19.02.2002

"Mein Rücktritt kommt nicht überraschend."

Ernst Grab (Bild) tritt per 1. Oktober 2002 von seiner Funktion als Leiter der PubliPresse zurück. Nachfolger als Leiter der wichtigsten PubliGroupe-Division wird Otto Meier, der bisher den Bereich Publimedia geleitet hat. Der Rücktritt des 57-jährigen Grab kommt in dem Moment, da die PubliGroupe einen Rekordverlust von 185 Millionen Franken bekanntgibt. Besteht hier ein Zusammenhang? wollte "persoenlich.com" von Ernst Grab wissen. Das Interview:
"Mein Rücktritt kommt nicht überraschend."

Sie suchen "eine neue Herausforderung im strategischen Bereich", heisst es in der Pressemitteilung der PubliGroupe. Das tönt nach einem unfreiwilligen Ende.

Keineswegs. Ich hatte schon seit längerem die Absicht, mich um 60 aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Ich realisiere diesen Schritt nun etwas früher, weil die Ablösung von PubliGroupe-Generaldirektor Jean-Jacques Zaugg durch Hans-Peter Rohner dazu auch der geeignete Anlass ist. Dazu verfügen wir in der Person von Otto Meier über einen ausgezeichneten Nachfolger, der mit 50 auch altersmässig genau richtig liegt.

Ihr Abgang kommt demnach gar nicht so überraschend?

Richtig. Nach aussen mag mein Rücktritt vielleicht überraschend aussehen; er ist es aber nicht. Ich bleibe ja bis Ende September noch voll in der Verantwortung. Wir haben die bevorstehende Veränderung jedoch schon frühzeitig kommuniziert, um einen geordneten und harmonischen Übergang zu ermöglichen.

Es ist also ein Zufall, dass Ihr Rücktritt mit dem grössten Verlust in der Geschichte der PubliGroupe zusammenfällt?

Das hat nichts miteinander zu tun, die beiden Ereignisse sind zeitlich einfach so zusammengefallen. Der von mir geleitete Bereich PubliPresse weist im Übrigen auch 2001 ein respektables Ergebnis aus, wenn auch schlechter als im Rekordjahr 2000. Der Umsatzrückgang von rund vier Prozent liegt im Branchenvergleich im Rahmen. Die schlechten Ergebnisse der PubliGroupe stammen vor allem aus dem internationalem Geschäft: Aus dem Bereich Internet, der die Erwartungen nicht erfüllte, und aus den vorsorglichen Abschreibungen bei der vor Jahresfrist erworbenen amerikanischen Panoramic Communications, welche unter dem ? nicht erst seit dem 11. September ? stark rückläufigen US-Werbemarkt leidet.

Sie nehmen Verwaltungsratsmandate an, nachdem Sie operativer Chef von Hunderten von Mitarbeitern waren. Kann Sie das befriedigen?

Bestimmt. Nach 25 Jahren Führungstätigkeit ? wovon zwölf bei der PubliGroupe ? reizt mich jetzt eine Veränderung. Ich werde natürlich auch ein bisschen ruhiger werden. Die vergangenen zwölf Jahre waren in der Schweizer Verlagslandschaft intensiv und haben sehr gefordert. Da will ich jetzt zurückschrauben und meine Erfahrungen auf anderem Weg einbringen. So werde ich ab 2003 intensive Verwaltungsratsaufgaben ausserhalb der PubliGroupe wahrnehmen. Teilweise habe ich diese bereits heute inne.


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