05.03.2013

Goldbach

"Ich bin halt ein guter Verkäufer", sagt CEO Klaus Kappeler

"Second-Screen-Werbung" als heisse Luft.
Goldbach: "Ich bin halt ein guter Verkäufer", sagt CEO Klaus Kappeler

50 Prozent Gewinnsteigerung vermeldete die Goldbach Gruppe am Dienstag. Damit nicht genug: Die Werbevermarkterin will weiter wachsen, vor allem in der Kreationssparte. Dass "Goldbach Interactive" mit Platz 8 im bsw-Ranking zu den grössten Werbeagenturen der Schweiz gehört, macht den CEO Klaus Kappeler sichtlich stolz. Doch wie kreativ ist z.B. "Coop-Naturaplan", seine Lieblingskampagne aus dem eigenen Hause, tatsächlich? Wird Kappeler bald ADC-Würfel oder Cannes-Löwen abholen und warum handelt es sich bei der neu angepriesenen "Second-Screen-Werbung" vorerst nur um heisse Luft? Persoenlich.com hat nachgefragt: 

Herr Kappeler, Sie vermelden wiederum eine Gewinnsteigerung – 2012 waren es satte 50 Prozent bei stagnierendem Umsatz. Wie ist dies möglich?
Durch Portfoliobereinigung, neue Angebote mit höheren Margen wie Video- und Mobile-Werbung sowie konsequentes Kostenmanagement.

Sie sparen und wollen gleichzeitig weiter wachsen, vor allem auch mit der Geschäftssparte "Goldbach Interactive", welche alle Digital-Kreationsdienstleistungen zusammenfasst. Warum investieren Sie in den Kreationsbereich?
Ziel ist, unseren Kunden einen Fullservice anbieten zu können. Seit wir Orange8 übernommen haben, sind wir mittlerweile nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich, Polen, Slowenien und in Russland mit Digital-Kreationsdienstleistungen präsent.

Goldbach Interactive wurde letztes Jahr neu in den bsw – den Verband der grössten Schweizer Werbeagenturen - aufgenommen. Goldbach als Werbeagentur, da stellt sich die Frage: Wer sind die kreativen Köpfe hinter den Kampagnen?
Bei unserer Niederlassung in Zürich sind es Bruno Manser und Cyrill Schneider. Hinter diesen beiden Kreativen stehen ganze Teams von jeweils sechs bis acht Leuten.

Welches sind aus Ihrer Sicht besonders gelungene Kampagnen aus der eigenen Kreativküche?
Wir haben vieles für Axa gemacht und für Coop-Naturaplan haben wir alles gemacht.

Sie sagten, dass Sie mit Platz 8 unter den 10 grössten Schweizer Werbeagenturen nicht zufrieden sind, sondern vordere Ränge anstreben.
Es liegt in der Natur der Goldbach Group, dass wir immer weiter wachsen wollen.

Für einen besseren Platz im bsw-Ranking muss der Betriebsertrag von Goldbach Interactive nächstes Jahr nicht "nur" 10-12 Millionen betragen, sondern mehr. Dazu könnten Sie organisatorische oder bilanztechnische Veränderungen vornehmen.
Nein, das tun wir nicht. Dies ist ein Kreativ-Geschäft. Wir mogeln doch nicht!

Werden Sie künftig Arbeiten beim Art Directors Club Schweiz oder bei Cannes Lions einreichen?
Bei diesen Kreativ-Wettbewerben sind wir momentan noch nicht sehr aktiv, doch wir werden dies künftig sicher tun. Dass Kampagnen prämiert werden, ist ein wichtiger Anreiz für alle Kreativen. Ich unterstütze dies.

Wie will sich Goldbach Interactive sonst noch im bsw einbringen?
Den Markt weiterzuentwickeln, speziell im Bereich Cross Media, für den wir jährlich einen Award ausschreiben, die Agentur bei Kunden weiter stark zu positionieren und die Ausbildung und Förderung des Nachwuchses.

Zu einem anderen Thema: Sie sagten anlässlich der Medienkonferenz, Goldbach biete neu Second-Screen-Werbung an. Werden dabei die Second-Screen-Werbeeinblendungen auf die im TV laufende Sendung abgestimmt oder was genau verstehen Sie unter "Second-Screen-Werbung"?
Ziel ist es, Zielgruppen auf allen Screens mit Werbung zu erreichen und so künftig Werbung auf Form und Ort der Nutzung abzustimmen.

Sie können tatsächlich eruieren, wer wann eine bestimmte Sendung schaut und dann passende Mobile-Werbung zustellen?
Nein, man kann nicht eruieren, welche Sendung jemand schaut. Man kann nur annehmen, welche Sendung jemand möglicherweise schaut.

Sie sagen "möglicherweise".
Ja, denn die Technologie ist heute noch nicht so weit.

Sie behaupteten aber vor den Analysten, dass Goldbach bereits Second-Screen-Werbung anbietet.
Second-Screen-Werbung, die vom TV-Gerät unabhängig ist, bieten wir an.

Das ist dann aber schlicht und einfach Mobile-Werbung.
Ja, das kann man so sagen.

Somit haben Sie den Analysten etwas viel versprochen. Goldbach bietet momentan – anders als Sie behaupteten - noch keine Second-Screen-Werbung an.
Stimmt, da habe ich vorhin etwas übertrieben – ich bin halt ein guter Verkäufer (lacht). Dies ist jedoch Zukunftsmusik. Wir arbeiten an entsprechenden Technologien.

Interview: Edith Hollenstein, Bilder: Keystone, pd



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240419