gespielt, bin auf Bäume geklettert, habe den Wald und die Umgebung erkundet. Ich erinnere mich auch immer wieder an unsere Ferien in den Bergen: Einschlafen nach einem erlebnisreichen, erfüllten Tag mit Bächestauen und Kristallsuchen und die rauschenden Wasserfälle hören – das Gefühl begleitet mich bis heute.

Und das war denn auch der Grund für Sie, das Start-up Namuk zu gründen?
Genau, ich wollte meinen drei Kindern ermöglichen, so viel Zeit wie möglich draussen zu verbringen. Egal wie das Wetter ist. Da ich bereits früher Erfahrungen mit einer eigenen Wintersport-Bekleidungsmarke sammeln durfte (das Snowboard-Label Eleven, Anm. der Red.), musste ich mich einfach wieder an die Nähmaschine setzen und mir genau überlegen, was Kinder brauchen, um draussen trocken, warm und glücklich zu sein.

Momentan setzen Sie auf Pop-up-Stores. Ist das Ihre Marketingstrategie?
Wir sehen, dass wir die Namuk-Welt sehr gut in unseren eigenen Läden zeigen können, deshalb setzen wir neben unserer Website und der Zusammenarbeit mit guten Fachhändlern auch auf eigene Pop-up-Stores. Das ermöglicht uns ausserdem einen tollen Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden sowie Fans.

Wie würden Sie generell Ihre Marketing- und Kommunikationsstrategie beschreiben?
Wir wollen Natur, Erlebnisse und Empowerment vermitteln: Erstens wollen wir in Kindern eine Liebe zur Natur entfachen. Denn was man liebt, das schützt man auch. Zweitens wollen wir helfen, dass Kinder viel draussen sein wollen und können, denn das macht sie glücklich und ausgeglichen, das war noch nie so wichtig wie aktuell. Und drittens wollen wir mit unseren Kleidern helfen, dass sich Kids draussen gut ausgerüstet, selbstbewusst und befähigt fühlen: Features wie der Namuk-WC-Reissverschluss bei unseren Skianzügen machen alles einfacher. Diese drei Elemente vermitteln wir in unserem Marketing und unserer Kommunikation.

Welche Kanäle sind Ihnen für Kommunikation die liebsten?
Wir legen unseren Fokus auf digitales Marketing, Social Media, PR, Events und Partnerschaften.

Arbeiten Sie auch mit Influencern?
Ja, das ist wichtig für uns. Wir arbeiten in der Schweiz und international mit ausgewählten Ambassadoren, da es für uns wichtig ist, dass die Kinder auch unsere Kleider testen und Feedback geben. Wir sind aber sehr heikel – jemand muss wirklich zur Marke passen, wir wählen kritisch aus.

«Für uns ein Lucky Punch»

Schauspieler Chris Hemsworth zählt zu Ihren Kunden. Auf Instagram teilte er einen Beitrag, auf dem seine Kinder in Namuk-Overalls zu sehen waren. War dies ein geplanter PR-Stunt?
Nein, das war eine glückliche Fügung. Eine Kundin hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Kinder von Chris Hemsworth mit Namuk-Kleidung snowboarden. Übrigens auch extrem gut, muss man sagen (lacht). Das haben wir auf Social Media geteilt, verschiedene Medien wurden darauf aufmerksam und haben berichtet. Für uns ein Lucky Punch.

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Die Preise von Namuk sind ja eher stolz. Was rechtfertigt diese?
Die Qualität. Unsere Produkte halten nachweislich viel länger als die der Mitbewerber. Eine Namuk-Hose, die drei andere Hosen überlebt, ist schlussendlich günstiger und nachhaltiger als die drei Hosen, die alle defekt sind. Unser Wachstum hat auch den schönen Effekt, dass wir grössere Mengen zu tieferen Preisen produzieren können. Das geben wir natürlich an unsere Kundinnen und Kunden weiter.

Was unterscheidet Namuk von anderen bekannten Marken?
Wir fokussieren uns zu 100 Prozent auf die Bedürfnisse der Kinder, testen alle unsere Produkte ausgiebig und investieren in unsere Zukunft. Dabei gehen wir immer neue Wege: Wir waren global die erste Marke, die biologisch abbaubares Fleece, frei von Mikroplastik, anbieten konnte.

