23.08.2004

Studie

Imageschäden gefährlich für Finanzdienstleister

PwC zu Risikomanagement.

Finanzdienstleister nehmen die Bedrohung, die durch vielfältige Unternehmensrisiken wie z.B. Kreditausfälle, Marktveränderungen und Anforderungen von Aufsichtsbehörden ausgehen, zunehmend ernst. 82 Prozent der Institute in aller Welt zeigen sich deshalb aufgeschlossener für Risikomanagement als noch vor zwei Jahren.

Dies hat eine Umfrage unter mehr als 130 leitenden Angestellten von Finanzdienstleistern in Asien, Europa und den Vereinigten Staaten zum Thema Risikomanagement ergeben, die PwC gemeinsam mit der Economist Intelligence Unit in den Monaten Juni und Juli dieses Jahres durchgeführt hat. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Studie "Uncertainty tamed? The evolution of risk management in the financial services industry" zusammengefasst, die an eine vergleichbare Untersuchung zum Thema Risikomanagement aus dem Jahr 2002 anknüpft.

Als grösste Gefahr für den Marktwert ihres Konzerns sehen Banken, Versicherer und Investmentgesellschaften der Studie zufolge inzwischen Imageschäden an. Dennoch liegt der Schwerpunkt des unternehmensinternen Risikomanagement nach wie vor bei quantifizierbaren Risiken wie Kreditausfällen, Liquiditätsengpässen und Marktveränderungen -- nur 16 Prozent der Unternehmen nutzen.

Darüber hinaus wird das Risikomanagement als Führungsfunktion unterschätzt und ist selten auf der gleichen Hierarchiestufe verankert wie vergleichbare strategische Bereiche. Zwar sind bei fast der Hälfte der Finanzdienstleister die Verantwortlichkeiten für das Risikomanagement heute innerhalb der Hierarchie höher angesiedelt als vor zwei Jahren. Doch nur bei 31 Prozent werden wichtige Entscheidungen im Unternehmen nach Freigabe durch ein Risiko-Komitee getroffen, und nur wenige haben einen sogenannten Chief Risk Officer (CRO) in ihrer Geschäftsführung -- soweit die wichtigsten Ergebnisse der Studie.

Als wesentliche Ursachen für die wachsende Bedeutung des Risikomanagements nannten die Befragten neben den Veränderungen im Markt (74 Prozent) vor allem die Vorgaben der Aufsichtsbehörden (72 Prozent). Diese manifestierten sich in den neuen Anforderungen für Eigenkapitalvorschriften der Kreditinstitute (Basel II), dem Abschnitt 404 des Sarbanes-Oxley Actes sowie den Vorschriften zur internationalen Rechnungslegung nach IAS/IFRS (International Accounting Standards/International Financial Reporting Standards).

"Es besteht in der Branche der Finanzdienstleiser die Gefahr", erläutert Stefan Palm, Senior Manager bei PwC im Bereich Financial Services, "dass nun der grösste Teil der Anstrengungen und Budgets im Risikomanagement in die Umsetzung von Basel II gelenkt wird und deshalb andere -- nicht minder wichtige -- Bereiche zu kurz kommen. So werden zwar bestehende Vorschriften der Aufsichtsbehörden erfüllt, aber es entstehen keine Wettbewerbsvorteile für die Unternehmen."

Die Erhebung ergab zudem, dass eine strukturierte Prüfung von Risiken bei weitem nicht in allen Unternehmensbereichen stattfindet. So nannten 77 Prozent der Befragten zwar eine klare Herangehensweise an mögliche Gefahren, wenn Produkte entwickelt oder genehmigt werden. Doch nur 54 Prozent gaben an, in den Bereichen Budget und Controlling sowie bei Fusionen und Übernahmen (43 Prozent) über ein Verfahren zur Risikominimierung zur verfügen. Einstellungen folgten sogar nur zu 17 Prozent einem strukturierten Prozess, der Risiken von Anfang an möglichst gering halten soll.

Obwohl Imageschäden als grösste Bedrohung für den Marktwert einer Firma genannt wurden (34 Prozent), herrscht über deren Ursachen Unklarheit: 57 Prozent der Befragten gaben dürftige Performance und 50 Prozent unzureichenden Kundenservice als Gründe für einen schlechten Unternehmensruf an. Weniger als ein Fünftel aller Manager (18 Prozent) nannte jedoch eigenes Verhalten und nur elf Prozent den falschen Umgang mit ihren Mitarbeitern als mögliche Ursache.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren