22.01.2006

"Die Marken sollen mit einem jungen Gefühl verbunden werden."

Zürcher Jungunternehmer haben sich unter dem Namen "Young&Tasty" zusammengefunden, um Synergien zu wecken. Als erstes gemeinsames Projekt haben sie für 3 Wochen die "PopUp"-Bar in der Galerie Vista Nova im Zürcher Seefeld eröffnet. Markus Humbel, Initiator von "Young&Tasty", erklärt im Interview mit "persoenlich.com" das Projekt und erläutert, warum er eine solche Kommunikationsplattform gegenüber der klassischen Werbung vorzieht.
"Die Marken sollen mit einem jungen Gefühl verbunden werden."

Markus Humbel, warum haben sich Jungunternehmer unter dem Namen "Young&Tasty" zusammengetan?

Wir haben alle ein ähnliches Problem. Wir sitzen in unseren Büros und überlegen, wie wir zu mehr Publizität kommen können. Für grosse Plakatwerbung oder andere klassische Werbung fehlt das Geld, also ist die Idee entstanden, gemeinsam einen interessanten Auftritt für die Medien zu gestalten, bei dem man sich die Kosten teilen kann.

Als Ergebnis betreibt "Young&Tasty" nun als Kommunikationsplattform drei Wochen die "PopUp"-Bar. Wie sieht das Konzept aus?

Essentiel ist, dass wir alles Jungunternehmer aus dem Food- und Beverage-Business sind, die ein Produkt für die "PopUp"-Bar beisteuern können. Die Bar lebt ausschliesslich von diesen Produkten, was zu einem runden Angebot führt. Die Produkte sind auch in der Bar ausgestellt und Firmenporträts informieren die Gäste über unsere Unternehmen.

Welche konkreten Ziele wollen Sie mit der Bar-Aktion erreichen?

Wir wollten eine Plattform schaffen, welche drei Wochen die Gelegenheit zur Degustation unserer Produkte bietet. Es ist für unsere Brands wichtig, dass wir diese in einem sympathischen Rahmen präsentieren können. Die Marken sollen mit einem guten, jungen Gefühl verbunden werden. Zudem kann jeder von uns Jungunternehmern vom Netzwerk des anderen profitieren. Jeder bringt seine Kunden und Freunde mit ein. Dies zusammen macht den eigentlichen Plattformgedanken aus. Hinter der "PopUp"-Bar steht einerseits der langfristige Markengedanke, dadurch die Medien auf uns aufmerksam zu machen. Auf der anderen Seite wollen wir durch die Degustation und den Verkauf den Absatz der Produkte fördern und die Kosten im Griff behalten.

Wie finanzieren Sie das Projekt?

Alle Jungunternehmer von "Young&Tasty" liefern ihre Produkte gratis an. Diese werden in der Bar zum gewöhnlichen Preis verkauft. Auch wir selber bezahlen übrigens den vollen Preis, wenn wir etwas konsumieren. Am Schluss wird eine Gesamtkostenrechnung gemacht und die Kosten werden gesplittet.

Die Gäste bezahlen also quasi für Sie die Werbung?

Wenn man sehr spitzfindig ist, könnte man das so auslegen. Der Gast kauft aber keine Werbung, sondern bezahlt wie in jeder Bar einfach das, was er konsumiert. Andere Firmen finanzieren ihre Werbung ja auch durch das beim Verkauf eingenommene Geld.

Was unterscheidet Ihre Kommunikationsplattform von einer Gastro-Messe?

An einer Messe hat jeder einen Stand mit abgetrennten Wänden. Es ist jeder für sich dort, und nicht selten spürt man den gegenseitigen Neid. Den grossen Charme der "PopuUp"-Bar macht aus, dass wir Jungunternehmer gemeinsam auftreten. Man spürt, dass wir uns nicht bekämpfen, sondern durch unsere Leidenschaft gegenseitig voneinander profitieren.

Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer "PopUp"-Idee an die Wirkung von klassischer Werbung herankommen?

In der Bar werden unsere Produkte mit einem guten Erlebnis assoziiert. Dies fördert die Mund-zu-Mund-Propaganda, welche die beste Werbung für eine Marke ist. So werden die Emotionen weitertransportiert. Durch die Leute, die uns in den drei Wochen besuchen, und die Medienberichte strahlen unsere Brands viel intensiver und nachhaltiger weiter, als durch die Schaltung eines Plakates.

Könnten Sie sich vorstellen, eine "PopUp"-Bar als Dauereinrichtung zu betreiben?

Die Idee der "PopUp"-Bar, die sich befristet in leerstehenden Räumlichkeiten einmietet und die lokale Szene integriert, kann sich durchsetzen. Einen ständigen Barbetrieb in dieser Art kann ich mir nicht vorstellen, weil so die Kraft des spontanen Charakters des Events verloren geht.

Glauben Sie, Ihr Bar-Konzept kann als Kommunikations- und Werbeform Schule machen?

Die positiven Reaktionen der teilnehmenden Jungunternehmer wie auch der Besucher haben dazu geführt, dass wir bereits an der Planung eines nächsten gemeinsamen Auftritts sind. Wir denken da an Aktionen mit lokalen Firmen in Bern oder Basel. Ich denke tatsächlich, dass sich das Konzept als Werbeform etablieren könnte. Dies nicht nur für Jungunternehmen sondern auch für Grossfirmen. Denn es gilt allgemein: Kommen verschiedene Firmen und Unternehmer zusammen, passiert etwas zwischen Menschen. Das ist interessant, spannend und lebendig.

(Interview: Stefan Wyss)


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