«Die Leute sind endlich bereit, in Nachhaltigkeit zu investieren»

Sie beschäftigen sich nicht erst seit Namuk mit Kinderkleidung, sondern bereits seit zehn Jahren. Wie hat sich dieser Markt in den letzten zehn Jahren verändert?
Die Leute sind endlich bereit, in Nachhaltigkeit zu investieren und verstehen immer besser, dass man lieber weniger, dafür in guter Qualität kauft. Bis zu 78 Prozent des CO2-Ausstosses passiert in der Produktion der Kleidung, also macht es Sinn, dass sie so lange wie möglich im Umlauf bleibt. Deshalb haben wir auch vor drei Jahren unsere Re-use-Plattform eingeführt.

Wie ist das Konzept «Namuk Re-Use» entstanden?
Namuk-Produkte sollen möglichst lange leben. So entwickeln wir sie auch. Sowohl hinsichtlich Qualität und Materialauswahl als auch Design. Das schont die Umwelt und trägt dazu bei, Abfallberge zu verhindern. Unsere Kundinnen und Kunden können uns ihre gebrauchten Kleider zurückverkaufen, wir reparieren diese, werten sie auf und verkaufen sie wieder zu einem attraktiven Preis.

Aber kannibalisieren Sie mit diesem Kreislaufsystem nicht ihr eigenes Geschäft?
Nein. Wir bieten Alternativen zum «Neukauf», und jeder Kunde kann entscheiden, ob er nun ein Produkt neu braucht, zum Beispiel Unterwäsche, oder ob es gebraucht reicht. Kinderkleider werden ja teilweise eher kurz getragen – die Kinder wachsen –, und deshalb macht es Sinn, nicht immer alles neu zu kaufen. In Planung ist bereits «Namuk rent», damit öffnen wir die dritte und letzte Dimension.

«Es ist auch ein Vertrauensbeweis, den wir sehr schätzen»

Namuk geht oft Kooperationen ein, zum Beispiel mit Lowa oder auch Giro. Was sind die Vorteile daran?
Als Schweizer Marke erstaunt uns immer wieder, dass globale Brands wie Lowa oder Giro mit uns kooperieren wollen. Es ist auch ein Vertrauensbeweis, den wir sehr schätzen. Lowa ist Expertin für technisches Schuhwerk, Namuk hat Kinderbekleidungsexpertise. Wir bringen Kompetenzen zusammen und schaffen mit den Kooperationen etwas Neues, das der Markt will. Dasselbe mit Giro. Alle Beteiligten können gemeinsam etwas Tolles, Neues erschaffen und in jeweils neue Märkte vorstossen. Im kommenden Jahr werden weitere Kooperationen kommen, lassen Sie sich überraschen.

Wie wichtig ist dabei für Sie der Schweizer Markt?
Sehr wichtig, wir wachsen zweistellig und freuen uns über jedes Kind in Namuk in den Schweizer Bergen.

Haben Sie auch Expansionspläne?
Natürlich. Wir möchten global weiter wachsen und in allen relevanten Märkten die Kindermarke Nummer eins für Familien werden, die einen aktiven Lifestyle pflegen und Zeit draussen verbringen.

Stichwort Expansion: Ihr Hauptquartier zügeln Sie demnächst von Wetzikon in die Stadt Zürich. Warum?
Wir freuen uns über den Move. Unser schnell wachsendes Team kommt vorwiegend aus Zürich, da macht es Sinn, wenn wir vor Ort sind. Für unsere bestehenden und zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es ein wichtiges Argument, einen zentralen Arbeitsplatz zu haben.

«Um noch mehr Kinder mit Namuk ausrüsten zu können, brauchen wir Geld»

Anfang Jahr ist eine weitere Investitionsrunde geplant. Warum brauchen Sie frisches Kapital?
Um weiter zu wachsen. Vor zwei Jahren sind wir in die EU expandiert, vor einem Jahr in die USA. Beide Märkte wachsen sehr schnell. Und um noch mehr Kinder mit Namuk ausrüsten zu können, brauchen wir Geld. So können wir unser Team verstärken, Innovation und Expansion vorantreiben.

Zu den Investoren von Namuk gehören ein paar illustre Namen. Verraten Sie ein paar?
Unser Geschäft ist sehr kapitalintensiv, vor allem in der aktuellen Skalierungsphase. Wir sind sehr stolz, tolle, motivierte Personen mit viel Erfahrung an unserer Seite zu haben und auf ihr Wissen zurückgreifen zu dürfen. Namen kann ich leider keine nennen.

Schauen wir in die Zukunft: Wird Namuk das nächste On?
On ist eine grosse Inspiration und zeigt, was aus der Schweiz heraus möglich ist. Wir gehen unseren Weg, schielen aber gerne mit einem Auge auf ihren Case und lernen.


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